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Verstand und Gefühl

Titel: Verstand und Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Aufmerksamkeit gebührt ihnen, wo sich ihr Onkel um Edward so verdient gemacht hat. Wir können deine Schwestern in einem anderen Jahr einladen, weißt du; aber die Misses Steele kommen vielleicht nie wieder in die Stadt; du wirst sie ganz bestimmt mögen; tatsächlich magst du sie doch jetzt schon sehr, nicht wahr, und deine Mutter auch; und sie sind so beliebt bei Harry!«
    Mr.   Dashwood war überzeugt. Er erkannte die Notwendigkeit, die Misses Steele einzuladen, augenblicklich, und sein Gewissen war beruhigt durch den Beschluß, seine Schwestern in einem anderen Jahr einzuladen; doch gleichzeitig vermutete er insgeheim, daß ein weiteres Jahr die Einladung unnötig machen würde, da es Elinor als Colonel Brandons Gattin und Marianne als deren Besucherin in die Stadt bringen würde.
    Fanny, die frohlockte, daß sie dieser Gefahr entronnen und stolz auf ihre rasche Reaktion und ihr Geschick war, die ihr das erwirkt hatten, schrieb am nächsten Morgen an Lucy, um sie und ihre Schwester für einige Tage um ihre Gesellschaft in Harley Street zu bitten, sobald Lady Middleton sie entbehren könne. Das war genug, um Lucy mit Recht wirklich glücklich zu machen. Mrs.   Dashwood schien sich tatsächlich für sie einzusetzen, schien alle ihre Hoffnungen zu teilen und alle ihre Absichten zu unterstützen! Eine solche Gelegenheit, mit Edward und seiner Familie zusammenzusein, war vor allen Dingen höchst wichtig für ihre Belange und eine solche Einladung höchst befriedigend für ihre Gefühle. Es war ein Vorzug, der gar nicht dankbar genug anerkannt und gar nicht schnell genug genutzt werden konnte; und was den Besuch |276| bei Lady Middleton betraf, der vorher nicht genau begrenzt worden war, so stellte man sogleich fest, daß er von vornherein in zwei Tagen hätte enden sollen.
    Als Elinor das Billett zu sehen bekam, was zehn Minuten nach seinem Eintreffen geschah, ließ es sie zum ersten Mal die Erwartungen Lucys etwas teilen, denn ein solches Zeichen ungewöhnlicher Freundlichkeit, nach einer so kurzen Bekanntschaft gewährt, schien zu besagen, daß das Wohlwollen Lucy gegenüber von mehr als nur Gehässigkeit gegen sie selbst herrührte und mit der Zeit und mit Geschick alles erreicht werden konnte, was Lucy wünschte. Ihre Schmeicheleien hatten bereits den Stolz Lady Middletons bezwungen und einen Eingang in Mrs.   John Dashwoods enges Herz gefunden; und all dies waren Erfolge, die vermuten ließen, daß noch bedeutendere folgen würden.
    Die Misses Steele zogen nach Harley Street um, und alles, was Elinor über deren Einfluß dort hörte, bestärkte sie in ihrer Erwartung des Ereignisses. Sir John, der sie mehr als einmal besuchte, kam mit Berichten über die Gunst, deren sie sich dort erfreuten, die allgemeines Erstaunen hervorrufen mußten. Mrs.   Dashwood habe noch niemals in ihrem Leben einen solchen Gefallen an jungen Mädchen gefunden wie an den beiden; sie habe jeder ein von einem Emigranten angefertigtes Nadelbuch geschenkt, nenne Lucy bei ihrem Vornamen und wisse nicht, ob sie sich jemals wieder von ihnen trennen könne.

|277| Kapitel 37
    Mrs.   Palmer ging es nach zwei Wochen so gut, daß ihre Mutter es nicht länger für nötig hielt, ihr ihre ganze Zeit zu widmen; und indem sie sich nun damit begnügte, sie ein- bis zweimal am Tag zu besuchen, kehrte sie in ihr Haus und zu ihren alten Gewohnheiten zurück, wo sie die Misses Dashwood sehr bereit fand, ihren früheren Anteil daran wiederaufzunehmen.
    Etwa am dritten oder vierten Vormittag, nachdem sie sich nun wieder in Berkeley Street eingerichtet hatten, kam Mrs.   Jennings nach ihrer Rückkehr von ihrem üblichen Besuch bei Mrs.   Palmer so eilig und voller Wichtigkeit in das Besuchszimmer gelaufen, in dem sich Elinor allein befand, daß diese erwartete, etwas ganz Wunderbares zu erfahren; und nachdem ihr Mrs.   Jennings gerade soviel Zeit gelassen hatte, diesen Gedanken zu fassen, begann sie augenblicklich, ihn zu bestätigen durch die Worte: »Großer Gott, meine liebe Miss Dashwood! Haben Sie schon die Neuigkeiten gehört?«
    »Nein, Ma’am. Was gibt es denn?«
    »Etwas sehr Merkwürdiges! Aber Sie sollen alles hören. Als ich zu Mrs.   Palmer kam, fand ich Charlotte völlig aufgelöst wegen des Kindes. Sie war sicher, es sei sehr krank – es schrie und quälte sich und war voller Pusteln. Ich sah mir das gleich an und sagte: ›Mein Gott, meine Liebe, das sind doch nur Schweißblattern‹, weiter nichts, und die Kinderfrau sagte dasselbe.

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