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Versteckt

Versteckt

Titel: Versteckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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der Fütterung waren sie alle lammfromm. Vielleicht hatten sie ja auch Beruhigungsmittel ins Futter getan. Die meisten Hunde wirkten verstört und verwirrt und waren nur noch Haut und Knochen.
    Als sie die ersten Kadaver fanden, wollte ich schon nicht mehr so genau hinsehen.
    Es waren vier, ein Welpe, ein Dobermann und zwei mittelgroße Mischlinge.
    Die anderen Hunde hatten sie offenbar angefressen.
    Dann kam mein Vater.
    Er war stinksauer und zerrte mich ins Auto. Wir saßen schweigend da. Er schüttelte den Kopf und knurrte wütend. Sein Gesicht wurde immer röter. Er hätte mich nur zu gern geschlagen, und ich sah, wie schwer es ihm fiel, sich zusammenzureißen.
    Wahrscheinlich hatte ich ihn wieder mal enttäuscht.
    Diese Geschichte erzählte ich bei zwei Runden Schokoladen-Egg-Cream. Sie machten große Augen.
    »Ben und Mary wurden übrigens nie gefunden.«
    »Nicht?« Steven hatte die Angewohnheit, mit dem Zeigefinger auf einen zu deuten, wenn er eine Frage stellte. Als ob alles, was man sagte, gelogen wäre. Dazu legte er den Kopf leicht schief und sah einem unter seinen dunklen Augenbrauen hervor ins Gesicht. Wahrscheinlich übte er schon mal für seine spätere Karriere als Rechtsanwalt. Jedenfalls machte er so einen sehr scharfsinnigen Eindruck.
    »Nein. Eine Woche später fanden wir mehr heraus. Zumindest, warum sie verschwunden waren, denn plötzlich tratschte man überall herum, dass sie mit der Hypothek im Rückstand gewesen wären und die Bank sie schon vor einem Monat hatte rauswerfen wollen. Anscheinend hatten sie die Räumungsaufforderungen einfach ignoriert, und als Ben Murphy persönlich rausgefahren ist, um sie rauszuschmeißen, haben sie einfach nur zugehört und genickt und sind kurz darauf Hals über Kopf verschwunden.«
    »Die armen Hunde.« Kimberley sog, mit dem Strohhalm gurgelnd, den letzten Tropfen aus ihrem Glas. »Wie gemein . Wieso schafft man sich erst so viele Hunde an und ist dann so fies zu ihnen?«
    »Das passiert doch ständig«, sagte Steven.
    Casey beugte sich zu mir vor. »Hat man nach ihnen gesucht? Nach Ben und, wie hieß sie noch gleich, Mary?«
    »Klar. Nur nicht besonders gründlich, nehme ich an. Das mit der Hypothek war eine einleuchtende Erklärung für ihre Flucht, da hat niemand weiter nachgefragt. Alle haben sich wegen der Hunde das Maul zerrissen. Darüber konnte man wenigstens reden, auch mit uns Kindern. Ich weiß noch, wie unglaublich es mir vorkam, als ein Bekannter meiner Mutter erzählte, dass Ben und Mary Geschwister und erst in den Dreißigern waren. Wir hatten sie uns immer als runzliges altes Ehepaar vorgestellt. Ein böser Zauberer und seine Hexe. Aber jetzt kommt’s: Sie sind beide in der Klapse aufgewachsen, ohne Scheiß. In der Anstalt drüben in Augusta. Bis sie Teenager waren. Ihre Mutter war eine Säuferin, hat im Rotlichtviertel von Boston gestrippt. Da fragt man sich doch, was sie mit den vielen Hunden wirklich angestellt haben, oder?«
    »Mein Gott.«
    »Ist das wahr?« Wieder der Zeigefinger, wieder die hochgezogene Augenbraue.
    »Ich schwör’s. Zumindest lautete so das offizielle Gerücht.«
    »Mein Gott.«
    »Gute Geschichte«, sagte Casey.
    Da hatte sie recht. Gut genug zumindest für ein paar Egg Creams bei Harmon’s. Danach war uns wieder langweilig. Man hatte das Crouch-Haus ausgeräumt und renoviert, und ein paar Jahre lang hatte dort ein pensionierter Arzt mit seiner Frau gewohnt. Alles ging seinen geregelten Gang. Er machte aus dem Haus wieder einen zivilisierten Ort. Nun war auch der alte Doktor schon lange fort, das Haus stand wieder leer und war nur noch ein weiteres Haus im Wald. Nichts Besonderes.
    Als Kinder hatten wir natürlich unseren Spaß gehabt. Einige Jahre lang hatte Dead River sein eigenes Spukhaus, wo man an Halloween hingehen konnte, wenn man sich traute. Aber das war, bevor der Doktor einzog.
    Und wie Teenager nun mal so sind, wurden die Geschichten um Ben und Mary immer wilder.
    Zum Beispiel waren sie in Wahrheit tot, und ihre Geister hatten die Arbeiter heimgesucht, die den Keller ausräumen wollten. In nebligen, regnerischen Nächten konnte man sie nach ihren Hunden rufen hören. An diesem Garn hatte ich kräftig mitgesponnen, bis ich irgendwann zu alt dafür war.
    Meine Lieblingsgeschichte drehte sich um ihr Verschwinden.
    Angeblich wurden sie gar nicht aus dem Haus geworfen. Die Hunde hatten sie gefressen. Bis auf den letzten Fetzen, sogar die Knochen. Diese Geschichte gefiel mir. Ich glaube, Rafferty hat sie

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