Verstohlene Blicke - Erotischer Roman
und auch jetzt lief ihr beim Gedanken daran ein Schauer über den Rücken.
»Geh doch heim, wenn dir nicht gut ist«, sagte Annette, eine andere Mitarbeiterin.
Doch Linda wollte sich zusammenreißen. Es waren ohnehin nur noch anderthalb Stunden, dann war ihre Schicht vorbei. »Vielleicht kann ich hier im Lager die Kisten ausräumen, die Evelyn gerade angeliefert hat«, schlug sie vor, und die Kollegin hatte nichts dagegen.
Als Linda nach dem Dienst auf die Straße trat, sah sie sich sorgfältig um. Irgendwie glaubte sie nicht, dass diese Begegnung auf einem Zufall beruhte. Vielleicht wollte er etwas von ihr oder lauerte ihr irgendwo auf, um … Ja, was? Hatte er einen Grund, sich an ihr zu rächen? Wofür? Nach so langer Zeit?
Linda, jetzt spinnst du aber! Du siehst Gespenster!
Ihr Blick blieb an den großen Scheiben des Bistros gegenüber hängen. Dort hatte sie sich mit Evelyn getroffen, als sie ihr wieder begegnet war. Auch hier im Laden. Konnte das überhaupt ein Zufall sein? Jemand saß dort am Fenster und winkte ihr. Ihr? Sie sah sich um. Niemand anderer konnte gemeint sein als sie. Linda ging ein paar Schritte näher und erkannte den Kommissar. Manfred Berger, was machte der hier? Ihr Herz schlug schneller. Sie erinnerte sich noch gut an den elektrischen Schlag, der ihren Körper durchfuhr, als sich ihre Hände zum Abschied berührt hatten. Sie ging zum Café und trat ein. Berger erhob sich und empfing sie mit einem warmen Lächeln. Geradezu, als hätte er auf sie gewartet.
»Verfolgen oder beschatten Sie mich?« Ihre Stimme war angespannt und ärgerlich.
Doch der Kommissar lächelte nur entschuldigend. »Nein, nein, ich wusste bis eben gar nicht, dass Sie hier arbeiten.«
Sollte sie ihm das wirklich glauben?
»Setzen Sie sich doch, Sie sehen aus, als könnten Sie einen Kaffee gebrauchen.«
Resigniert und mit einem lauten Seufzen ließ sie sich auf den Stuhl Berger gegenüber sinken.
Er lachte. »Es scheint eine sehr anstrengende Arbeit im Tafelladen zu sein. Müssen Sie schwere Kisten schleppen oder sind die Kunden so renitent und schwierig?«
Linda blieb ihm die Antwort schuldig und bestellte einen Milchkaffee. Ach was, auch schon egal. Sie orderte noch ein Stück Buttercremetorte. Wenn schon kein Schnaps, dann wenigstens Kalorien, das hatte sie sich auf den Schreck verdient.
»Sie wollen doch nicht sagen, dass Sie zufällig hier sind?« Linda sah ihn zweifelnd an.
Der Kommissar schien sich unwohl zu fühlen. Er druckste herum. »Na ja, so ganz zufällig ist es nicht, aber Sie werden verstehen, dass ich zu unseren laufenden Ermittlungen keine Auskünfte geben kann.«
Laufende Ermittlungen, soso. »Haben Sie noch keine heiße Spur?«
Sein Gesicht verzog sich, als habe er auf etwas Bitteres gebissen. »Wie gesagt, ich darf leider nichts sagen.«
Der Kaffee kam und Linda rührte länger als nötig in ihrer Tasse. Der Kommissar machte sie irgendwie nervös, sie fühlte sich unsicher und gar nicht so selbstbewusst wie normalerweise. Im Umgang mit Männern, auch attraktiven, hatte sie eigentlich bis jetzt keine Schwierigkeiten gehabt. Warum nur fiel es ihr bei diesem Mann so schwer? Weil er dir gefällt, du Dummchen! Das war nun wirklich keine Neuigkeit, doch was fing sie mit dieser Tatsache an? Frag ihn aus, nutz die Zeit, um rauszukriegen, ob er frei ist!
Sie sah ihn direkt in die Augen, die blau wie ein Bergsee waren und mindestens ebenso tief. »Dieser Beruf ist sicher nicht gerade familienfreundlich. Beklagt sich Ihre Frau nicht ständig, weil Sie so wenig zu Hause sind, oder sieht man das immer nur im Fernsehen?«
Manfred Berger verschluckte sich an seinem Kaffee. Erstaunt sah er sie an. »Dass ich eine Frau habe, wäre mir was Neues!« Innerlich atmete Linda auf. Das wäre schon mal geklärt. Terrain sondiert, jetzt kann’s weitergehen. Nur wie?
Der Kommissar erlöste sie aus ihrer fruchtlosen Grübelei. »Wissen Sie eigentlich, was Ihre Jugendfreundin Evelyn die ganzen Jahre gemacht hat?«
Linda zögerte. Das, was Evelyn ihr erzählt hatte, war nicht viel. Und sie wollte ihr Vertrauen nicht missbrauchen. Deshalb schüttelte sie den Kopf. »Nein, ich weiß nicht viel über Evelyn. Ich bin wohl eine schlechte Gastgeberin.«
Der Kommissar legte seine Hand auf ihre. Wieder durchfuhr sie ein Kribbeln, das von ihren Fingern bis unter die Kopfhaut fuhr. Erschrocken und erstaunt sah sie ihn an. In seinen Augen konnte sie dieselbe Überraschung lesen. Minutenlang schwiegen sie und genossen
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