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Verstand und Gefühl

Titel: Verstand und Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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habe ihn genau beobachtet, und ich bin davon überzeugt. Wie hoch ist denn sein Vermögen?«
    »Ich glaube etwa zweitausend im Jahr.«
    »Zweitausend im Jahr«; und dann steigerte er sich zu enthusiastischer Großzügigkeit und fügte hinzu: »Elinor, um |244| deinetwillen wünschte ich von ganzem Herzen, daß es zweimal soviel wäre.«
    »Das glaube ich dir ja«, erwiderte Elinor, »aber ich bin ganz sicher, daß Colonel Brandon nicht den geringsten Wunsch hat,
mich
zu heiraten.«
    »Du irrst dich, Elinor; du irrst dich sehr. Nur ein klein wenig Mühe von deiner Seite, und er gehört dir. Im Augenblick ist er vielleicht noch unentschlossen; dein geringes Vermögen mag ihn noch zögern lassen; seine Freunde mögen ihm alle abraten. Aber einige dieser kleinen Aufmerksamkeiten und Ermutigungen, die den Damen so leichtfallen, werden ihn festnageln, ob er will oder nicht. Und es kann keinen Grund geben, warum du dich nicht um ihn bemühen solltest. Es ist nicht anzunehmen, daß eine frühere Neigung auf deiner Seite   ..., kurz gesagt, du weißt, was eine Neigung dieser Art betrifft, so steht das ganz außer Frage, die Einwände sind unüberwindlich – du bist zu klug, um das nicht alles selbst zu sehen. Colonel Brandon muß es sein; und es soll nicht an Zuvorkommenheit von meiner Seite fehlen, um ihn mit dir und deiner Familie glücklich zu machen. Es ist eine Partie, die allgemeine Genugtuung hervorrufen muß. Kurz gesagt, es ist eine Sache, die« – er senkte seine Stimme zu einem gewichtigen Flüstern – »
alle
, die es angeht, außerordentlich begrüßen würden.« Doch dann besann er sich und fügte hinzu: »Das heißt – ich will damit sagen, daß deine Angehörigen alle wirklich besorgt sind, dich gut verheiratet zu sehen, besonders Fanny, denn ihr liegt dein Wohlergehen sehr am Herzen, das versichere ich dir. Und ihre Mutter, Mrs.   Ferrars – übrigens eine sehr gutherzige Frau – würde es bestimmt ebenfalls sehr freuen; das sagte sie neulich.«
    Elinor würdigte ihn keiner Antwort.
    »Es wäre schon bemerkenswert«, fuhr er fort, »ja, spaßig, wenn ein Bruder von Fanny und eine Schwester von mir zur gleichen Zeit heiraten würden. Und doch ist es nicht so sehr unwahrscheinlich.«
    »Wird Edward Ferrars denn heiraten?« fragte Elinor beherzt.
    |245| »Es ist noch nicht wirklich entschieden, aber es wird so etwas in Erwägung gezogen. Er hat eine ganz vortreffliche Mutter. Mrs.   Ferrars wird sich äußerst großzügig zeigen und eintausend Pfund im Jahr auf ihn aussetzen, wenn die Heirat zustande kommt. Die Dame ist die Honourable Miss Morton, die einzige Tochter des verstorbenen Lord Morton, mit dreißigtausend Pfund – eine sehr wünschenswerte Verbindung auf beiden Seiten, und ich habe gar keinen Zweifel, daß sie mit der Zeit zustande kommen wird. Eintausend Pfund im Jahr fortzugeben, und das für immer, will für eine Mutter sehr viel heißen, aber Mrs.   Ferrars hat eine noble Gesinnung. Ich will dir noch ein anderes Beispiel von ihrer Großzügigkeit geben. Neulich, als wir gerade in der Stadt angekommen waren, drückte sie Fanny – da sie wußte, daß wir im Augenblick nicht gerade Geld im Überfluß haben – Banknoten im Betrag von zweihundert Pfund in die Hand. Das war höchst willkommen, denn das Leben während unseres Aufenthaltes hier ist sehr kostspielig.«
    Er hielt inne, um von ihr Zustimmung und Mitgefühl zu hören; und sie zwang sich zu sagen: »Eure Ausgaben in der Stadt wie auf dem Lande müssen gewiß beträchtlich sein, aber ihr habt doch auch ein großes Einkommen.«
    »Nicht so groß, möchte ich behaupten, wie es viele Leute annehmen. Aber ich will mich nicht beklagen; es ist zweifellos ein recht gutes Einkommen, und ich hoffe, es wird mit der Zeit noch besser werden. Die Einfriedung des Gemeindelandes von Norland, die jetzt vorgenommen wird, ist eine sehr starke Belastung. Und dann habe ich in diesem halben Jahr noch einen kleinen Kauf getätigt – East Kingham Farm, du erinnerst dich sicher, wo der alte Gibson lebte. Das Land zu besitzen war in jeder Hinsicht so sehr wünschenswert für mich, es schloß sich so unmittelbar an meinen eigenen Besitz an, daß ich es als meine Pflicht angesehen habe, es zu kaufen. Ich hätte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren können, es in andere Hände fallen zu lassen. Man muß für seine Annehmlichkeiten bezahlen, und es hat mich in der Tat eine Unmenge Geld gekostet.«
    |246| »Mehr, als du seinen wirklichen Wert

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