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Verstand und Gefühl

Titel: Verstand und Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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sein kann. Aber ich halte sie überhaupt nicht für schöner als Sie, das versichere ich Ihnen, denn ich finde Sie beide ungemein hübsch, und das tut bestimmt auch Mr.   Palmer, wenn wir ihn gestern abend auch nicht dazu bringen konnten, es zuzugeben.«
    Mrs.   Palmers Informationen über Willoughby waren nicht sehr aufschlußreich, doch jede Aussage zu seinen Gunsten, wie gering sie auch sein mochte, war erfreulich für sie.
    »Ich bin so froh, daß wir uns endlich kennengelernt haben«, fuhr Charlotte fort. »Und ich hoffe, daß wir nun immer gute Freunde sein werden. Sie können sich nicht vorstellen, wie es mich verlangte, Sie zu sehen! Es ist ganz wunderbar, daß Sie in dem Landhaus leben. Es gibt gewiß nichts, was dem gleichkommt. Ich bin so froh, daß sich Ihre Schwester so gut verheiraten wird! Ich hoffe, Sie werden sehr viel in Combe Magna sein. Es ist ein reizendes Anwesen, nach allem, was man hört.«
    »Sie sind schon lange mit Colonel Brandon bekannt, nicht wahr?«
    »Ja, eine ganze Weile; seit meine Schwester geheiratet hat. Er war schon immer ein besonderer Freund von Sir John, glaube ich«, fügte sie mit leiser Stimme hinzu, »er wäre sehr froh gewesen, wenn er mich hätte haben können. Sir John und Lady Middleton hätten es sehr gern gesehen. Aber Mama meinte, die Partie wäre nicht gut genug für mich, andernfalls hätte Sir John es dem Colonel gegenüber erwähnt, und wir hätten sofort geheiratet.«
    »Hat denn Colonel Brandon vorher gar nicht gewußt, daß Sir John Ihrer Mutter diesen Vorschlag machen wollte? Hat er Ihnen denn niemals seine Zuneigung gestanden?«
    »O nein, aber wenn Mama nichts dagegen gehabt hätte, wäre er sicher sehr erfreut gewesen. Er hatte mich damals nicht mehr als zweimal gesehen, denn ich ging zu der Zeit noch zur Schule. Aber ich bin viel glücklicher, so wie es ist. Mr.   Palmer ist genau der richtige Mann für mich.«

|132| Kapitel 21
    Die Palmers fuhren am nächsten Tag zurück nach Cleveland, und die beiden Familien in Barton mußten einander nun wieder allein unterhalten. Aber das dauerte nicht lange; Elinor waren ihre letzten Besucher kaum aus dem Sinn gekommen – sie hatte kaum aufgehört, sich darüber zu wundern, daß Charlotte ohne jede Veranlassung so glücklich war, daß sich Mr.   Palmer bei seinen guten Fähigkeiten so töricht benahm und daß so häufig zwischen Gatte und Gattin ein solches Mißverhältnis bestand   –, als Sir Johns und Mrs.   Jennings große Rührigkeit zum Wohle des gesellschaftlichen Verkehrs auch schon für weitere neue Bekannte für sie sorgte, die zu besuchen und in Augenschein zu nehmen waren.
    Eines Vormittags bei einem Ausflug nach Exeter waren sie nämlich mit zwei jungen Damen zusammengetroffen, die Mrs.   Jennings mit Genugtuung als Verwandte von ihr erkannte; und das genügte Sir John, sie sogleich nach Barton Park einzuladen, sobald ihre augenblicklichen Verpflichtungen in Exeter es zuließen. Ihre Verpflichtungen in Exeter schwanden bei einer solchen Einladung augenblicklich dahin, und Lady Middleton geriet bei der Rückkehr Sir Johns in keine geringe Unruhe, als sie hörte, daß sie sehr bald den Besuch von zwei Mädchen empfangen sollte, die sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte und von deren Vornehmheit – selbst von deren leidlich vornehmer Herkunft – sie keinen Beweis haben konnte; denn die Versicherungen ihres Gatten und ihrer Mutter zu diesem Thema besagten gar nichts. Daß sie auch mit ihr verwandt waren, machte es nur um so schlimmer; und Mrs.   Jennings’ Versuche, sie zu trösten, waren somit von vornherein wenig erfolgversprechend, als sie ihrer Tochter |133| riet, es nicht so wichtig zu nehmen, ob sie vornehm seien oder nicht, denn sie seien doch alle verwandt und müßten miteinander auskommen.
    Da es nun jedoch unmöglich war, ihr Kommen zu verhindern, fand sich Lady Middleton mit der ganzen Gelassenheit einer wohlerzogenen Frau damit ab und gab sich damit zufrieden, ihrem Gatten lediglich fünf- bis sechsmal am Tag einen sanften Verweis zu erteilen.
    Die jungen Damen trafen ein, und ihre Erscheinung zeigte keineswegs einen Mangel an Eleganz oder Vornehmheit. Sie waren sehr modisch gekleidet, hatten sehr höfliche Umgangsformen, waren entzückt von dem Haus und begeistert von der Einrichtung, und sie liebten zufällig auch Kinder abgöttisch, so daß sie die gute Meinung Lady Middletons bereits gewonnen hatten, als sie noch keine Stunde in Barton Park waren. Sie stellte fest, daß

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