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Versunkene Gräber - Roman

Versunkene Gräber - Roman

Titel: Versunkene Gräber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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Sobczak gesagt. Vielleicht bekommen Sie ja noch etwas aus ihm heraus. Mir erscheint er traumatisiert, aus Kriegstagen. Was ist damals in Janekpolana eigentlich passiert?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Zuzanna. Ihr gefiel es, Sinter ein wenig zappeln zu lassen und Polnisch zu reden, während der Lackaffe mit gespitzten Ohren sichtlich ungeduldig neben ihnen herlief. »Ich bin froh, dass Sie behutsam mit ihm umgehen. Vielleicht kann er es uns sagen, wenn er Vertrauen fasst.«
    »Może.«
    »Was sagt er?«, fragte Sinter ungeduldig.
    »Wahrscheinlich wird es nicht zur Anklageerhebung kommen. Marek Zieliński wirkt desorientiert und nicht zurechnungsfähig. Ein Arzt hat ihn als nicht vernehmungsfähig eingestuft.«
    Sinter nahm das mit einem knappen Nicken zur Kenntnis. »Dann kann ich ihn ja gleich mitnehmen.«
    Wohin denn? Was soll dieser Aktionismus?
    Sie erreichten eine weitere Tür am Ende des Flurs. Krajewski hielt sie auf und ließ Zuzanna als Erste eintreten.
    Der alte Mann saß am Tisch. Er war gewaschen und rasiert. Dadurch sah er nicht mehr ganz so erschreckend aus. Ob die Kleidung, die er trug, aus seinem eigenen Fundus stammte, wusste sie nicht. Die Sachen waren ihm zu groß. Vielleicht war er einst genauso kräftig wie sein Sohn gewesen. Doch er war abgemagert und in sich zusammengefallen. Die Hände hatte er gefaltet auf den Tisch gelegt. Sein rechter Daumen strich nervös über den linken. Er sah kaum hoch, als sie eintraten.
    »Ihr Anwalt ist da.«
    Krajewski bat sie, Platz zu nehmen. Der Raum war weiß gestrichen. Eine Neonlampe hing von der Decke. Der Tisch war einfach, die Stühle waren hart.
    »Guten Tag, Herr Zieliński.« Sinter wollte Marek die Hand reichen, aber der reagierte nicht.
    Der Anwalt holte eine Mappe aus seinem Koffer und legte sie auf den Tisch. Darauf deponierte er einen Montblanc-Füller.
    » Dzień dobry – Guten Tag«, sagte Zuzanna leise. »Erinnern Sie sich an mich, Herr Zieliński? Ich habe Sie heute Morgen in Ihrem Haus gefunden.«
    Krajewski kniff die Augen zusammen und musterte sie, doch er hielt den Mund. Glücklicherweise.
    »Herr Zieliński? Wie geht es Ihnen? Hat man Sie gut behandelt? Brauchen Sie etwas?«
    Marek schüttelte langsam den Kopf. Sie erinnerte sich, wie erschrocken er sie angestarrt hatte, als er plötzlich vor ihr aufgetaucht war. In einem Zimmer voller alter Türen. Jacek, der Sohn, musste sie gesammelt haben. Vielleicht wollte er sie einbauen in dieses Haus, das den beiden irgendwann über den Kopf gewachsen war. Vielleicht hatte sich der Sohn auch viel zu lange viel zu wenig gekümmert. Hatte gar nicht bemerkt, dass Marek, der alte Mann in dem viel zu weiten Overall, sich Verstecke suchte, in die er sich verkriechen konnte. Nur mit Mühe und großer Vorsicht war es Zuzanna gelungen, ihn dazu zu bringen, ihr das Werkzeug zu geben. Das brauchte er zum Schutz, wie er meinte.
    Vor wem?, hatte sie gefragt. Was macht Ihnen Angst?
    Da hatte er zu dem Fenster gewiesen, das in Friedhofsrichtung lag. Vor den Geistern, hatte er geantwortet. Sie kommen wieder und wieder. Und man muss sie erschlagen …
    Der alte Mann hob den Kopf und blinzelte. »Ich will nach Hause«, sagte er. »Lassen Sie mich gehen.«
    Sinter räusperte sich. »Entschuldigung, aber so geht das nicht. Ich möchte, dass Sie eins zu eins übersetzen und keine Privatunterhaltungen führen.«
    Jawoll , hätte Zuzanna am liebsten geantwortet. »Er möchte nach Hause«, sagte sie stattdessen.
    Sinter nickte. »Das wollen wir alle. So schnell wie möglich. Herr Zieliński, Sie haben ein Geständnis abgelegt?«
    Sie sagte auf Polnisch: »Hat man Sie offiziell vernommen? Wurden Sie dabei auf Ihre Rechte hingewiesen?« Sie erinnerte sich nicht, dass Sobczak das getan hatte. Damit wäre seine Aussage schon mal vom Tisch.
    Krajewski bedachte sie mit einem bösen Blick.
    »Ja, ist ja gut. Ich frage ja nur.«
    Ihr Gegenüber murmelte etwas.
    »Ich kann Sie nicht verstehen.«
    »Sie kommen wieder. Immer wieder. Man muss sie erschlagen. Krach machen. Sie mögen keinen Krach. Und man muss auf der Hut sein. Sonst holen sie dich aus deinem Bett, ehe du dich’s versiehst, und alles ist weg, alles verloren …« Marek sah sie an. Plötzlich war sein Blick klar. »Alles ist verloren.«
    Zuzanna hatte das Gefühl, in einen Gletscher zu schauen. Genauso hatte er sie angesehen, als die beiden Polizisten in dieses verrückte Zimmer gestürmt waren, um ihn festzunehmen. Er hatte ausgeholt und mit dem Stemmeisen

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