Versuchung Pur
über ihr Gesicht. Wie auch sein Kuss, waren seine Handflächen rau und erregend.
Er bereute es nicht. Obwohl er ein Mann war, der niemals von einer Frau nahm, was ihm nicht angeboten wurde, bereute er es nicht. Nicht, wenn die Frucht so süß und verlockend war. Zwar rührte sie sich nicht, aber er konnte die erschreckte Erregung auf ihren Lippen schmecken. Oh ja, so süß. So unschuldig. Und sehr gefährlich. Er hob den Kopf, als sie anfing, sich unter ihm zu winden.
»Langsam«, murmelte er. Noch immer streichelte er mit dem Daumen über ihr Kinn. »Es scheint, als wären Sie keineswegs die Frau von Welt, als die Sie überall dargestellt werden.«
»Lassen Sie mich sofort los.« Ihre Stimme zitterte, aber sie war längst über den Punkt hinaus, dass sie das noch stören würde.
Chase richtete sich auf und zog sie mit sich auf die Füße. »Brauchen Sie Hilfe, um den Staub abzuschlagen?«
»Sie sind der unausstehlichste Mann, den ich je getroffen habe.«
»Das glaube ich Ihnen gern. Zu schade, dass Sie so lange behütet und verwöhnt wurden.« Eden drehte sich bereits ab, doch er legte eine Hand auf ihre Schulter und zog sie wieder zu sich herum. »Es wird interessant sein, zu sehen, wie lange Sie es hier aushalten – ohne die grundlegenden Dinge des Lebens wie Ihren Butler und Ihren Coiffeur.«
Er war nicht anders als alle anderen! Eden bemühte sich um Contenance. Den verletzten Stolz und die Selbstzweifel umhüllte sie mit einem Hauch Überheblichkeit. »Ich komme zu spät zu meiner nächsten Unterrichtsstunde. Wenn Sie mich dann entschuldigen wollen, Mr. Elliot.«
Er ließ seine Hand von ihrer Schulter sinken. »Halten Sie Ihre Mädchen von meinen Bäumen fern!«, warnte er. »Bei so einem Sturz kann viel passieren.«
Sein Lächeln ließ alle möglichen Beschimpfungen für ihn in ihrem Kopf aufblitzen, doch Eden biss sich auf die Zunge. Sie drehte sich um und beeilte sich, dass sie über den Zaun kam.
Chase sah ihr nach, bis sie im Espenwald verschwand. Sein Blick fiel auf die Kappe, die zu seinen Füßen lag. Er bückte sich, um sie aufzuheben. Das ist so gut wie eine Einladung, dachte er und stopfte sie sich in die Hosentasche.
Den Rest des Tages bemühte Eden sich mit aller Macht, nicht zu denken. An nichts. Candy erzählte sie ganz bewusst von ihrem Zusammenstoß mit Chase Elliot nichts. Das würde nämlich bedeuten, dass sie dann darüber nachdenken müsste.
Die Erniedrigung, in einem Baum erwischt zu werden, war schlimm genug. Unter anderen Umständen hätten Candy und sie vielleicht sogar noch darüber lachen können. Unter anderen Umständen.
Doch schlimmer als die Peinlichkeit, schlimmer als die Wut waren die Gefühle. Eden hätte sie nicht definieren können, dennoch hielt sich jede einzelne Empfindung, die sie dort in dem Apfelhain gehabt hatte, deutlich und intensiv in ihrer Erinnerung. Weder konnte sie sie abschütteln noch betäuben. Davon, dass sie sie gänzlich ausblenden könnte, ganz zu schweigen. Nur eines war ihr völlig klar: Es war immens wichtig, dass sie diese Gefühle irgendwie eindämmte, bevor sie sich vermehrten.
Lächerlich. Das war wirklich ganz und gar lächerlich! Sie kannte Chase Elliot ja nicht einmal. Und sie wollte ihn auch gar nicht kennenlernen. Zugegeben: Sie konnte nicht vergessen, was passiert war. Aber sie konnte auf jeden Fall dafür sorgen, dass sich so etwas nicht noch einmal wiederholte.
Während des letzten Jahres hatte sie gezwungenermaßen ihr Leben in die eigene Hand genommen. Sie wusste jetzt, was es hieß, kämpfen zu müssen, sie wusste auch, wie Misserfolge sich anfühlten. Dennoch würde sie die Zügel nie wieder aus der Hand geben. Enttäuschung und Ernüchterung hatten sie stärker gemacht. Das war immerhin ein Lichtstreif am Horizont.
Und weil sie diese Entscheidung für sich getroffen hatte, erkannte sie in Chase Elliot auch einen Mann, der die Zügel für sein Leben in der Hand hielt – und zwar sehr, sehr straff. Er war unhöflich und dreist, aber sie hatte auch die Stärke und Autorität in ihm erkannt.
Nun, von dominanten Männern hatte sie die Nase voll. Ob ungeschliffen oder weltgewandt, unter der Oberfläche waren sie alle gleich. Seit der Erfahrung mit Eric war Edens Meinung über Männer im Allgemeinen auf einen Tiefststand gerutscht. Und die Begegnung mit Chase hatte nicht dazu beigetragen, diese aufzuwerten.
Sich mit der Routine des Camps anzufreunden, reichte aus, um ihre Gedanken zu beschäftigen. Da sie nicht Candys
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