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Verstand und Gefühl

Titel: Verstand und Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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sollten.«
    Elinor war erneut genötigt, ihre Einladung auszuschlagen; und sie machte Mrs.   Palmers dringenden Bitten ein Ende, indem sie das Thema wechselte. Sie hielt es für wahrscheinlich, daß sie von Mrs.   Palmer, da diese in der gleichen Gegend wie Willoughby lebte, genauere Einzelheiten über dessen Charakter |129| erfahren konnte, als dies von den einseitig für ihn eingenommenen Middletons der Fall war; ihr lag sehr daran, von jemand eine Bestätigung seiner Vorzüge zu bekommen, die ihr die Befürchtungen Mariannes wegen nehmen könnten. So erkundigte sie sich, ob sie in Cleveland oft mit Mr.   Willoughby zusammenträfen und ob sie näher mit ihm bekannt seien.
    »Du liebe Zeit, ja; ich kenne ihn außerordentlich gut«, erwiderte Mrs.   Palmer. »Nicht, daß ich jemals mit ihm gesprochen hätte, das nicht, aber ich habe ihn immerzu in der Stadt gesehen. Irgendwie ergab es sich niemals, daß ich mich in Barton aufhielt, während er in Allenham war. Einmal hat ihn Mama hier gesehen, aber da war ich mit meinem Onkel in Weymouth. Es wäre gut möglich gewesen, ihn häufig in Somersetshire zu sehen, wenn wir nicht dummerweise immer zu einer anderen Zeit auf dem Land gewesen wären als er. Er ist sehr wenig in Combe, glaube ich; aber wenn er auch noch so oft dort anwesend wäre, ich glaube nicht, daß Mr.   Palmer ihn besuchen würde, denn er ist in der Opposition, wissen Sie, und außerdem ist es so weit weg. Ich weiß sehr wohl, warum Sie nach ihm fragen; Ihre Schwester wird ihn ja heiraten. Ich freue mich mächtig darüber, denn dann werde ich sie zur Nachbarin haben.«
    »Auf mein Wort«, erwiderte Elinor, »dann wissen Sie viel mehr darüber als ich, wenn Sie eine solche Verbindung erwarten können.«
    »Tun Sie nicht so, als wollten Sie es leugnen, Sie wissen doch, daß alle Welt darüber spricht. Ich versichere Ihnen, ich habe auf meinem Weg durch die Stadt davon gehört.«
    »Meine liebe Mrs.   Palmer!«
    »Bei meiner Ehre, das habe ich wirklich. Ich traf Colonel Brandon am Montag vormittag in Bond Street, kurz bevor wir die Stadt verließen, und er hat es mir gleich erzählt.«
    »Sie überraschen mich sehr. Colonel Brandon soll Ihnen davon erzählt haben! Bestimmt haben Sie sich geirrt. Jemandem so etwas mitzuteilen, der daran gar nicht interessiert sein konnte, würde ich – selbst, wenn es stimmen würde – Colonel Brandon niemals zutrauen.«
    |130| »Aber ich versichere Ihnen, es war trotzdem so, und ich will Ihnen auch erzählen, wie es kam. Als wir ihn trafen, kehrte er mit uns um; und wir sprachen dann über meinen Schwager und meine Schwester, und eins kam zum anderen, und ich sagte zu ihm: ›Colonel Brandon, ich habe gehört, es ist eine neue Familie nach Barton Cottage gekommen, und Mama schreibt mir, die Mädchen seien sehr hübsch, und eine von ihnen würde Mr.   Willoughby von Combe Magna heiraten. Sagen Sie bitte, stimmt das? Sie müssen es wissen, denn Sie sind ja erst kürzlich in Devonshire gewesen.‹«
    »Und was hat der Colonel gesagt?«
    »Ach, er hat nicht viel gesagt, aber er sah aus, als wüßte er, daß es stimmt, und von dem Augenblick an war es für mich klar. Das wird ganz wunderbar, das sage ich Ihnen! Wann soll denn die Hochzeit sein?«
    »Colonel Brandon ging es doch hoffentlich gut?«
    »O ja, sehr gut; und er war so voll des Lobes über Sie, er sagte nichts als hübsche Dinge von Ihnen.«
    »Sein Lob schmeichelt mir. Er scheint ein vortrefflicher Mensch zu sein, ich finde ihn außergewöhnlich liebenswürdig.«
    »Das tue ich auch. Er ist ein so bezaubernder Mann, und es ist wirklich schade, daß er so ernst und so langweilig ist. Mama sagt, er ist ebenfalls in Ihre Schwester verliebt. Ich versichere Ihnen, es wäre ein großes Kompliment, wenn es stimmte, denn er verliebt sich kaum einmal in jemand.«
    »Kennt man Mr.   Willoughby in Ihrem Teil von Somersetshire sehr gut?« fragte Elinor.
    »O ja, außerordentlich gut; das heißt, ich glaube nicht, daß viele Leute direkt mit ihm bekannt sind, denn Combe Magna liegt so weit abseits; aber man hält ihn allgemein für außerordentlich liebenswürdig, das versichere ich Ihnen. Niemand ist beliebter als Mr.   Willoughby, wo er auch hinkommt, das können Sie Ihrer Schwester erzählen. Bei meiner Ehre, sie hat mächtiges Glück, daß sie ihn bekommt – nicht, daß
er
nicht noch viel größeres Glück hätte,
sie
zu bekommen, denn sie ist so sehr schön und liebenswürdig, daß nichts für sie gut genug |131|

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