Verstohlene Blicke - Erotischer Roman
Warum nur war Linda so kühl zu ihr, wo sie doch einmal beste Freundinnen gewesen waren?
Linda schien Evelyn gar nicht wahrgenommen zu haben. Sie stierte in das Weinglas, dessen Stiel sie nun schon eine ganze Weile zwischen ihren schlanken Fingern drehte.
Als es klingelte, schrak Linda derart zusammen, dass sie etwas Wein aus dem Glas verschüttete. Sie sprang auf wie von der Tarantel gestochen und stieß sich am Couchtisch. Dann stolperte sie in den Flur hinaus.
»Wer das wohl sein mag?«, überlegte Katrin laut. Sie lauschte den Stimmen, die aus der Diele ins Wohnzimmer drangen.
Kurz darauf betrat gemeinsam mit Linda ein gut aussehender Mann den Raum.
»Das ist der Kriminalkommissar, von dem ich euch erzählt habe«, stellte Linda den Besucher vor. »Und das sind meine Freundinnen«, fuhr sie fort und nannte dem Kommissar die Namen.
Berger gab ihnen die Hand und nahm auf dem angebotenen Sessel Platz. Evelyn wollte sich mit ihrem Tablett in der Hand zurückziehen, doch der Kommissar bat sie, zu bleiben. »Kennen Sie den Ermordeten?«, fragte er und reichte das Foto zuerst Evelyn.
Die sah es sich nur kurz an und schüttelte den Kopf.
Katrin sah ein verräterisches Zucken um Evelyns Mundwinkel. Nachdem Katrin das Foto an Cordula weitergegeben hatte, antwortete sie in ihren Augen diplomatisch: »Wir sind diesem Mann noch nie begegnet.« Das war nicht gelogen, und sie war darum herumgekommen, hier vor dieser ominösen Jugendfreundin einem Wildfremden erzählen zu müssen, dass sie diesen Typen aus einem Katalog von Callboys ausgewählt hatten, um ihre Freundin zu überraschen. Cordula dankte ihr die Idee mit einem kurzen Seitenblick.
Hoffentlich hatte der Kommissar nichts gemerkt. Gut sah er ja aus. Ob die zarte Röte, die Lindas Gesicht seit seinem Erscheinen zierte, auf seine Anwesenheit zurückzuführen war? Das wäre ja ein Ding! Zu gönnen wäre es ihr ja, nur lehrte die Erfahrung leider, dass die gut aussehenden Typen meist verheiratet oder schwul waren.
»Gibt es denn neue Erkenntnisse, oder was ist der Grund Ihres heutigen Besuches?«, fragte Linda.
Der Kommissar rutschte auf der Sesselkante hin und her. »Ähm … das würde ich lieber mit Ihnen allein besprechen.«
Katrin spürte, dass Linda Evelyns Anwesenheit unangenehm war.
Und auch Evelyn schien endlich zu merken, dass sie störte. »Ich geh dann mal, wenn Sie mich nicht mehr brauchen.«
Der Kommissar blickte sie an. »Nein, ich brauche sie nicht mehr. Auf Wiedersehen.«
Niemand hielt sie zurück, als sie langsam die Treppen zur Galerie hochstieg. Niemand sprach ein Wort, bis die Tür hinter Evelyn ins Schloss gefallen war.
Der Kommissar, der ihr nachgeschaut hatte, wandte sich nun an Linda. »Also, ähm, ich habe mit einigen … nun ja … Kundinnen von Lino Kämpf gesprochen. Er schien in der Agentur besonders von Damen gebucht zu werden, die es … nun ja, wie soll ich sagen …«
Er wird doch tatsächlich ein klein wenig rot , dachte Katrin.
»… also von Damen, die es ein wenig härter wollen.«
Von dir würde ich es mir gern ein wenig härter machen lassen , schoss Katrin durch den Kopf, bevor sie sich für diesen pietätlosen Gedanken tadelte.
Linda erlöste den Kommissar. »Und wie lautet jetzt Ihre Frage?«
Noch immer schien Manfred Berger etwas verwirrt zu sein. »War das auch bei Ihnen der Fall?«
Linda schnappte nach Luft und auch Katrin fand die Frage, nun ja, ziemlich persönlich.
»Also, bei allem Respekt«, entgegnete Linda, »ich finde, das geht nun doch etwas zu weit!«
»Entschuldigen Sie, ich meinte natürlich, ob Sie Grund hatten, anzunehmen, dass er über das Gewünschte hinaus zur Gewalttätigkeit neigt.«
Das hatte er schön gesagt!
Linda schüttelte den Kopf. »Nein, den Eindruck hatte ich nicht. Er hat nichts getan, weswegen ich mich hätte beschweren können.« Während sie dies sagte, schaute sie dem Polizisten intensiv in die Augen, wie Katrin nicht umhin konnte, zu bemerken.
Ihm war das augenscheinlich sehr peinlich, er wand sich unter ihrem Blick und wäre vermutlich am liebsten gegangen.
Katrin entgingen keineswegs die Blicke, die Linda mit dem Kommissar austauschte. Wenn die nicht füreinander geschaffen sind, weiß ich auch nicht, dachte sie.
Der Kommissar schien seine Sprache wiedergefunden zu haben, denn er schob eine Erklärung nach. »Wir müssen in alle Richtungen ermitteln. Es könnte auch sein, dass eine Kundin, bei der er etwas über die Stränge geschlagen hat, sich rächen
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