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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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De­ckel zer­fie­len und zu Bo­den rie­sel­ten, wenn ich sie in die Hand nahm. Kei­ne Hin­wei­se. Ich öff­ne­te die letz­te Tür ganz am En­de der Hal­le, und ein großes amor­phes Ge­schöpf zuck­te mir aus der Dun­kel­heit ent­ge­gen und zog sich ge­nau­so rasch wie­der zu­rück. Dies war ei­ne wei­te­re Hal­le, die eben­falls von ein­zel­nen Zim­mern um­ge­ben war – je­der Raum ent­hielt ho­he Ti­sche mit großen, ros­ten­den Ge­rä­te­blö­cken, klei­ne­re In­stru­men­te, manch­mal auch ver­schlos­se­ne Schrän­ke mit Gla­stü­ren, die, wenn ich den Licht­ke­gel dar­auf rich­te­te, wie Schei­ben aus pu­rem Sil­ber wirk­ten. Die letz­te Tür führ­te in einen Saal, bei dem es sich um ei­ne Kran­ken­sta­ti­on han­deln moch­te: Die Bet­ten wa­ren in ei­ner par­al­le­len Dop­pel­rei­he auf­ge­stellt, und je­de ein­zel­ne Lie­ge war nun die Schlamm­heim­statt von Mee­res­ge­schöp­fen. Al­so ei­ne Kli­nik? Ein Hos­pi­tal? Aber aus ir­gend­ei­nem Grund hat­te ich nicht das Ge­fühl, es mit ei­nem Kran­ken­haus zu tun zu ha­ben, und ich hat­te sol­che In­sti­tu­tio­nen oft ge­nug be­sucht, um die­ser in­tui­ti­ven Er­kennt­nis zu ver­trau­en. Ich schwamm lang­sam in die Auf­ent­halts­hal­le zu­rück und blick­te zur Trep­pe hin­über. Ich woll­te ge­ra­de hin­auf glei­ten, als ich mich an die SW-Re­lais er­in­ner­te. Ich kehr­te in den Vor­raum zu­rück und be­gann da­mit, die klei­nen Ge­rä­te an den Wän­den ent­lang zu pla­zie­ren, bis hin­ein in die Auf­ent­halts­hal­le und auch die Trep­pe hin­auf. Ich war­te­te so lan­ge, bis ich das letz­te Re­lais ganz oben an der Trep­pe an­ge­bracht hat­te, dann dreh­te ich die Laut­stär­ke des Emp­fän­gers voll auf.
    „ … wo sind Sie, zum Teu­fel?“ kreisch­te Gre­ville. „Tia wür­den Sie mir ge­fäl­ligst ant­wor­ten?“
    „Ich bin noch im­mer im Ge­bäu­de“, gab ich ge­las­sen zu­rück.
    „Na end­lich!“ be­schwer­te er sich. „Wir konn­ten Ihr Peil­si­gnal nicht mehr emp­fan­gen, und Sie rea­gier­ten auf kei­nen An­ruf.“
    „Tut mir leid, ich hat­te die Re­lais ganz ver­ges­sen. Sie sind jetzt pla­ziert.“
    „Sie ha­ben sie ein­fach ver­ges­sen! Wie kön­nen Sie et­was so Wich­ti­ges ver­ges­sen?“
    „Ent­schul­di­gung, ich war von mei­ner Un­ter­su­chung ab­ge­lenkt.“
    „Ha­ben Sie ir­gend et­was In­ter­essan­tes ent­deckt?“
    „Nein“, log ich un­ge­niert. „Wenn sich et­was er­gibt, sa­ge ich Ih­nen Be­scheid.“
    Ich dreh­te die Laut­stär­ke wie­der her­un­ter, schwamm er­neut die Trep­pe hin­auf und pla­zier­te wei­te­re Re­lais, als ich in den Gang hin­ein­g­litt.
    Die­ser Kor­ri­dor führ­te durch das gan­ze Ge­bäu­de, von ei­ner Au­ßen­wand zur an­de­ren. Wie­der die Viel­zahl von Tü­ren, doch hier be­fan­den sich kei­ne in Reih und Glied auf­ge­stell­ten Stüh­le, kei­ne klei­nen Ti­sche, auf de­nen die Über­bleib­sel von Lam­pen stan­den. Ich wand­te mich nach rechts, schwamm bis ganz zum En­de des Gan­ges und kehr­te dann wie­der zu­rück, wo­bei ich einen Blick in je­des an­gren­zen­de Zim­mer warf. Im ers­ten Raum, der un­mit­tel­bar an der Au­ßen­wand lag, be­fan­den sich ho­he Ti­sche und La­bo­ra­to­ri­ums-Ge­rät­schaf­ten. Ei­ne Wand war be­deckt mit Me­tall­kä­fi­gen, in de­nen klei­ne Mi­kro­kos­men wuch­sen, win­zi­ge Gär­ten mit Pflan­zen und Tie­ren, wun­der­schön und son­der­bar. In­mit­ten die­ser se­pa­ra­ten Wel­ten la­gen win­zi­ge, blei­che Kno­chen, wahr­schein­lich die von Säu­ge­tie­ren, die in den Kä­fi­gen ge­fan­gen ge­we­sen wa­ren, als die In­sel ver­sank. An ei­ner an­de­ren Wand rag­ten ge­wal­ti­ge Ma­schi­nen­blö­cke auf. Je­de ein­zel­ne der un­för­mi­gen Ge­rä­te­ein­hei­ten war über­sät mit Ska­len und Sen­so­ren, mit Tas­ten und Bild­schir­men. Wie­der kei­ne Hin­wei­se – und das Ge­bäu­de mach­te noch im­mer nicht den Ein­druck ei­nes Kran­ken­hau­ses auf mich. Wei­te­re Zim­mer, mehr Bü­ros, noch ei­ne auf­ge­quol­le­ne Bi­blio­thek. Ein Wand­schrank, der die Res­te al­ter­tüm­li­cher Rei­ni­gungs­u­ten­si­li­en ent­hielt. Ein Zim­mer mit vier Bet­ten

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