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Verstand und Gefühl

Titel: Verstand und Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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kam Mrs.   Palmer durch die andere hereingelaufen und sah so gutgelaunt und fröhlich aus wie am Tag zuvor. Sie nahm sie alle äußerst herzlich an die Hand und zeigte sich höchst erfreut, sie wiederzusehen.
    »Ich freue mich so, daß Sie hier sind!« sagte sie und nahm zwischen Elinor und Marianne Platz, »denn das Wetter ist so schlecht, daß ich schon fürchtete, Sie würden nicht kommen; das wäre ganz schrecklich, wo wir doch morgen schon wieder abfahren. Wir müssen abreisen, weil nächste Woche die Westons zu uns kommen, wissen Sie. Die Reise hierher kam überhaupt ganz plötzlich, ich wußte nichts davon, bis die Kutsche vorgefahren kam, und dann fragte mich Mr.   Palmer, ob ich mit ihm nach Barton kommen wolle. Er ist ja so komisch! Er sagt mir nie etwas! Es tut mir so leid, daß wir nicht länger bleiben können; aber ich hoffe, wir sehen uns sehr bald in der Stadt wieder.«
    Die Schwestern waren genötigt, solchen Erwartungen von vornherein ein Ende zu machen.
    »Nicht in die Stadt kommen!« rief Mrs.   Palmer mit einem Lachen; »dann werde ich aber sehr enttäuscht sein. Ich könnte Ihnen das hübscheste Haus der Welt gleich neben dem unseren in Hanover Square verschaffen. Sie müssen unbedingt kommen. Ich werde Sie bis zu meiner Niederkunft bestimmt liebend gern zu jeder Zeit begleiten, falls Mrs.   Dashwood nicht gern ausgehen sollte.«
    Sie dankten ihr, waren aber genötigt, all ihren dringenden Bitten zu widerstehen.
    »Ach, mein Lieber«, rief Mrs.   Palmer ihrem Gatten zu, der |125| gerade den Salon betrat, »du mußt mir helfen, die Misses Dashwood zu überreden, diesen Winter in die Stadt zu kommen.«
    Ihr Lieber antwortete nicht; und nachdem er zu den Damen hin eine leichte Verbeugung gemacht hatte, begann er, sich über das Wetter zu beklagen.
    »Einfach schrecklich ist das alles!« sagte er. »Solches Wetter macht einem alle Welt zuwider. Wenn es regnet, ist es im Haus ebenso stumpfsinnig wie draußen. Man fängt an, alle seine Bekannten zu verabscheuen. Was zum Teufel veranlaßt Sir John, kein Billardzimmer in seinem Haus zu haben? Wie wenig Leute doch wissen, was Behaglichkeit ist! Sir John ist ebenso langweilig wie das Wetter.«
    Die übrigen Gäste erschienen ebenfalls bald.
    »Ich fürchte, Miss Marianne«, sagte Sir John, »Sie konnten heute nicht Ihren üblichen Spaziergang nach Allenham machen.«
    Marianne machte ein sehr ernstes Gesicht und sagte nichts.
    »Oh, tun Sie nicht so geheimnisvoll vor uns«, sagte Mrs.   Palmer; »ich versichere Ihnen, wir wissen alles; und ich bewundere sehr Ihren Geschmack, denn ich finde, er ist außerordentlich gutaussehend. Wir leben auf dem Land nicht weit von ihm entfernt, wissen Sie – nicht mehr als zehn Meilen, würde ich sagen.«
    »Viel eher dreißig«, sagte ihr Gatte.
    »Na ja, das ist kein so großer Unterschied. Ich war noch nie in seinem Haus, aber es heißt, es ist ein hübsches, freundliches Anwesen.«
    »Es ist das abscheulichste Anwesen, das ich je in meinem Leben gesehen habe«, sagte Mr.   Palmer.
    Marianne schwieg beharrlich, doch ihr Gesicht verriet ihr Interesse an allem, was gesagt wurde.
    »Ist es so häßlich?« fuhr Mrs.   Palmer fort, »Dann muß es wohl ein anderes Anwesen sein, das so hübsch ist.«
    Als alle im Speisezimmer Platz genommen hatten, bemerkte Sir John mit Bedauern, daß sie ja nur acht Personen seien.
    |126| »Meine Liebe«, sagte er zu seiner Gattin, »es ist ganz unerträglich, daß wir nur so wenige sind. Warum hast du die Gilberts heute nicht zu uns gebeten?«
    »Habe ich dir nicht gesagt, als du vorher mit mir darüber sprachst, daß es nicht möglich war, John? Das letzte Mal waren sie doch bei
uns
zum Dinner, nicht wir bei ihnen.«
    »Sie und ich, Sir John«, sagte Mrs.   Jennings, »wir würden das nicht so förmlich nehmen.«
    »Dann hätten Sie überhaupt keine Manieren«, rief Mr.   Palmer.
    »Mein Lieber, du widersprichst allen Leuten«, sagte seine Gattin mit ihrem üblichen Lachen. »Weißt du, daß du ganz ungehobelt bist?«
    »Ich wüßte nicht, daß ich jemand widersprochen hätte, wenn ich von deiner Mutter sage, daß sie keine Manieren hat.«
    »Ach, Sie können mich soviel beschimpfen, wie Sie wollen«, sagte die gutmütige alte Dame. »Sie haben mir Charlotte abgenommen und können Sie nicht wieder zurückgeben. Ich habe Sie also in der Hand.«
    Charlotte lachte herzlich bei dem Gedanken, daß ihr Gatte sie nicht mehr loswerden könne, und sagte frohlockend, sie mache sich nichts

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