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Verstand und Gefühl

Titel: Verstand und Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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verschaffen.«
    Elinor sprach ihm darauf ihren tiefempfundenen Dank aus und versicherte ihm, daß sie von der Übermittlung des Gesagten einen großen Gewinn für Marianne erwarte.
    »Ihre Bemühungen«, sagte sie, »ihn freizusprechen, haben mich noch mehr geschmerzt als alles andere, denn das quält und verwirrt sie mehr, als es die vollkommenste Überzeugung seiner Unwürdigkeit tun kann. Nun, obgleich es sie zuerst sehr unglücklich machen wird, wird sie gewiß bald ruhiger werden. Haben Sie«, fuhr sie nach einem kurzen Schweigen fort, »Mr.   Willoughby jemals wiedergesehen, seit Sie Barton verlassen haben?«
    »Ja«, erwiderte er ernst, »einmal.
Ein
Treffen war unvermeidlich.«
    Elinor, erschrocken darüber, wie er das sagte, sah ihn besorgt an und fragte: »Wie, sind Sie mit ihm zusammengetroffen, um   ...«
    »Ich konnte ihm in keiner anderen Weise begegnen. Eliza hatte mir, wenn auch äußerst widerstrebend, den Namen ihres Liebhabers gestanden; und als er in die Stadt zurückkam – das war zwei Wochen nach mir – vereinbarten wir das Treffen, er, um sein Verhalten zu verteidigen, ich, um es zu bestrafen. Wir kehrten unverletzt zurück, und so wurde von dem Duell nichts bekannt.«
    Elinor seufzte über eine solche angebliche Notwendigkeit, doch einen Mann und Soldaten wagte sie dafür nicht zu tadeln.
    »Dies«, sagte Colonel Brandon nach einer Pause, »war die unglückselige Ähnlichkeit der Schicksale von Mutter und Tochter! Und so unvollkommen habe ich meine Pflicht erfüllt!«
    »Ist sie noch in der Stadt?«
    |230| »Nein, sobald sie sich von ihrer Entbindung erholt hatte – denn ich fand sie kurz vor ihrer Niederkunft   –, brachte ich sie und das Kind aufs Land, und dort ist sie auch jetzt noch.«
    Da er sich bald darauf besann, daß er Elinor wahrscheinlich von ihrer Schwester fernhielt, beendete er seinen Besuch, empfing von ihr noch einmal die gleichen warmen Dankesworte und ließ sie voller Mitgefühl und Achtung für ihn zurück.

|231| Kapitel 32
    Als Miss Dashwood alle Einzelheiten dieses Gesprächs ihrer Schwester wiedererzählte, was bald geschah, war die Wirkung auf Marianne nicht ganz so, wie sie es gehofft hatte. Nicht, daß diese der Wahrheit in irgendeinem Punkt zu mißtrauen schien, denn sie hörte sich alles mit der größten ungeteilten und ergebenen Aufmerksamkeit an, machte keine Einwände oder Bemerkungen, versuchte nicht, Willoughby zu verteidigen, und schien mit ihren Tränen zu zeigen, daß sie das auch als unmöglich empfand. Doch obgleich ein solches Verhalten Elinor die Gewißheit gab, daß Marianne schließlich von seiner Schuld überzeugt war   –, obgleich sie dies mit Befriedigung auch daran erkannte, daß sie Colonel Brandon nicht mehr mied, wenn er kam, daß sie mit ihm sprach, sogar von sich aus und mit einer Art mitleidvoller Achtung, und obgleich sie sah, daß ihre heftige Reizbarkeit nachgelassen hatte, konnte sie nicht feststellen, daß sie weniger unglücklich war. Sie wurde ruhiger, doch diese Ruhe drückte sich in einer düsteren Mutlosigkeit aus. Sie empfand den Verlust ihres Vertrauens in Willoughbys Charakter noch stärker, als sie den Verlust seiner Liebe empfunden hatte; die Tatsache, daß er Miss Williams verführt und im Stich gelassen hatte, das Elend dieses armen Mädchens und die Zweifel daran, was seine Absichten ihr selbst gegenüber einmal gewesen sein mochten, all das quälte sie so sehr, daß sie sich nicht einmal überwinden konnte, mit Elinor über ihre Gefühle zu sprechen; und ihr stilles Brüten über ihrem Kummer schmerzte ihre Schwester mehr, als es die häufigsten und offensten Bekenntnisse der Ursachen dafür getan haben könnten.
    Die Gefühle und die Worte Mrs.   Dashwoods beim Empfangen |232| und Beantworten von Elinors Brief wiederzugeben hieße nur, alles, was ihre Töchter bereits empfunden und gesagt hatten, zu wiederholen – eine kaum weniger schmerzliche Enttäuschung als Mariannes und eine noch stärkere Empörung als Elinors. Lange Briefe trafen in rascher Folge von ihr ein, um ihnen all das zu berichten, was sie litt und dachte – um ihre bange Sorge um Marianne auszudrücken und sie inständig zu bitten, dieses Unglück mit Seelenstärke zu tragen! Schlimm in der Tat mußte die Art von Mariannes Kummer sein, wenn ihre Mutter von
Seelenstärke
sprechen konnte! Demütigend und erniedrigend mußte der Ursprung dieses Kummers sein, dem sich hinzugeben
sie
Marianne nicht wünschen konnte!
    Entgegen ihrem eigenen

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