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Verstand und Gefühl

Titel: Verstand und Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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nächste Bemerkung, »in einem Landhaus in der Nähe von Dawlish.«
    Elinor berichtigte ihn, was die Lage ihres Wohnsitzes betraf, und es schien ihn ziemlich zu überraschen, daß jemand zwar in Devonshire, aber nicht in der Nähe von Dawlish leben konnte. Die Art ihres Hauses fand jedoch seine volle Anerkennung.
    »Was mich betrifft,« sagte er, »so liebe ich Landhäuser ganz ungemein; sie haben immer so etwas Behagliches und Erlesenes. Und ich erkläre feierlich, daß ich mir, wenn ich genug Geld hätte, ein kleines Stück Land, nicht weit entfernt von London, kaufen und selbst eins darauf bauen würde, wo ich dann jederzeit hinfahren, ein paar Freunde um mich versammeln und glücklich sein könnte. Ich rate jedem, der bauen will, sich ein Landhaus zu errichten. Mein Freund Lord Courtland kam neulich extra zu mir, um mich um Rat zu fragen, und legte mir drei verschiedene Pläne von Bonomi vor. Ich sollte entscheiden, welcher der beste sei. ›Mein lieber Courtland‹, sagte ich und warf sie augenblicklich alle ins Feuer, ›übernehmen Sie keinen davon, sondern bauen Sie auf alle Fälle ein Landhaus.‹ Und das, denke ich mir, wird er wohl auch tun. Einige Leute bilden sich ein, ein Landhaus könne weder Bequemlichkeit noch genügend Platz bieten; aber das ist ein Irrtum. Ich war letzte Woche bei meinem Freund Elliott in der Nähe von Dartford. Lady Elliott wollte einen Tanzabend geben. ›Aber wie ist das zu machen?‹ sagte sie; ›mein lieber Ferrars, sagen Sie mir doch, wie man das zustande bringen könnte. Es gibt in diesem Landhaus nicht einen Raum, der Platz für zehn Paare hat, und wo sollte denn das Supper gereicht werden?‹ Ich sah sofort, daß es kein Problem sein dürfte, also sagte ich: ›Meine liebe Lady Elliott, machen Sie sich keine Sorgen. Das Speisezimmer faßt mit Leichtigkeit achtzehn Paare; die Kartentische können im Gesellschaftszimmer aufgestellt werden; die Bibliothek kann offen sein für |274| Tee und andere Erfrischungen; und das Supper können Sie im Salon decken lassen.‹ Lady Elliott war entzückt von dieser Idee. Wir maßen das Speisezimmer aus und stellten fest, daß es genau achtzehn Paare fassen würde, und die Sache wurde genau nach meinem Plan arrangiert. So kann man, wie Sie sehen, in einem Landhaus tatsächlich ebenso wie in dem geräumigsten Wohnsitz jegliche Bequemlichkeit genießen, wenn man nur weiß, wie es anzufangen ist.«
    Elinor stimmte allem zu, denn sie meinte, er verdiene nicht das Kompliment eines verständigen Widerspruchs.
    Da John Dashwood nicht mehr Vergnügen an der Musik hatte als seine ältere Schwester, waren seine Gedanken gleichermaßen frei, sie auf andere Dinge zu richten; und so kam ihm während des Abends etwas in den Sinn, das er seiner Gattin, als sie nach Hause kamen, mitteilte, um ihre Zustimmung zu erhalten. Der Gedanke an Mrs.   Dennisons Irrtum, daß seine Schwestern seine Gäste seien, habe doch nahegelegt, daß es sich für sie schicken würde, sie wirklich einzuladen, während Mrs.   Jennings durch ihre Verpflichtungen von zu Hause ferngehalten wurde. Die Ausgaben seien nicht der Rede wert, die Umstände kaum größer; und es wäre im ganzen genommen eine Aufmerksamkeit, die sein empfindsames Gewissen als notwendig erachte für die vollständige Einlösung seines Versprechens seinem Vater gegenüber. Fanny war entsetzt über diesen Vorschlag.
    »Ich kann nicht sehen, wie wir das tun können«, sagte sie, »ohne Lady Middleton zu beleidigen, denn sie verbringen doch jeden Tag bei ihr; sonst würde ich es wirklich sehr gern tun. Du weißt, ich bin immer bereit, ihnen jede Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen, die in meiner Macht liegt, und daß ich sie heute abend mitgenommen habe, beweist es doch. Aber sie sind Lady Middletons Gäste. Wie kann ich sie da bitten, von ihr fortzugehen?«
    Ihr Gatte wandte, wenn auch sehr vorsichtig, ein, daß er ihre Bedenken nicht als zwingend ansehe. »Sie haben schon eine Woche auf diese Weise in Conduit Street zugebracht, und Lady Middleton kann doch nicht beleidigt sein, wenn |275| sie so nahen Verwandten die gleiche Anzahl von Tagen gewähren.«
    Fanny sagte einen Augenblick lang nichts und erklärte dann mit frischer Energie: »Mein lieber Schatz, ich würde sie von Herzen gern herbitten, wenn es mir möglich wäre. Aber ich hatte gerade für mich beschlossen, die Misses Steele einzuladen, ein paar Tage bei uns zu verbringen. Es sind so wohlerzogene, gute Mädchen, und ich denke, diese

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