Verstohlene Blicke - Erotischer Roman
sie ihnen doch sicher erzählt. Sie wusste, dass sie bei Linda und ihr immer ein offenes Ohr für ihre Probleme fand. Wozu waren sie schließlich befreundet?
Cordula grübelte weiter, während sie mit der Fernbedienung das Auto öffnete und einstieg.
Ihre Gedanken kehrten wieder zum Ausgangspunkt ihrer Überlegungen zurück. Wer könnte sie beobachten? Ihr fielen ganz spontan mindestens fünf Männer ein, die Grund hatten, sie zu hassen oder sich zu rächen. Ihre Frauen hatten sich bei der Scheidung dank ihrer Hilfe mehr erkämpfen können, als sie wohl für möglich gehalten hätten. Denen war Cordulas bloße Existenz ganz sicher ein Dorn im Auge.
Als Cordula im Auto saß, verriegelte sie sofort alle Türen, was sie bisher noch nie getan hatte. Bevor sie den Wagen startete, atmete sie erst einmal tief durch. Bei ihrer Fahrt durch die Tiefgarage blickte sie sorgfältig in alle Richtungen, doch sie konnte niemanden erspähen.
In Gedanken war sie schon zu Hause. Wo sicherlich Michael wieder auf sie wartete. Michael, der vermutlich den ganzen Tag keinen Fuß vor die Tür gesetzt hatte. Der weder eingekauft noch gekocht hatte. Ihr reichte es endgültig mit seinen Pascha-Künstler-Allüren. Sie würde ihn nachher an die Luft setzen. Das bisschen Sex wog keinesfalls auf, dass sie hier seit Wochen einen Nassauer durchfütterte und ihm gratis ein warmes Heim bescherte. Viel zu lange hatte sie diese Situation toleriert und sich immer wieder von seinen unschuldig blauen Augen umstimmen lassen. Sie wollte endlich einmal wieder in eine aufgeräumte oder wenigstens nur von ihrem Zeug unordentliche Wohnung zurückkehren, mit niemanden reden oder gar diskutieren müssen, warum der Müll vom Vortag immer noch in der Küche stand und die Spülmaschine immer noch nicht ausgeräumt war. Sie wollte niemandem Rechenschaft ablegen oder ein schlechtes Gewissen haben müssen, wenn sie sich allein in die Badewanne legte, und dabei weder Gespräche noch Sex noch die Geräuschkulisse der Musik, die sie nicht mochte, aus dem Wohnzimmer ertragen.
Sie war wohl doch nicht fürs Zusammenleben geschaffen und würde das so bald nicht noch einmal ausprobieren. Dafür immerhin war dieser nicht ganz freiwillige Versuch gut gewesen.
Cordula stapfte mit entschlossenen Schritten durch den Flur auf ihre Wohnungstür zu und sperrte auf. In der Wohnung herrschte Stille. Vielleicht war er nicht da? »Michael?«
Keine Antwort.
Sie zog ihre Jacke aus und hängte sie an die Garderobe. Sie streifte ihre Schuhe von den schmerzenden Füßen und ging auf Strümpfen ins Wohnzimmer. Michael lag auf der Couch und schlief. Am helllichten Tag! Ihr fielen die neuen Plastiktüten auf, die sich vor dem Bücherregal an die alten reihten, und trieben ihr Adrenalin in die Höhe. Sie ging zu ihm und rüttelte ihn an der Schulter.
Verwirrt sah er sich mit verschlafenen Augen um. »Hi, Schatz, wie war dein Tag?«
Es hatte sich ausgeschatzt! »Hast du eingekauft?«, fragte sie statt einer Antwort.
Betreten senkte Michael seinen Blick. Das war Antwort genug.
»Und was denkst du, sollen wir heute Abend essen?«
Seine Miene hellte sich auf. »Pizzaservice?«
Den hatten sie in den letzten Wochen eindeutig zu häufig angerufen, und Cordula war nie eine Freundin von halbwarmen, pappigen Pizzen gewesen. »Ich hab eine bessere Idee«, setzte sie deshalb mit ruhiger Stimme an. »Du packst jetzt deine Sachen, rufst dir ein Taxi und verschwindest. Ich hab nämlich genug von dir!«
Mit einem Ruck schoss Michael aus seiner halb liegenden Stellung in die Senkrechte. Ungläubig riss er die Augen auf. »Das kannst du doch nicht machen! Wir haben uns doch so gut verstanden! Nur, weil ich nicht eingekauft habe?«
Cordula rollte mit den Augen. »Nein, mein Lieber, weil ich einfach keinen Bock mehr habe! Weil ich wieder allein leben will. Deshalb.«
Michael zog sich seine Jogginghose, die heruntergerutscht war, hoch und stammelte leise. »Das geht aber nicht.«
Cordula glaubte, sich verhört zu haben. »Was geht nicht?«
»Na ja, ich kann nicht in meine Wohnung zurück.«
»Und warum?«
»Weil ich sie untervermietet habe.«
Cordulas Stimme überschlug sich fast. »Waaaasss hast du?«
»Na ja, ich dachte, da ich ja jetzt sowieso immer bei dir bin, könnte ich mir die Miete sparen.«
Sie sah ihn fassungslos an. »Raus hier, bevor ich mich noch vergesse und Dinge sage, die ich hinterher bereue«, sagte sie so leise, dass Michael den Kopf streckte, um besser verstehen zu
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