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Versuchung Pur

Versuchung Pur

Titel: Versuchung Pur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Ausbildung und jahrelange Erfahrung als Pädagogin vorzuweisen hatte, hielt sich ihre Verantwortung in Grenzen. Aber zumindest hatte sie das befriedigende Bewusstsein, mehr als nur ein Zuschauer zu sein, sogar sehr viel mehr.
    Ehrgeiz war plötzlich zu einem bisher ungekannten Phänomen in ihrem Leben geworden. Wenn sie die Ställe jetzt schon selbst ausmisten musste, würde es in Camp Liberty die saubersten Ställe überhaupt geben. Und wenn sie die Pferde jetzt schon persönlich striegelte, würden sie das schimmerndste Fell in ganz Pennsylvania haben. Dazu war Eden fest entschlossen. Die erste Blase an ihren Fingern hatte Eden als eine Art Orden betrachtet.
    Die einsetzende Hektik, sobald die Glocke zum Abendessen rief, schüchterte Eden noch immer ein. Siebenundzwanzig Mädchen im Alter zwischen zehn und vierzehn stürmten dann den Speisesaal. Es gehörte zu Edens neuen Aufgaben, Ordnung zu halten. Aus dem Lärm ließen sich Gesprächsfetzen auffangen, normalerweise drehten sich die Themen um Jungs und Rockstars, um dann wieder zu Jungs zurückzukehren. Mit ein wenig Glück ließen sich Schubsen und Stoßen an der Essenausgabe vermeiden. Aber für dieses Glück waren Adleraugen unerlässlich.
    Die Hochglanzbroschüren von Camp Liberty hatten gesunde Vollwertkost versprochen. Das heutige Abendmenü bestand aus knusprigem Grillhähnchen, Kartoffelpüree und gedünstetem Brokkoli. Geschirr klapperte, während die Mädchen sich geordnet in einer Reihe an der Essenausgabe vorbeischoben.
    »Ein guter Tag.« Candy stand neben Eden und schaffte es, den ganzen Raum mit ihrem Blick zu überwachen.
    »Und fast vorbei.« Noch während sie es aussprach, stellte Eden erfreut fest, dass ihr Rücken heute lange nicht mehr so schmerzte wie noch in den ersten beiden Tagen. »Da sind zwei Mädchen bei mir im morgendlichen Reitkurs, die echtes Talent zeigen. Ich hatte gedacht, ich könnte ihnen vielleicht ein wenig Extrazeit widmen, vielleicht an zwei weiteren Tagen in der Woche.«
    »Toll. Wir sehen uns nachher zusammen den Plan an.« Candy beobachtete, wie eine der Betreuerinnen ein Mädchen dazu überredete, doch von dem Brokkoli zu nehmen. »Ich wollte dir noch sagen, dass du den kleinen Zwischenfall mit Roberta und ihren Komplizinnen großartig gemeistert hast. Der Küchendienst war eine brillante Idee.«
    »Danke.« Wie weit war sie gesunken, wenn ein kleines Lob ihre Brust schon vor Stolz anschwellen ließ?! »Ich habe allerdings ein schlechtes Gewissen, dass ich die drei Mrs. Petrie aufgehalst habe.«
    »Laut Mrs. Petrie waren die drei stramme kleine Soldaten.«
    »Roberta?!«
    »Ja, kaum vorstellbar, ich weiß.« Mit einem schiefen Lächeln sah Candy zu dem Mädchen hinüber. »Da wartet man nur darauf, dass das dicke Ende noch kommt. Sag, erinnerst du dich noch an Marcia Delacroix in Camp Forden?«
    »Wie könnte ich die vergessen!« Nachdem alle Kinder an den Tischen saßen, stellten Eden und Candy sich an. »Sie war es doch, die die Ringelnatter in Miss Fordens Wäscheschublade gelegt hat, oder?«
    »Genau.« Candy sah noch einmal zu Roberta hinüber. »Glaubst du eigentlich an Reinkarnation?«
    Lachend empfing Eden ihre Kelle Kartoffelpüree. »Okay, von jetzt an werde ich meine Unterwäsche genauestens überprüfen.« Sie nahm ihr Tablett hoch und steuerte auf die Tische zu. »Weißt du, Candy, ich …« Und dann sah sie es. Es lief vor ihr ab wie in Zeitlupe.
    Roberta, ein teuflisches Funkeln in den Augen, hielt ihre Gabel senkrecht vor sich. An den Gabelzinken haftete ein ansehnlicher Klumpen Püree. Sie bog die Gabel zurück und zielte, ließ die Gabel dann erfahren vorschnellen. Noch bevor Eden den Mund aufmachen konnte, landete der Brei in den Haaren von Robertas Gegenüber. Damit brach das Chaos aus.
    Kartoffelpüree flog durch die Luft, aus allen und in alle Richtungen. Mädchen kreischten. Mehr Klümpchen segelten durch die Luft. Innerhalb von Sekunden waren Stühle, Tische und Mädchen mit einer dicken Lage goldgelben Breis überzogen.
    Wie ein General marschierte Candy in die Mitte des Kampfgetümmels und hob die Trillerpfeife an die Lippen. Bevor sie dazu kam, die Pfeife auch zu blasen, traf eine Ladung Kartoffelbrei sie knapp über dem Auge.
    Sofort senkte sich erschreckte Stille über den Saal.
    Das Tablett noch in den Händen, blieb Eden reglos stehen. Sie wagte nicht zu atmen. Nur die kleinste, die allerkleinste Bewegung, und sie würde in hilfloses Lachen ausbrechen. Schon jetzt wollte sich das Kichern

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