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Versuchung Pur

Versuchung Pur

Titel: Versuchung Pur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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haben Sie Hunger mitgebracht. Sie könnten durchaus ein wenig mehr auf den Rippen gebrauchen, Mädchen. Nun, ich habe ja schon immer eine Vorliebe für etwas drallere Frauenzimmer gehabt.«
    Beim Sprechen servierte Delaney einen köstlich aussehenden Meeresfrüchtesalat. »Ich habe meine Spezialität zubereitet: Chicken Delaney. Wenn ihr mit dem Salat nicht zu lange trödelt, bleibt es unter der Haube warm. Der Apfelkuchen steht auf der Wärmeplatte, Kekse sind da unter der Haube.«
    Ungezwungen ließ er eine Weinflasche in den Eiskübel fallen. »Das ist der besondere Wein, den du wolltest«, sagte er zu Chase, trat zurück, begutachtete seine Arbeit mit zusammengekniffenen Augen und schnaubte dann zufrieden. »Ich geh jetzt nach Hause. Lasst das Hühnchen nicht kalt werden.«
    Er wischte sich die Hände an der Jeans ab, drehte sich um und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
    »Delaney ist ein Original, nicht wahr?« Chase nahm die Weinflasche aus dem Kübel und schenkte zwei Gläser ein.
    »Allerdings«, stimmte Eden zu. Es war wahrhaft erstaunlich, dass diese kräftigen Hände etwas so Delikates wie den Meeresfrüchtesalat vor ihr geschaffen hatten.
    »Seine Kekse sind die besten in ganz Pennsylvania.« Chase hob sein Glas und prostete ihr zu. »Und sein Beef Wellington ist unerreicht.«
    »Beef Wellington?« Kopfschüttelnd nippte Eden an ihrem Wein. Er war gekühlt, frisch, fruchtig. »Versteh mich bitte nicht falsch, aber er wirkt doch eher wie jemand, der ein saftiges Steak auf den Grill wirft.« Sie tauchte ihre Gabel in den Salat. »Aber …«
    »Der äußere Eindruck kann täuschen«, beendete Chase den Satz für sie. Er freute sich über ihre genüsslich geschlossenen Augen bei ihrem ersten Bissen. »Delaney kocht hier schon, solange ich denken kann. Mein Großvater hat ihm vor etwa vierzig Jahren geholfen, ein Cottage zu bauen; seitdem lebt er dort. Mal von Naseputzen und Schnürsenkelbinden abgesehen – er gehört zur Familie.«
    Eden nickte nur stumm und senkte den Blick auf ihren Teller. Sie erinnerte sich nur allzu gut daran, wie schwer es gewesen war, den langjährigen Hausangestellten zu sagen, dass sie verkaufen musste. Vielleicht waren sie nicht so informell und salopp miteinander umgegangen wie Chase und Delaney, dennoch hatten sie alle zur Familie gehört.
    Da war es wieder – dieses düstere Aufflackern von Trauer, das er schon vorher in ihren Augen gesehen hatte. Chase wollte helfen und legte über dem Tisch seine Hand auf ihre. »Eden?«
    Viel zu hastig zog sie ihre Hand unter der seinen hervor und begann wieder zu essen. »Das hier ist großartig. Zu Hause habe ich eine Tante, die würde dir Delaney sofort nach dem ersten Bissen wegschnappen.«
    Zu Hause, dachte er und zog sich unwillkürlich zurück. Philadelphia war noch immer zu Hause für sie.
    Das Hühnchen Delaney machte seinem Namen alle Ehre. Während die Sonne versank, genossen Eden und Chase ein köstliches Mahl in angeregter Unterhaltung, auch wenn sie bei praktisch allen Themen gegensätzliche Meinungen vertraten.
    Sie las Keats, er Agatha Christie. Sie liebte Bach, er Metalbands wie Haggard. Doch das schien nicht wichtig, als das rosige Licht der Dämmerung durch die Glaswände fiel. Die Kerzen brannten langsam nieder. Wein glitzerte in kristallenen Gläsern, lud ein zum Trinken und Genießen. In der Nähe erklang der klare, helle Ruf der Wachteln.
    »Was für ein hübscher Laut.« Eden stieß einen zufriedenen Seufzer aus. »Wenn sich am Abend Stille über das Camp legt, dann hören wir die Vögel. Ein Ziegenmelker hat beschlossen, jeden Morgen vor unserer Hütte ein Ständchen zum Besten zu geben. Man kann fast die Uhr nach ihm stellen.«
    »Die meisten von uns sind Gewohnheitstiere«, murmelte er. Er fragte sich, welche Gewohnheiten sie wohl haben mochte und welche Gewohnheiten sie geändert hatte. Er nahm ihre Hand und drehte die Handfläche nach oben. Die Schwielen hatten sich verhärtet. »Du hast meinen Rat nicht befolgt.«
    »Welchen?«
    »Dass du Handschuhe tragen solltest.«
    »Es schien mir wenig Sinn zu machen. Außerdem …« Ihre Stimme erstarb, sie hob ihr Weinglas an.
    »Außerdem?«, hakte er nach.
    »Hornhaut ist ein Zeichen dafür, dass ich etwas getan habe. Man muss sie sich verdienen«, sprudelte es aus ihr heraus. Sofort verfluchte sie sich in Gedanken. Wahrscheinlich würde er sie jetzt auslachen.
    Er lachte nicht. Musterte sie nur schweigend und strich mit dem Daumen über die harte Haut.

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