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Versunkene Gräber - Roman

Versunkene Gräber - Roman

Titel: Versunkene Gräber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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wieder aufgewacht bin, hab ich Marie-Luise schreien hören. Die Stange war weg. Bis ich wieder auf den Beinen war, war auch Marie-Luise verschwunden. Ich schwöre.«
    Ich legte den Bleistift auf den Block. »Jacek, du willst uns doch nicht allen Ernstes weismachen, dass man dich niedergeschlagen hat und du dich, zur Pflege deiner Wunden, anschließend ins Bett gelegt hast?«
    »Hier!« Er deutete wild gestikulierend auf seinen Hinterkopf. »Da, du kannst es sogar noch spüren.«
    »Wurde das festgehalten?«, fragte ich seine Anwältin, die begann stirnrunzelnd ihre Papierberge zu durchwühlen.
    »Ich hab sie gesucht! Überall! Aber dann habe ich ihr Auto gehört und wie sie weggefahren ist … Was sollte ich denn machen? Das waren keine Geister, das waren Menschen!«
    »Das war Horst Schwerdtfeger.« Zuzanna holte ein weiteres Foto aus ihren Unterlagen. Es zeigte den Toten.
    Er war ein kräftiger Mann gewesen, mit derben Gesichtszügen, einem kantigen Kinn, einer außergewöhnlich großen Nase und kurzen, gelichteten Haaren. Vielleicht war sein Gesicht liebenswert gewesen, wenn er gelacht hatte. Getrocknetes Blut klebte an seiner Schläfe. Ein Schlag, hatte Zuzanna gesagt. Ein einziger, kräftiger Schlag, und vom Gesicht eines Menschen blieb nur noch die Totenmaske.
    »Hast du diesen Mann gesehen?«
    »Nein. Ich habe niemanden gesehen. Wie oft soll ich das denn noch sagen?«
    »Dann sind wir wieder so weit wie am Anfang.« Zuzanna warf mir einen Blick zu, in dem ich eine gewisse Selbstzufriedenheit zu erkennen glaubte.
    »Hat man dich untersucht?«, fragte ich barsch. »Hast du eine Wunde am Kopf oder irgendetwas anderes, das deine Version beweist?«
    »Meine Version«, wiederholte Jacek spöttisch.
    »Mir erscheint sie glaubwürdig.« Zuzanna würde es vermutlich auch noch glaubwürdig erscheinen, wenn der livländische Christoph und der Prager Golem sich gegenseitig der Tat bezichtigten. Sie wollte, dass Marie-Luise schuldig war.
    »Begreifst du eigentlich nicht, in was du sie da hineinreitest?«, fragte ich. »Marie-Luise ist in einem Posener Krankenhaus zu sich gekommen, nachdem sie einen schweren Schock und massive Verletzungen erlitten hat. Und du lässt zu, dass man ihr den Tod von Horst Schwerdtfeger in die Schuhe schiebt?«
    »Nein«, protestierte er verwirrt. »Ich habe mir Sorgen um sie gemacht. Sie haut ab, mitten in der Nacht, lässt alles stehen und liegen, und mich holen sie am nächsten Morgen mit Handschellen aus den Federn. Was, wenn der Kerl sie doch noch erwischt hat?«
    »Welcher Kerl?«, fragte ich, leise vor Wut.
    »Der, der das getan hat.« Jacek deutete auf das Foto. »Ich wollte nur, dass man sie findet. So schnell wie möglich, und dass es ihr gut geht.«
    Zuzanna senkte sich noch tiefer über irgendein offiziell aussehendes Schreiben, das in diesem Moment sicherlich niemanden interessierte.
    »Du hast sie ans Messer geliefert. Gegen Marie-Luise wurde ein internationaler Haftbefehl erlassen. Sie wird wegen Beihilfe zu räuberischer Erpressung bis hin zum Mord gesucht. Denn ihre Fingerabdrücke befanden sich ebenfalls auf der Tatwaffe.«
    »Das kann nicht sein.«
    »Es ist aber so.«
    »Welche noch?«
    Zuzanna sah hoch. »Keine.«
    »Keine?«, fragte ich und warf einen Blick auf das in polnischer Sprache verfasste Papier. »Unmöglich. Wenn es die Stange ist, die jahrelang in Marie-Luises Volvo gelegen hat, müssten sogar meine darauf sein.«
    »Keine weiteren aktenkundigen Fingerabdrücke«, gab sie widerstrebend zu.
    »Das heißt doch nur, dass alle anderen, die diese Stange in der Hand hatten, noch nicht erkennungsdienstlich behandelt worden sind. Richtig?«
    Sie nickte. Es fiel ihr schwer.
    »Also können wir davon ausgehen, dass der Mörder ein bis dato unbeschriebenes Blatt ist.«
    »Ich bin aber der Ansicht, dass Frau Hoffmann …« Zuzanna verschluckte, was sie sagen wollte, denn jetzt ging Jacek ein Licht auf.
    »Du«, sagte er.
    In diesem Moment wusste ich, er würde durchdrehen.
    Ich wollte aufstehen und zu ihm, doch er war bereits aufgesprungen und kam um den Tisch herum, noch bevor die Beamten eingreifen konnten.
    »Du hast sie verpfiffen? Ja? Du warst das?«
    Der erste war bei ihm und riss ihn zurück.
    »Warum?«, brüllte er. »Sie hat nichts getan! Gar nichts! Sie hat mir nur meine Sachen gebracht!«
    Zuzanna raffte ihre Papiere zusammen und stopfte sie in ihre Tasche. Die Beamten schleiften Jacek zur Tür.
    »Sie ist unschuldig!«, brüllte er. Und noch bevor ich etwas

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