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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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Sonnenschein meines Lebens, so mußte ich bei näherer Betrachtung feststellen, verblaßte rasch. Eigentlich hatte ich nicht einmal viel übrig für Paul, sagte ich mir, aber der Gedanke daran, allein und ohne ihn in meiner Kabine zu wohnen, schmerzte dennoch. Ich tröstete mich mit Sprichworten: In der Not frißt der Teufel Fliegen, einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul – und dann noch mit einem, das ich selbst erfunden hatte: Stolz kann sich nur die Immortalität leisten. Ich drehte dieses Problem hin und her, und meine Gedanken liefen im Kreis – bis ich es leid war und zum Mittagessen hinunterging.
     

31
     
    Ich zog die Beine meines Naßanzugs über die Oberschenkel und zupfte und zerrte an dem dicken, störrischen Gummi, bis es richtig saß. Ich war fertig damit, Paul in seine Ergkapsel zu helfen. Tobias nahm die letzten Justierungen an Jennys Kraftfeldblase vor und machte sich dann selbst bereit. Lonnie hielt die Checkliste in der Hand und überprüfte Pauls Ausrüstung. Ihre gemurmelten Worte waren die einzigen Geräusche in der ansonsten stillen Kammer. Tobias nickte Jenny zu, als er fertig war. Sie ging die geriffelte Rampe zur Unteren Ebene hinunter und ließ sich am Rand des Tauchschachtes nieder. Ich wand mich ins Oberteil meines Anzugs, kontrollierte Säume und Schnallen, zog die Riemen fest und befestigte die Sauerstoffflaschen und Düsen auf dem Rücken.
    Dann zog ich mir das ebenfalls aus Gummi bestehende Kopfteil übers Haar, und Tobias trat hinter mich, strich die Kapuze glatt und suchte nach undichten Stellen, die sich als unangenehm oder gar gefährlich erweisen konnten. Als er diese Kontrolle beendet hatte, schloß ich die Kabel an den hinteren Teil seines Gürtels an, wobei ich sehr darauf achtete, keinen der Anschlüsse zu verwechseln. Die Sicherheit hatte Vorrang vor unserer beiderseitigen Abneigung, und vor jedem Tauchgang überprüften wir mit einem Maximum an Gründlichkeit und einem Minimum an Höflichkeit gegenseitig unsere Ausrüstung. Er trat zur Seite. Ich griff nach den Schwimmflossen und nahm ebenfalls am Tauchschacht Platz. Tobias setzte sich einen Augenblick später und wartete darauf, daß Lonnie seine Gerätschaften auf der Checkliste durchging. Greville auf der Brücke beobachtete uns währenddessen über das Vidsystem. Die in der Luft liegende Spannung war fast körperlich fühlbar.
    Jeder der drei Unsterblichen war eingehüllt in ein Netzwerk aus dunkelblauen und roten Kabeln und goldenen Elektroden, die die Ergblase erzeugten und stabilisierten. Auf dem glatten, vielfarbenen Boden neben ihnen lagen die zinnoberroten Gerätebündel. Die glatten, festen und gebräunten Körper leuchteten durch die sich überkreuzenden Kabel und Textilgurte. Im Vergleich zu ihnen wirkte ich noch mehr wie ein Troglodyt, der in schwarzes Gummi gehüllt war. Die Tanks auf meinem Rücken waren wie eine Karikatur von Benitos Buckel. Schläuche ringelten sich über meine Schulter, und an der Taille trug ich einen Bleigürtel und verschiedene Ausrüstungsgegenstände. Jenny musterte mich aus den Augenwinkeln, und ich widerstand der Versuchung, einfach die Sichtscheibe meiner Tauchermaske zuzuklappen.
    Zwanzig Minuten krochen dahin, bis Tobias und ich überprüft waren, dann gab der Interkom ein gedämpftes Keuchen von sich.
    „Ihr seid bereit für den ersten Tauchgang, Freunde“, meldete sich Greville von der Brücke. „Über die Sicherheitsvorschriften sind Sie alle instruiert worden, darauf brauche ich also nicht noch einmal hinzuweisen. Ja. Ähem. Tobias wird als erster tauchen, dann Paul, dann Jenny, und Tia macht den Abschluß. Die Servos befinden sich bereits unter Wasser und warten auf Sie. Seien Sie vorsichtig. In Ordnung.“
    Tobias ließ sich über den Rand des Tauchschachtes sinken, und als er ins Wasser glitt, formte sich die Ergblase um ihn herum. Einen Augenblick lang verharrte er, damit sich das Kraftfeld über seinem Kopf schloß, dann rutschte er ganz hinein, trieb zur Seite und bedeutete Paul, ihm zu folgen. Ich schaltete meinen Funkempfänger an, damit ich ihn hören konnte.
    „Langsam“, sagte Tobias. „Zuerst die Füße, dann einen Augenblick warten, und jetzt den Aktivierer betätigen. Langsam. Gut. Komm weiter. Warte, bis sich das Feld ganz aufgebaut hat. In Ordnung. Und nun tauche ganz ein. Nimm dir Zeit.“
    Paul blickte hoch, und sein Lächeln durchdrang die beiden Schichten aus Wasser und Energie. Ich antwortete ihm mit einem Nicken, dann glitt Jenny

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