Versuchung
auf.
Ich spürte festen
Boden unter mir, roch die kalte Luft und sah mich um. Überall Bäume, Sträucher
und Büsche, durch die der Wind strich. Ich war wieder in Incendium.
Ich blickte mich
nach den anderen um. Tatsächlich waren wir alle angekommen. Ich sah nach Osten
und erkannte dort die Umrisse einer alten Burg. Sie sah aus wie eine Ruine und
dennoch war ich mir sicher, dass Devil dort war. Die Goldene Essenz brachte
einen an das gewünschte Ziel und das war nun mal er. Ich wollte bereits
losstürmen, doch Shadow hielt mich fest.
„Langsam. Wir haben
einen Plan und ich denke, damit stehen unsere Chancen gar nicht schlecht.“
Ich sah sie
erstaunt an, doch sie lächelte und zwinkerte mir verschwörerisch zu.
„Du glaubst doch wohl
nicht, dass wir die ganze Zeit untätig waren? Wir haben uns verdammte Sorgen um
dich gemacht und uns etliche Szenarien ausgemalt. Wir wollten dich ja
eigentlich retten kommen und hatten uns dafür schon einiges zurechtgelegt. Nun
nutzen wir das eben, um Devil zu retten.“
Sie zog ihren
Rucksack vom Rücken. Erstaunt erkannte ich, dass es derselbe war, den ich in
Incendium dabeigehabt hatte.
„Wir dachten uns,
es wäre vielleicht ganz gut, ihn mitzunehmen“, erwiderte sie auf meinen
fragenden Blick hin. Sie holte ein Fläschchen aus der Tasche und reichte es mir.
Es war der Firron-Trank. Damals hatte mir Herr Gnat ein Armband, das ich für
Nights Geburtstag gekauft hatte, abgenommen. Als ich versucht hatte, es
zurückzuholen, war ich aus Versehen auf ein Geheimversteck des Lehrers gestoßen.
Der Trank gehörte zu den verbotenen Substanzen und war sehr mächtig. Man wurde damit
für alles und jeden unsichtbar. Dieser Zustand konnte nicht einmal mithilfe von
Zaubern gebrochen werden. Mein Herz bebte vor Erleichterung. Damit hatten wir
womöglich wirklich eine Chance, Devil zu befreien.
Ich nahm einen kleinen
Schluck und reichte ihn weiter.
„Denkt daran, dass der
Trank nur drei Stunden wirken wird“, erklärte Shadow. „Wir müssen uns also
beeilen.“
„Ich hoffe, es
funktioniert überhaupt“, meinte Thunder, nachdem wir alle davon getrunken hatten.
Ich sah ihren zweifelnden Blick. Tatsächlich schien keiner unsichtbar geworden
zu sein. Wir schimmerten lediglich durchscheinend, als bestünden wir aus keiner
festen Form oder seien zu Geistern geworden.
„Wollen wir mal
hoffen, dass es daran liegt, dass wir alle davon getrunken haben“, meinte
Shadow und ging voraus.
Es war nicht weit
bis zur Burg, dennoch versuchten wir, möglichst leise zu gehen und vorsichtig
zu sein. Wir schlichen durch den Wald und kamen schließlich vor dem baufälligen
Gebäude an. Es gab ein großes eisernes Tor, das von mehreren Soldaten bewacht wurde.
Wahrscheinlich war dies der offizielle Eingang.
„Und jetzt?“,
fragte Saphir. „Sollen wir versuchen, dort hineinzukommen?“
Ich schüttelte
langsam den Kopf. „Wer weiß, wann sie es wieder öffnen. Wir können nicht darauf
warten.“
Ich sah mich nach
einem anderen Weg um und schließlich zischte Shadow leise: „Ich hab’s. Los,
kommt mit.“
Sie ging zu einer
abgelegeneren Stelle und deutete auf einen Bereich in der Mauer, der zusammengebrochen
war.
„Hier müsste es
funktionieren.“
Sie rief den
Seidares-Zauber und ein leuchtendes blaues Seil entstand in ihrer Hand.
„Willst du, dass
wir daran hochklettern?“, fragte Sky überrascht. „Das können wir nicht machen.
Die Burg ist bestimmt durch mehrere Zauber geschützt, der Strick fällt darum
sicherlich auf.“
Sie lächelte und
holte den Firron-Trank hervor.
„Darum benutzen wir
das hier.“
Sie träufelte ein
paar Tropfen auf das Seil und ließ es schließlich auf den Boden fallen.
Sky grinste breit.
„Du bist echt genial!“
Ich sah, wie sie
den Strick mit den Händen zu lenken begann, er schlängelte sich durchs Gras,
kam an der Mauer an und begann, daran hochzukriechen. Immer höher stieg er, bis
er oben angekommen war und sich dort an den Stein haftete.
„Okay, dann mal
los!“
Ich war nicht
wirklich gut im Klettern, doch irgendwie gelang es mir, mich an Mauer und Seil
hochzuziehen. Oben angekommen, zog Shadow den Strick zu sich und warf ihn auf
der anderen Seite nach unten, sodass wir heil auf dem Boden ankamen.
„Und was nun?“,
fragte Céleste.
Vor uns lag ein
großer Hof, in deren Mitte sich das heruntergekommene Gebäude befand. Überall
liefen
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