Versuchung Pur
Angst und Verwirrung fuhr sie sich mit beiden Händen durchs Haar. »Aber das ist nicht das, was ich will. Bitte versteh, dass es nicht das sein kann , was ich will. Nicht jetzt.«
»Du verlangst viel.«
»Mag sein. Aber es bleibt keine andere Wahl.«
Ihre Bemerkung machte ihn richtig wütend. Sie war es doch, die ihm die Wahl nahm. Einfach damit, dass sie existierte. Er hatte nicht darum gebeten, dass sie in seinem Leben auftauchte. Er hatte es nicht darauf angelegt, dass sie zum Zentrum seines Seins wurde. Sie hatte ihn an einen Punkt gebracht, an dem er fast wahnsinnig wurde. Und jetzt zog sie sich zurück und verlangte auch noch, dass er Verständnis aufbrachte.
»Nun gut, dann spielen wir eben nach deinen Regeln.« Seine Stimme klirrte vor Kälte, als er von ihr abrückte.
Eden schauderte. In Sekundenbruchteilen wurde ihr klar, dass seine Wut tödlich sein konnte. »Das ist kein Spiel.«
»Nein? Nun, was es auch ist, du beherrschst es gut.«
Eden presste die Lippen zusammen, sah ein, dass sie zumindest einen Teil seines schneidenden Vorwurfs verdient hatte. »Bitte, verdirb nicht, was passiert ist.«
Er ging zum Tisch, nahm sein Glas auf, studierte angelegentlich den Wein durch das Kristall. »Was ist denn passiert?«
Ich habe mich in dich verliebt . Doch statt es auszusprechen, schloss sie nur mit fahrigen Fingern die Knöpfe ihrer Bluse.
»Ich sage dir, was passiert ist.« Er stürzte seinen restlichen Wein hinunter, doch es half ihm nicht, sich zu beruhigen. »Nicht zum ersten Mal in unserer höchst interessanten Beziehung wechselst du ohne erkennbaren Grund von heiß auf kalt. Da frage ich mich doch automatisch, ob Eric die Hochzeit vielleicht aus reinem Selbstschutz abgeblasen hat.«
Er sah, wie ihre Finger reglos am obersten Knopf verharrten. Selbst in dem schwachen Licht konnte er mitverfolgen, wie alle Farbe aus ihrem Gesicht wich. Wie in Zeitlupe setzte er das leere Glas zurück auf den Tisch. »Entschuldige, Eden. Das war völlig unangemessen.«
Der Kampf um Selbstbeherrschung und Haltung war schwer. Eden gewann ihn. Sie zwang ihre Finger zum Beenden der angefangenen Aufgabe, dann erhob sie sich langsam. »Um dein reges Interesse zu befriedigen, werde ich dir sagen, dass Eric die Beziehung aus sehr viel pragmatischeren Gründen beendet hat. Vielen Dank für die Einladung, Chase. Das Essen war köstlich. Bitte richte auch Delaney meinen Dank aus.«
»Verdammt, Eden.«
Als er auf sie zugehen wollte, versteifte sie sich wie ein überspannter Bogen. »Würdest du mich jetzt bitte zurückbringen? Und bitte sag nichts mehr. Gar nichts.«
Damit drehte sie sich um und verschwand aus dem Kerzenschein.
6. K APITEL
In der ersten Augustwoche schien im Camp eine Katastrophe auf die nächste zu folgen. Zuerst gab es eine regelrechte Giftefeu-Epidemie. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden liefen zehn der Mädchen und drei der Betreuerinnen dick mit Zinksalbe eingeschmiert herum. Die drückend schwüle Hitze half keineswegs dabei, den Juckreiz erträglicher zu machen.
Als der Ausschlag endlich unter Kontrolle gebracht war, regnete es drei Tage ununterbrochen. Da das Camp sich praktisch in einen lehmigen Sumpf verwandelte, wurden alle Aktivitäten im Freien gestrichen. Die allgemeine Laune sank entsprechend. Gleich zweimal an einem Tag musste Eden zwischen Streithähne gehen, die sich sonst noch gegenseitig sämtliche Haare ausgerissen hätten. Um das Maß vollzumachen, schlug auch noch der Blitz in einen Baum ein. Immerhin sorgte die Aufregung eine kurze Weile für Ablenkung.
Als die Sonne sich endlich wieder blicken ließ, hatten sie genügend Topflappen, Schlüsselbänder, Geldbeutel und Kopfkissen gebastelt, um damit einen Laden für Kunsthandwerk zu eröffnen.
Männer mit Motorsägen und Pick-ups kamen, um den umgestürzten Baum wegzuräumen. Eden stellte einen Scheck aus und hoffte inständig, dass die Krisen nun endlich vorbei wären.
Wahrscheinlich war der Scheck noch nicht einmal eingelöst worden, als der gebrauchte Restaurantherd, den sie und Candy gekauft hatten, von jetzt auf gleich seine Dienste verweigerte. Während der drei Tage, die auf die bestellten Ersatzteile gewartet werden musste, blieb keine andere Möglichkeit, als die Mahlzeiten nach der einzig wahren Sommercamp-Art zuzubereiten – auf dem offenen Feuer.
Courage, der Wallach, bekam eine Infektion, die sich in seinen Lungen festsetzte. Jeder im Camp machte sich Sorgen um ihn, bemutterte und verwöhnte ihn. Der Tierarzt
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