Versunkene Inseln
so daß sie sich auch bei Dauerbelastung nicht vor Ablauf von rund sechsundzwanzig bis achtundzwanzig Stunden erschöpfen. Und so lange bleibst du ganz gewiß nicht unten.“
„Und wenn ich irgendwo festhänge?“ Er sah sehr besorgt aus, und ich konnte die Schärfe von Ungeduld in meiner Stimme hören.
„Siehst du das hier? Es ist ein Peilungsgeber. Deine Position kann die ganze Zeit auf dem Kontrollschirm der Brücke beobachtet werden. Es besteht also nicht die geringste Gefahr, daß du irgendwo festhängst und nicht rechtzeitig gerettet wirst. Wenn die Rettung länger dauert, als die Ladung deiner Batterien reicht, dann legen wir einfach eine zweite Ergblase um die erste, pumpen Luft hinein, und du desaktivierst dein Feld und benutzt das größere.“
„Dann ist es also so gut wie absolut sicher?“ fragte Paul.
„Absolut sicher“, stimmte ich zu. Er ignorierte die Ironie in meinem Tonfall und betrachtete die Ergkapsel-Ausrüstung mit einem zufriedenen Gesicht.
Der Interkom piepte plötzlich, und die Stimme von Harkness tönte durch die Kammer.
„Achtung. Die gesamte Besatzung sofort auf die Brücke. Achtung …“
Ich drehte mich um, sprintete durch die Tauchkammer und schwebte, Paul dicht hinter mir, durch den Zugangsschacht hinauf, bevor Harkness seine Anordnung ein zweites Mal durchgab.
„Schließt das auch mich ein?“ fragte Paul, während wir emporglitten.
„Natürlich, ehrenhalber.“
„Was ist los?“
„Keine Ahnung“, gab ich zurück, sprang auf einen Schweber und raste durch die Halle auf einen zweiten Schacht zu. Als das letztemal Alarm gegeben worden war, hatte Greville einen Delphin in den Flutungskammern entdeckt und Zeter und Mordio geschrien, bis ich mir den Naßanzug übergestreift und das Geschöpf ins offene Meer zurückgebracht hatte. Aber diesmal war der Alarm von Harkness ausgelöst worden, und es war Harkness, der an den Kontrollpulten stand und zusah, wie sich die Besatzung auf der Brücke versammelte. Greville stand bei Benito und schrie auf ihn ein. Der Chefingenieur lehnte lässig und mit finsterer Miene an der Konsole, preßte die geballten Fäuste an die Oberschenkel und ignorierte offenbar Grevilles Schimpftirade.
„Ich wette, es sind die Generatoren“, sagte Lonnie leise zu Paul, als er hinter mir hereinkam. „Heute morgen während meiner Schicht habe ich gehört, wie Benito über sie fluchte.“
Ich spürte einen leichten Stich. Für gewöhnlich war ich diejenige, die als erste nach Benito erfuhr, was im Generatorenraum vor sich ging. Aber seit unserem Streit war ich nicht mehr unten gewesen, und Benito hatte mich bestimmt nicht gesucht, um mich zu ihm einzuladen.
Li, wie gewöhnlich zu spät, kam in nervöser Hast herein, und Greville nahm seine „Leiter der Expedition“-Pose ein.
„Ähem“, begann er. „Benito hat mir gesagt, daß wir ein Problem mit den Generatoren haben. Zur Panik besteht kein Grund, nein, ganz und gar nicht. Ähem. Ja. Benito meint, einer der Generatoren weise eine, äh, Fehlfunktion auf, und die Ilium könne deshalb nicht tauchen. Ähem.“ Er sah ihn an, ein wenig hilflos ohne eine vorbereitete Ansprache. Benito, der noch immer an dem Pult lehnte, setzte an:
„Wißt ihr, die Nummer vierzehn der Steuerbord-Generatoren spielt verrückt. Wenn wir runtergehen, dann ist die Belastung zu groß, und wir gehen in diesem Sektor leck, was nicht sehr vorteilhaft wäre. Aber solange wir auf der Oberfläche bleiben, ist alles klar. Ich kann den Generator in vier oder fünf Tagen reparieren – vielleicht brauche ich Ersatzteile, dann kann es etwas länger dauern. Im Augenblick kann ich das noch nicht abschätzen. Ich habe Greville davon unterrichtet, und er will umkehren.“
„Nein“, widersprach ich.
„Nein – das ist auch meine Meinung“, stimmte Benito zu. „Wir sind sicher hier. Man kann auch von der Oberfläche aus tauchen, das ist kein Problem, nichts Besonderes.“
„Ich sage, wir stimmen ab“, rief Greville aus. „Wenn ich um Ihr Handzeichen bitten dürfte? Rückkehr zum Festland?“
„Warten Sie, Greville, das müssen wir erst noch diskutieren“, schaltete sich Harkness ein. Er schritt an den Kartenschirm, nahm einen Zeigestock zur Hand und klopfte mit ihm an die Grafik, während er weitersprach. „Ich glaube, Benito hat recht. Wir sind etwa hier, sechs Tage vom Festland entfernt. Morgen werden wir die Inselgruppe erreichen und morgen nacht unser spezielles Zielgebiet. Die See ist ruhig, und wir sind ein ganzes
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