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Verstand und Gefühl

Titel: Verstand und Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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sich ohne Widerstreben, denn auf keiner Seite war etwas gesagt worden, was ihre gegenseitige Abneigung verringert hätte; und |165| Elinor nahm mit der traurigen Überzeugung am Kartentisch Platz, daß Edward nicht nur keine Liebe für die Person empfand, die seine Frau werden sollte, sondern daß er nicht einmal die Chance hatte, in der Ehe einigermaßen glücklich zu werden, was eine aufrichtige Zuneigung von ihrer Seite immerhin möglich gemacht hätte; denn einzig und allein Eigennutz konnte eine Frau bestimmen, einen Mann an ein Verlöbnis zu binden, dessen er, wie sie sehr wohl wußte, überdrüssig war.
    Von dieser Zeit an wurde das Thema von Elinor nie wieder aufgegriffen, und wenn Lucy darauf zu sprechen kam – die selten eine Gelegenheit dazu versäumte und besonders darauf bedacht war, ihre Vertraute jedesmal, wenn sie einen Brief von Edward bekam, von ihrem Glück in Kenntnis zu setzen   –, ging sie zwar mit Gelassenheit und Vorsicht darauf ein, ließ es aber fallen, sobald es die Höflichkeit gestattete; denn sie empfand solche Gespräche als ein Entgegenkommen, das Lucy nicht verdiente und das für sie selbst riskant war.
    Der Besuch der Misses Steele in Barton Park wurde weit über die ursprünglich vorgesehene Dauer der Einladung ausgedehnt. Sie wurden immer beliebter, und man konnte nicht mehr ohne sie auskommen; Sir John wollte nichts von ihrer Abreise hören; und trotz ihrer zahlreichen und lange vorher eingegangenen Verpflichtungen in Exeter, trotz der absoluten, an jedem Ende der Woche erneut dringend werdenden Notwendigkeit zurückzukehren, um sie sofort zu erfüllen, wurden sie bewogen, fast zwei Monate in Barton Park zu bleiben und bei dem gebührenden Begehen jener Festtage mitzuhelfen, die einen über das gewöhnliche Maß hinausgehenden Anteil an Hausbällen und großen Dinnern erforderten, um ihre Bedeutung kundzutun.

|166| Kapitel 25
    Obgleich es Mrs.   Jennings Gewohnheit war, einen großen Teil des Jahres im Hause ihrer Kinder oder Freunde zu verbringen, war sie nicht ohne einen eigenen festen Wohnsitz. Seit dem Tod ihres Gatten, der in einem weniger eleganten Stadtteil einen erfolgreichen Handel betrieben hatte, wohnte sie jeden Winter in einem Haus in einer der Straßen in der Nähe des Portman Square. Und mit dem Herannahen des Januar richteten sich ihre Gedanken schließlich auf dieses Heim; und eines Tages bat sie, ganz plötzlich und unerwartet, die beiden älteren Misses Dashwood, sie dorthin zu begleiten. Elinor lehnte die Einladung – ohne die wechselnde Gesichtsfarbe und den lebhaften Blick ihrer Schwester wahrzunehmen, die nicht gerade von Gleichgültigkeit gegenüber dem Plan zeugten – sofort dankbar, doch entschieden für beide ab; und sie glaubte, dabei in ihrem beiderseitigen Interesse zu sprechen. Der Grund, den sie geltend machte, war ihr fester Entschluß, ihre Mutter zu dieser Jahreszeit nicht allein zu lassen. Mrs.   Jennings hörte sich ihre Absage einigermaßen überrascht an und wiederholte sogleich ihre Einladung.
    »Du lieber Gott, ich bin sicher, Ihre Mutter kann Sie sehr wohl entbehren, und ich bitte Sie herzlich, mir die Freude Ihrer Gesellschaft zu machen, ich habe ganz mein Herz daran gehängt. Glauben Sie nicht, daß Sie mir irgendwie zur Last fallen könnten, denn ich werde mir Ihretwegen keinen Zwang antun. Ich muß nur Betty mit der Postkutsche hinschicken, und das kann ich mir wohl noch leisten. Wir drei können sehr gut in meiner Kutsche Platz finden; und wenn wir in der Stadt sind und Sie mich nicht überall dahin begleiten möchten, wo ich hingehe – schön und gut, dann können |167| Sie sich immer einer meiner Töchter anschließen. Bestimmt hat Ihre Mutter nichts dagegen; denn ich hatte so ein Glück damit, meine eigenen Kinder unter die Haube zu bekommen, daß sie mich durchaus für geeignet halten wird, Sie unter meine Fittiche zu nehmen. Und wenn ich nicht wenigstens eine von Ihnen gut verheiratet habe, bevor ich Sie wieder abreisen lasse, soll es meine Schuld nicht sein. Ich werde bei all den jungen Männern ein gutes Wort für Sie einlegen, darauf können Sie sich verlassen.«
    »Ich habe so eine Ahnung«, sagte Sir John, »daß Miss Marianne nichts gegen einen solchen Plan einzuwenden hätte, wenn ihre ältere Schwester mitmachen würde. Es wäre wirklich sehr hart, wenn sie nicht ein wenig Vergnügen haben sollte, nur weil Miss Dashwood es nicht möchte. Ich rate euch also, daß ihr zwei euch auf den Weg in die Stadt macht, wenn

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