Versunkene Inseln
mit brennender Neugier. Jemand oder etwas empfing die Berichte, die die In die Ferne jede Schiffswoche sendete, doch ich hatte nicht herauszufinden versucht, wer oder was diese Verbindung hielt. Von dem Raumschiff zu wissen war genug; Einzelheiten zu erfahren wäre gleichermaßen nutzlos wie schmerzlich gewesen. Statt dessen ließ ich meiner Phantasie hinter der Hülle der Augenlider freien Lauf und stellte in der atmenden Stille der weiten Halle nutzlose und schmerzliche Spekulationen an.
„Dieser Paul ist ein Vollidiot“, sagte Benito plötzlich.
Ich fuhr überrascht zusammen und öffnete die Augen. Er war noch immer über seine Werkbank gebeugt, und einen Moment lang dachte ich, ich hätte mir die Worte nur eingebildet.
„Ein Vollidiot“, wiederholte er und legte die kleine Zange hin.
Er wandte sich mir zu, und ein aggressiver Zug tropfte in den finsteren Ausdruck, den sein Gesicht fast immer zeigte.
„Warum?“
„Warum? Du bist ebenfalls ein Vollidiot, wenn dir das nicht klar ist.“
„Es ist mir klar“, gab ich nach kurzem Zögern zurück. „Ich weiß, was er ist.“ Benito machte einen skeptischen Eindruck. „Also gut: Er ist ein Kind, er ist ein Egoist, er ist oberfläch lich, und er ist ein ebensolcher Feigling wie sie alle …“
„Und er bumst dich.“
„In Ordnung, er bumst mich, wir machen es uns gegenseitig – na und?“
„Gegenseitig?“
„Nun komm schon, Benito, wo liegt dein Problem?“
„Ich habe keine Probleme, ich bin völlig normal!“ Er stand auf und stürmte durch den Halbkreis. Sein Buckel bebte, als er mit den Armen gestikulierte. „Du glaubst das, weil ich dieses Ding da auf dem Rücken habe und die andere Sache über den Augen, nicht wahr? Ich bin nicht blind, Tia.“
„Zum Teufel auch, wovon sprichst du eigentlich?“
„Hör mal, was meinst du wohl, warum jemand mit einem Buckligen wie mir ins Bett steigen sollte? Warum wohl?“
Darauf wußte ich keine Antwort, und deshalb schwieg ich.
„Nun, dann werde ich dir sagen, warum. Weil es pervers ist, weil sie nicht mit mir bumsen würden, nein, sondern nur mit diesem Ding auf meinem Rücken. Kapiert?“
„Und?“
„Und?“ imitierte er verächtlich. „Glaubst du vielleicht, ich hätte ein Monopol auf Scheußlichkeit?“
„Ach Unsinn, Benito.“
„Was also diesen Paul angeht, diesen Wunderknaben – hör mal gut zu, alte Hexe: Was glaubst du wohl, wen er stößt, wenn er zwischen deinen Beinen liegt? Meinst du, er schiebt sein Ding in Tia Hamley rein? Wenn du das glaubst, dann bist du blöd, blöd!“
„Halt den Mund! Benito, das ist wahrscheinlich das letzte Mal, begreifst du nicht? Das allerletzte Mal. Also verdirb mir nicht den Spaß.“
„Du bist ein Dummkopf!“
„Warum regst du dich überhaupt so auf? Es betrifft dich doch gar nicht.“
„Weil wir beide Krüppel sind, sowohl du als auch ich“, zischte er. „Du mußt die volle Last dieses Schicksals tragen, Tia. Den ganzen Schmerz, alles, ohne Selbsttäuschung, ohne Masken.“
„Verdammt, Benito, du bist nur neidisch, das ist alles.“
„Neidisch?“ platzte es aus ihm heraus.
„Natürlich. Du bringst es ja nicht mal fertig, nicht wahr?“
Der Schock, diese Worte auszusprechen, war genauso groß wie der, sie zu hören – uns beiden stockte der Atem.
„Himmel, Benito, es tut mir leid …“
„Du verdammte Hure!“ fauchte er.
„Benito …“
„Du hast deinen Verstand zwischen den Beinen, genau wie die anderen!“
Ich warf den Kalibrierer in den Sessel und sprang über den Rand der rotierenden Plattform. „Kümmere dich nicht um meine Angelegenheiten, ja?“
„Bist du in ihn verliebt, Tia?“ rief Benito.
„Halt den Mund!“ schrie ich zurück, als ich an den glänzenden Generatoren entlangschritt.
„Fühlst du dich wieder jung, wenn er über dir liegt?“
„Halt’s Maul!“
„Was findet er an deinen runzligen
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