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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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mit bren­nen­der Neu­gier. Je­mand oder et­was emp­fing die Be­rich­te, die die In die Fer­ne je­de Schiffs­wo­che sen­de­te, doch ich hat­te nicht her­aus­zu­fin­den ver­sucht, wer oder was die­se Ver­bin­dung hielt. Von dem Raum­schiff zu wis­sen war ge­nug; Ein­zel­hei­ten zu er­fah­ren wä­re glei­cher­ma­ßen nutz­los wie schmerz­lich ge­we­sen. Statt des­sen ließ ich mei­ner Phan­ta­sie hin­ter der Hül­le der Au­gen­li­der frei­en Lauf und stell­te in der at­men­den Stil­le der wei­ten Hal­le nutz­lo­se und schmerz­li­che Spe­ku­la­tio­nen an.
    „Die­ser Paul ist ein Vollidi­ot“, sag­te Be­ni­to plötz­lich.
    Ich fuhr über­rascht zu­sam­men und öff­ne­te die Au­gen. Er war noch im­mer über sei­ne Werk­bank ge­beugt, und einen Mo­ment lang dach­te ich, ich hät­te mir die Wor­te nur ein­ge­bil­det.
    „Ein Vollidi­ot“, wie­der­hol­te er und leg­te die klei­ne Zan­ge hin.
    Er wand­te sich mir zu, und ein ag­gres­si­ver Zug tropf­te in den fins­te­ren Aus­druck, den sein Ge­sicht fast im­mer zeig­te.
    „Warum?“
    „Warum? Du bist eben­falls ein Vollidi­ot, wenn dir das nicht klar ist.“
    „Es ist mir klar“, gab ich nach kur­z­em Zö­gern zu­rück. „Ich weiß, was er ist.“ Be­ni­to mach­te einen skep­ti­schen Ein­druck. „Al­so gut: Er ist ein Kind, er ist ein Ego­ist, er ist ober­fläch lich, und er ist ein eben­sol­cher Feig­ling wie sie al­le …“
    „Und er bumst dich.“
    „In Ord­nung, er bumst mich, wir ma­chen es uns ge­gen­sei­tig – na und?“
    „Ge­gen­sei­tig?“
    „Nun komm schon, Be­ni­to, wo liegt dein Pro­blem?“
    „Ich ha­be kei­ne Pro­ble­me, ich bin völ­lig nor­mal!“ Er stand auf und stürm­te durch den Halb­kreis. Sein Bu­ckel beb­te, als er mit den Ar­men ges­ti­ku­lier­te. „Du glaubst das, weil ich die­ses Ding da auf dem Rücken ha­be und die an­de­re Sa­che über den Au­gen, nicht wahr? Ich bin nicht blind, Tia.“
    „Zum Teu­fel auch, wo­von sprichst du ei­gent­lich?“
    „Hör mal, was meinst du wohl, warum je­mand mit ei­nem Buck­li­gen wie mir ins Bett stei­gen soll­te? Warum wohl?“
    Dar­auf wuß­te ich kei­ne Ant­wort, und des­halb schwieg ich.
    „Nun, dann wer­de ich dir sa­gen, warum. Weil es per­vers ist, weil sie nicht mit mir bum­sen wür­den, nein, son­dern nur mit die­sem Ding auf mei­nem Rücken. Ka­piert?“
    „Und?“
    „Und?“ imi­tier­te er ver­ächt­lich. „Glaubst du viel­leicht, ich hät­te ein Mo­no­pol auf Scheuß­lich­keit?“
    „Ach Un­sinn, Be­ni­to.“
    „Was al­so die­sen Paul an­geht, die­sen Wun­der­kna­ben – hör mal gut zu, al­te He­xe: Was glaubst du wohl, wen er stößt, wenn er zwi­schen dei­nen Bei­nen liegt? Meinst du, er schiebt sein Ding in Tia Ham­ley rein? Wenn du das glaubst, dann bist du blöd, blöd!“
    „Halt den Mund! Be­ni­to, das ist wahr­schein­lich das letz­te Mal, be­greifst du nicht? Das al­ler­letz­te Mal. Al­so verdirb mir nicht den Spaß.“
    „Du bist ein Dumm­kopf!“
    „Warum regst du dich über­haupt so auf? Es be­trifft dich doch gar nicht.“
    „Weil wir bei­de Krüp­pel sind, so­wohl du als auch ich“, zisch­te er. „Du mußt die vol­le Last die­ses Schick­sals tra­gen, Tia. Den gan­zen Schmerz, al­les, oh­ne Selbst­täu­schung, oh­ne Mas­ken.“
    „Ver­dammt, Be­ni­to, du bist nur nei­disch, das ist al­les.“
    „Nei­disch?“ platz­te es aus ihm her­aus.
    „Na­tür­lich. Du bringst es ja nicht mal fer­tig, nicht wahr?“
    Der Schock, die­se Wor­te aus­zu­spre­chen, war ge­nau­so groß wie der, sie zu hö­ren – uns bei­den stock­te der Atem.
    „Him­mel, Be­ni­to, es tut mir leid …“
    „Du ver­damm­te Hu­re!“ fauch­te er.
    „Be­ni­to …“
    „Du hast dei­nen Ver­stand zwi­schen den Bei­nen, ge­nau wie die an­de­ren!“
    Ich warf den Ka­li­brie­rer in den Ses­sel und sprang über den Rand der ro­tie­ren­den Platt­form. „Küm­me­re dich nicht um mei­ne An­ge­le­gen­hei­ten, ja?“
    „Bist du in ihn ver­liebt, Tia?“ rief Be­ni­to.
    „Halt den Mund!“ schrie ich zu­rück, als ich an den glän­zen­den Ge­ne­ra­to­ren ent­lang­schritt.
    „Fühlst du dich wie­der jung, wenn er über dir liegt?“
    „Halt’s Maul!“
    „Was fin­det er an dei­nen runz­li­gen

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