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Versuchung Pur

Versuchung Pur

Titel: Versuchung Pur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Farbtupfer zwischen antiken Möbeln. In einer großen runden Vase stand ein üppiger Strauß frischer Blumen, ein Detail, das Eden bei einem Junggesellen nicht zu sehen erwartet hätte. Vor allem nicht bei einem, der mit seinen Händen arbeitete.
    In Gedanken versunken, ging Eden zum Westfenster. Die untergehende Sonne warf lange Schatten über die Gebäude, durch die Chase sie und die Mädchen am Vormittag geführt hatte. Sie erinnerte sich an die Fließbänder, die Sortiermaschinen, an die vielen Arbeiter und den geschäftigen Lärm. Doch hinter ihr lag ein kleiner, eleganter Raum mit Kupferschalen und Bauernrosen.
    Ruhe und Herausforderung in Harmonie. Eden seufzte, ohne zu wissen, warum. »Es muss wunderschön sein, wenn die Sonne untergeht.«
    »Meine Lieblingsaussicht.« Seine Stimme erklang direkt hinter ihr. Und dieses Mal versteifte sie sich nicht, als er ihr die Hände auf die Schultern legte. Er versuchte sich einzureden, es sei reiner Zufall, dass sie sich ausgerechnet an dieses Fenster gestellt hatte. Doch fast mochte er glauben, dass es sein Wunsch gewesen war, der sie hierhin geführt hatte – sein Wunsch, dass sie sah und verstand. Aber es wäre unklug, zu vergessen, wer sie war und wie sie sich zu leben entschieden hatte. »Hier gibt es keine Konzertsäle und keine Museen.«
    Behutsam massierten seine Finger ihre Schultern, doch seine Stimme war nicht das, was man sanft nennen würde. Fragend wandte Eden sich um. Er hob die Hände, damit sie sich drehen konnte, ließ sie wieder zurück auf ihre Schultern fallen.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie hier vermisst werden. Und wenn, dann kannst du hinfahren und wieder hierher zurückkommen.« Ohne nachzudenken hob sie die Hand und strich ihm das Haar aus der Stirn. Noch während sie sich dabei ertappte, fasste er nach ihrem Handgelenk. »Chase, ich …«
    »Zu spät«, murmelte er und küsste ihre Fingerspitzen, eine nach der anderen. »Zu spät für dich. Zu spät für mich.«
    Sie wollte es sich nicht erlauben, seinen Worten zu glauben. Sie durfte nicht zulassen, dass sie weich und empfindsam wurde. So sehr sie sich auch danach sehnte, sich ihm zu öffnen, wieder vertrauen zu können, wieder Träume und Wünsche aufkeimen zu lassen. Wie furchtbar es war, verletzlich zu sein! »Bitte, tu das nicht. Es wäre ein Fehler, für uns beide.«
    »Wahrscheinlich hast du sogar recht.« Er selbst war sich dessen nahezu sicher. Und doch strich er sacht mit dem Mund über ihr Handgelenk, dort, wo ihr Puls wild hämmerte. Es war ihm gleich. »Jedermann hat das Recht, einen großen Fehler in seinem Leben zu machen.«
    »Küss mich jetzt nicht, bitte.« Sie hob eine Hand, krallte die Finger in sein Hemd. »Dann kann ich nicht denken.«
    »Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.«
    Als seine Lippen die ihren berührten, fühlte es sich zärtlich an, zögernd und fragend. Zu spät . Die Worte hallten unablässig in ihrem Kopf nach, als sie sein Gesicht umfasste und sich fallen ließ. Das hier war es, was sie gewollt hatte, ganz gleich, wie viele Gegenargumente sie sich zurechtgelegt hatte, ganz gleich, wie viele Verteidigungsmauern sie aufgebaut hatte. Sie wollte sich an ihn schmiegen, von ihm gehalten werden und in einen Traum sinken, von dem sie nie mehr aufwachen würde.
    Chase fühlte, wie sie die Finger in seinem Haar vergrub, und er musste sich zusammennehmen, um sie nicht zu bedrängen. Glühendes Verlangen schoss in ihm hoch, doch er musste es zügeln, bis sie ihm vertraute. Für sich, mit seinem Herzen, hatte er längst erkannt, dass sie mehr war als die Herausforderung, die er zu Anfang in ihr gesehen hatte. Sie war mehr als der Sommerflirt, den er vorgezogen hätte. Doch als ihr schlanker, weicher Körper sich an ihn presste und ihr warmer, williger Mund sich öffnete, da konnte er nur noch daran denken, wie sehr er sie wollte – in genau diesem Moment, als die Sonne im Westen hinter den Hügeln unterging.
    »Chase.« Das wilde, unbändige Hämmern ihres Herzens ängstigte sie am meisten. Sie zitterte. Eden fühlte das Beben tief in sich einsetzen. Es breitete sich aus, in ihrem ganzen Sein, wuchs an zu einer überwältigenden Kombination aus Angst und Erregung. Wie konnte sie gegen Ersteres ankämpfen und sich dem Zweiten ergeben? »Chase, bitte.«
    Er zog sich zurück, Zentimeter um Zentimeter, einer schmerzhafter als der andere. Er hatte nicht vorgehabt, so weit zu gehen. Zuzulassen, dass sie beide so weit gingen, so schnell. Oder vielleicht

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