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Versuchung Pur

Versuchung Pur

Titel: Versuchung Pur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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in ihrer Kehle hocharbeiten. Es raubte ihr den Atem.
    Mit den Fingern zog Candy sich das Püree von der Augenbraue. »Meine Damen!« Bei Candys Ton blieb sogar Eden das Herz stehen. »Ihr werdet eure Mahlzeit in aller Stille zu Ende essen, und wenn ich ›in aller Stille‹ sage, dann meine ich auch genau das damit. Danach werdet ihr alle euch Eimer, Schrubber und Lappen holen und den Speisesaal putzen, bis er blitzt und funkelt.«
    »Ja, Miss Bartholomew.« Allgemein zerknirschte Zustimmung wurde gemurmelt, nur Robertas Stimme klang klar und hell durch den Raum. Mit brav gefalteten Händen bot sie das Bild eines wahren Unschuldsengels.
    Gute zehn Sekunden ließ Candy die gedrückte Stimmung noch wirken, dann drehte sie sich um, kam zu Eden zurück und hob ihr Tablett auf. »Wenn du jetzt anfängst zu lachen, lasse ich dich deine eigene Zunge verschlucken.«
    »Wer lacht denn hier?« Eden hüstelte verkrampft. »Ich auf jeden Fall nicht.«
    »Doch, du lachst.« Candy rauschte wie ein Schlachtschiff zum Tisch, an dem die Betreuer saßen. »Du bist nur clever genug, es zu verstecken.«
    Eden setzte sich und breitete die Serviette über ihren Schoß. »Du hast Kartoffelpüree in der Augenbraue.« Als Candy sie empört anfunkelte, hob sie hastig die Kaffeetasse an die Lippen, um das Grinsen zu verstecken. »Steht dir irgendwie.«
    Candy sah vielsagend auf den eigenen Teller. »Möchtest du es mal selbst ausprobieren?«
    »Bist du nicht immer diejenige, die mir Vorträge hält, dass wir mit gutem Beispiel vorangehen müssen?« Eden biss herzhaft in ihr Hähnchen. »Mrs. Petrie ist wirklich ein Schatz, nicht wahr?«
    Es dauerte gute zwei Stunden, bevor der Speisesaal wieder sauber war und auch die Pfützen der jungen unerfahrenen Reinigungscrew trocken gewischt waren. Als es hieß »Licht aus«, hatten die Mädchen keine Energie mehr für die üblichen allabendlichen Verzögerungen. Angenehme Stille senkte sich über das Camp.
    Waren die Morgen für Eden schlimm, so genoss sie die Abende umso mehr. Nach dem langen Tag mit den vielen Aktivitäten war sie abends angenehm müde und entspannt. Die Geräusche der Nacht, die Laute der Tiere und das Summen der Insekten, wurden ihr langsam vertraut.
    Inzwischen freute sie sich auf die ruhige Stunde, in der sie in den funkelnden Sternenhimmel emporschauen konnte. Hier gab es keine Theatervorstellungen, für die man sich umziehen musste, keine Partyeinladungen, die man wahrnehmen musste. Je länger Eden ohne ihr ehemaliges Leben auskommen musste, desto weniger vermisste sie es.
    Vermutlich wurde sie endlich erwachsen. Ein Gedanke, der ihr behagte. Erwachsen werden bedeutete wohl, letztendlich zu erkennen, was wirklich wichtig im Leben war. Dieses Camp hier war wichtig. Die Freundschaft mit Candy war sogar extrem wichtig. Die Mädchen, die einen Sommer lang unter ihrer Obhut standen, waren wichtig, auch das raffinierte Früchtchen Roberta Snow.
    Eden wurde jäh klar, dass sie, selbst wenn man ihr alles das wieder anbieten würde, was sie einst gehabt hatte, ihr altes Leben nie wieder so aufnehmen würde, wie sie es einst geführt hatte.
    Sie hatte sich verändert. Ihr gefiel diese neue Eden Carlbough, auch wenn sie sicher war, dass der Prozess der Veränderungen noch lange nicht abgeschlossen war. Die neue Eden war unabhängig. Nun gut, nicht finanziell. Aber emotional. Ihr war nie klar gewesen, wie sehr sie sich auf ihren Vater verlassen hatte, auf ihren Verlobten, auf das Hauspersonal. Die neue Eden löste ihre Probleme selbst, die kleinen und die großen. Sorgfältig manikürte Hände hatte sie nicht mehr, stattdessen waren ihre Nägel kurz geschnitten und unlackiert. Praktisch eben, dachte sie. Zupackend. Sie hielt eine Hand hoch, um sie zu betrachten. Ihr gefiel, was sie sah.
    Ein letzter Kontrollgang zu den Ställen gehörte mit zu Edens allabendlichem Ritual. Es festigte ihr neues Selbstbewusstsein, sobald sie die Ställe betrat.
    Hier drinnen roch es nach Heu und Leder und Pferden. Das hier war ihr Beitrag. Auf den meisten anderen Gebieten musste sie sich auf ihren Stolz und ihre Courage verlassen, auf diesem hier jedoch besaß sie fundiertes Wissen. Candy mochte eine gotische Kathedrale aus Pappmaché bauen können, doch die Freundin verstand nichts von gezerrten Sehnen oder gespaltenen Hufen.
    Eden blieb bei der ersten Pferdebox stehen, vor Courage, dem gescheckten Wallach. Sie hatte eine Papiertüte mit sechs Apfelhälften dabei. Es war ein allabendliches Ritual, an das

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