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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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be­deckt war. Die Türan­geln wa­ren ver­ros­tet, und die di­cke Plat­te hing schief vor dem Zu­gang. Ver­wirrt leg­te ich die Hand auf die Mau­er. Ei­nem so so­li­den Ge­bäu­de, das auf die­se Art kon­stru­iert wor­den war, hät­te es an der Elas­ti­zi­tät man­geln müs­sen, die not­wen­dig ge­we­sen war, um den Ka­tak­lys­men der Großen For­mung zu wi­der­ste­hen. Es hät­te in­fol­ge der Be­ben ein­stür­zen und von den Flut­wel­len da­von­ge­schwemmt wer­den müs­sen. Ich wies den Ser­vo an, die Wän­de zu son­die­ren und be­ob­ach­te­te das Bild, das sich auf mei­nem Schirm zu for­men be­gann. Die ro­ten Strei­fen, die Stahl­trä­ger und Ka­bel dar­stell­ten, bil­de­ten nicht das üb­li­che Mus­ter. Sie ver­lie­fen nicht nur senk­recht und waag­recht, son­dern wa­ren mit­ein­an­der ver­wo­ben und ver­schach­telt und bil­de­ten un­zäh­li­ge Viel­e­cke, die sich über die gan­ze Län­ge und Brei­te der Wän­de er­streck­ten, und das be­wirk­te mehr Elas­ti­zi­tät, als das Haus nö­tig ge­habt hat­te. Nach der Ab­tas­tung zu ur­tei­len war der so mas­siv wir­ken­de Fels der Au­ßen­wän­de nichts als ei­ne Ver­klei­dung der Stahl­be­ton-Po­ly­go­ne. Ich „schäl­te“ die äu­ßers­te Schicht des Bil­des vom Sichtschirm und stell­te fest, daß auch die Wän­de im In­nern des Ge­bäu­des die­ser Netz­struk­tur ent­spra­chen. Es gab nicht ei­ne Ab­wei­chung von die­ser Re­gel, kei­ne Zwi­schen­wand, die nicht das Viel­eck­mus­ter auf­wies. Es war ein so­li­des Bau­werk, bei­na­he ein Mo­nu­ment, ge­baut, um zu über­dau­ern. Warum?
    Kei­ne Fens­ter, kei­ne Ven­ti­la­ti­ons­schäch­te, nur ei­ne Ein­gangs­tür. Kei­ne ein­ge­mei­ßel­te Wid­mung über dem Zu­gang, kei­ne Hin­wei­se auf den Zweck, dem das Haus ge­dient hat­te. Ein Grab­mal? Nein, nicht im Hi­lo des ein­und­zwan­zigs­ten Jahr­hun­derts. Al­so ein Mo­nu­ment? Aber wo­für? Und wel­chem Mo­nu­ment, das et­was auf sich hielt, man­gel­te es schon an ei­ner In­schrift? Die Son­die­rung zeig­te zwei Ebe­nen mit Zim­mern im In­nern an – Gän­ge, Tü­ren, De­cken, Bö­den. Al­so of­fen­bar rein funk­tio­nal, aber funk­tio­nal wo­für?
    Selt­sam, selt­sam. Ich glitt vor den Ein­gang und spür­te, wie Auf­re­gung in mir auf­fla­cker­te. Die Blät­ter der Was­ser­pflan­zen tanz­ten syn­chron zu den flin­ken Be­we­gun­gen der Fi­sche. Ich blick­te auf die schie­fe Tür, und Schwär­ze schi­en mir aus dem Haus ent­ge­gen­zu­flie­ßen und mir zu­zu­win­ken. Ich zü­gel­te das Ver­lan­gen, mich Hals über Kopf in den so schreck­lich dunklen und ver­lo­cken­den Zu­gang des Ge­bäu­des hin­ein­zu­stür­zen, und wies den Ser­vo an, die Schein­wer­fer ein­zu­schal­ten und vor mir hin­ein­zu­sch­wim­men.
    „Tia, was ha­ben Sie ent­deckt?“ ver­lang­te Gre­ville zu wis­sen, und sei­ne Stim­me war ein düs­te­res, be­harr­li­ches Jau­len an mei­nem Ohr. Of­fen­bar war die Plün­de­rung des Sa­fes im Haupt­bü­ro be­en­det, und wäh­rend die an­de­ren Tau­cher nach wei­te­rer Beu­te Aus­schau hiel­ten, hat­te er einen Au­gen­blick Zeit ge­fun­den, um sich an mich zu er­in­nern. Ich seufz­te, er­höh­te die Laut­stär­ke wie­der und schal­te­te den Sen­der ein.
    „Das ist schwer zu sa­gen“, ent­geg­ne­te ich. „Es ist ein Ge­bäu­de, aber ich kann nicht fest­stel­len, wel­chem Zweck es ge­dient hat. Um ein Wohn­haus han­delt es sich ganz ge­wiß nicht. So­li­de Kon­struk­ti­on, kei­ne sicht­ba­ren Be­schä­di­gun­gen, kei­ne Fens­ter, of­fen­ste­hen­de Tür. Et­wa fünf­zehn Me­ter hoch, ge­nau­so lang und nicht ganz so breit. Ich wer­de jetzt hin­ein­schwim­men.“
    „Hö­ren Sie, Tia, das könn­te ziem­lich ge­fähr­lich sein“, warn­te Gre­vil­les af­fek­tier­te Stim­me. „War­ten Sie, bis wir Ih­nen ein paar zu­sätz­li­che Ser­vos ge­schickt ha­ben, in Ord­nung?“
    „Warum? Ich ha­be hier be­reits einen, und die Son­die­rung zeigt ei­ne über­ra­schend ge­rin­ge sta­ti­sche Be­las­tung des Hau­ses.“
    „War­ten Sie we­nigs­tens, bis To­bi­as und die an­de­ren mit dem Ho­tel fer­tig sind und zu Ih­nen sto­ßen; dann kön­nen Sie zu­sam­men

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