Versunkene Inseln
Ich spürte die singende Spannung von Möglichkeiten in mir, die Natur der Kontrolle, den Zusammenhang von Veränderung. Ich spürte eine Präsenz, eine Kraft, deren Ruf jenseits meines Ichs erklang, und ein neues Drängen ergoß sich über mich. Ein einzelner, einfacher Schritt lag noch vor mir, doch ich zögerte. Ich nahm die vertrauten und behaglichen Empfindungen meines Körpers wahr, die Entität der kühlen und klaren Sphäre meines Geistes. Und plötzlich war ich von der Gewißheit erfüllt, von Zuversicht, und ich überwand die Barrieren, eine nach der anderen, fühlte den letzen Atemzug meines Körpers, glitt aus der fleischlichen Hülle heraus und stieg empor.
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Ich steige als geistige Essenz auf, eine dahinrollende Welle, deren einzelne Wassertropfen verschieden sind und doch gemeinsam eine schäumende Einheit bilden. Verzaubert vom Dahingleiten, hingerissen von der Bewegung und erfüllt von Neugier, grenzenloser Neugier.
Ich fange einen vorbeischwebenden Fetzen des Universums ein und forme daraus ein Sehorgan – um mich herum glitzern die Galaxien, gleichmäßig funkelnde und gleißende Diamantensplitter, weißgetönt oder auch blau und rot und gelb. Gewaltige, wirbelnde Nebelschleier, Spiralgalaxien mit ihren gekrümmten, in einem Überfluß an Licht erstrahlenden Armen. Eine Handvoll hiervon, ein bißchen kneten, so, und ich lausche den Gesängen der Sterne, den Predigten von Sonnensystemen und dem Geplauder von Kometen. Ich webe ein Netz aus Empfindungen und Wahrnehmungen um mich herum, breite mich zwischen den Sternen aus, lichtjahrweit, und ziehe Schleppen aus Ekstase hinter mir her. Verändere mein Sehen und erfreue mich an neuen, namenlosen Farben. Verändere meine Sinne und heiße die neuen Wahrnehmungen glücklich willkommen. Ich öffne mich, bis all dies, die Gesamtheit meines neuen Seins, erfüllt wird von einer tiefen und umfassenden Ruhe. Ich lasse mich vollkommen von ihr durchdringen, und es lodert etwas in mir auf, das intensiver ist als Ekstase, großartiger als Frieden. Stehe staunend und ehrfurchtsvoll vor dem Herzen des Universums, bis mich eine sanfte Kraft wieder fortschickt und ich erneut zwischen den Sonnen umher wirbele, strahlend und voller Leben. Ich tauche in mich selbst hinein, schrumpfe auf die Größe von Elektronen zusammen, dehne mich aus, bis sich die Ausläufer meiner Egosphäre an den Grenzen des gekrümmten Alls wiederbegegnen. Durchstreife die Galaxien, bis ich an einer unbedeutenden gelben Sonne vorbeischwebe, über einen kleinen, blaugrünen Planeten hinweg, und ich blicke wieder auf meine Heimat hinab.
Nord- und Südamerika, England, das übrige Europa, Asien. Die iberische Halbinsel, der Stiefel von Italien. Afrika, Ceylon, Indien, Arabien, Indonesien, Australien, Neuseeland. Pazifik, Atlantik, der Indische Ozean, das Nordpolarmeer, das blaue Juwel des Mittelmeers, der kalte Glanz der Bering-See. Das Ochotskische Meer, die Hudson Bay, der St.-Lawrence-Strom, das Kalifornische Meer, das sich von den Hängen des Shasta bis hin zur Cortez-See und die Kette des Kalifornischen Archipels erstreckt. Viktoriasee. Tung-ting Hu. Tahoe. Baikal. Tschad. Maracaibo. Titicaca. Wie kann ein so kleiner Planet soviel Schönheit aufweisen? Der Nil, ein silberner Faden, der eine blühende Wüste durchzieht, Mississippi, Amazonas, Jenissej, Mackenzie. Kongo. Ob. Sao Francisco. Japurá, Euphrat, Sambesi. Ganges. Der Susquehanna. Der Westliche Bug. Streifen aus Wasser, Streifen aus Licht. Die Sahara, Shurt, Dasht-i-Margo, Gila. Negev, Morrope, Olmos, Gibson. Kyzly Kum. Die Wüste Atacama. Ust’-Urt. Namid. Dasht-i-Kavir. Das funkelnde Rückgrat des Himalaja, die Bergkette der Rocky Mountains, die sich vom Polarkreis bis hin zum Äquator erstreckt. Das Blau des Genfer Sees inmitten des weißen Glitzerns der Alpen. Ein Planeten-Achat, graugrün, braungrün, blaugrün, mit weißen Kappen an den Polen, eingehüllt in die milchigen Schleier von Wolken. Ich sitze am Krater des Vesuv, rutsche lachend an den Flanken des Shasta hinab, tanze unsichtbar durch die versunkenen Straßen von
Venedig und komme trief naß in Dar-es-Salaam wieder empor. Löse mich auf, setze mich wieder zusammen und blicke von Gibraltar hinab. Breite mich gleich einem Segel aus, um den Wind einzufangen, und gleite majestätisch durch das Meer von Panama und dann in die Weite des Pazifik. Tolle an der Küste herum und finde mein Haus aus Rotholz, das noch immer still und verriegelt auf der nach Osten
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