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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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Fer­sen kratz­ten mü­ßig übers Mond­ge­stein. Ich war ein­gehüllt in die Wär­me des nur schein­bar so emp­find­li­chen Druck­an­zugs, ähn­lich dem schlan­ken Schiff im Tal un­ter mir, das von ei­nem Ko­kon aus Ab­weis­fel­dern um­ge­ben war.
    Das Schiff hieß In die Fer­ne. Sie woll­ten in den nächs­ten fünf Jah­ren da­mit star­ten und es an die run­de Ta­fel an­kop­peln, die in ei­nem po­la­ren Or­bit schweb­te und bei­na­he fer­tig­ge­stellt war. Dann moch­te das Raum­schiff ei­ner gol­de­nen Lan­ze äh­neln, die durch ei­ne sil­ber­ne Plat­te stach. Sie wür­den da­mit die Son­ne an­steu­ern, durch Sols Ko­ro­na wir­beln und das so ge­won­ne­ne Be­we­gungs­mo­ment da­zu be­nut­zen, das Schiff und da­mit auch sich selbst in den in­ter­stel­la­ren Raum zu ka­ta­pul­tie­ren. Es wür­de um sei­ne Längsach­se ro­tie­ren und durch das Nichts zwi­schen den Ster­nen glei­ten, bis sie einen be­wohn­ba­ren Pla­ne­ten fin­den und fern­ab der Mut­ter Er­de ei­ne neue Le­bens­ge­mein­schaft grün­den konn­ten. Und so­bald sie ein­mal ge­st­ar­tet wa­ren, so er­klär­ten sie mir, gä­be es kei­ne Ei­le mehr: Wenn sich der ers­te Pla­net nicht für Men­schen eig­ne­te, wur­de ein­fach der nächs­te un­ter die Lu­pe ge­nom­men und dann wie­der der nächs­te. Nein, ei­lig hat­ten sie es nicht. Schließ­lich wa­ren sie un­s­terb­lich. Sie konn­ten sich Zeit las­sen.
    Und sie woll­ten, daß ich sie be­glei­te­te.
    Ich trat et­was hef­ti­ger ge­gen den Fels. Ein Stück­chen split­ter­te ab, schweb­te über den Rand des Vor­sprungs hin­aus und dem Bo­den des Tals ent­ge­gen. Die Un­s­terb­li­chen war­te­ten in ih­rem Schiff, da­von über­zeugt, daß ich mit ei­ner be­reits aus­for­mu­lier­ten Ein­wil­li­gung durch das Tal zu­rück­gehüpft kam. Daß ich ge­nau­so ver­ses­sen dar­auf war wie sie, die letz­ten Ar­bei­ten zu vollen­den, die Vor­be­rei­tun­gen ab­zu­schlie­ßen und mich dann zu­sam­men mit ih­nen ins Un­be­kann­te zu schleu­dern. Aber ich war ganz und gar nicht si­cher, ob ich mit­woll­te.
    Es war nicht ih­re Le­bens­an­schau­ung, die mich zu­rück­hielt. Sie flo­hen nicht vor der ima­gi­nären Ver­fol­gung, der sich ei­ne wi­der­na­tür­li­che und ab­sur­de Phi­lo­so­phie aus­ge­setzt sah. Sie bra­chen nicht auf, um die un­wis­sen­den Ali­ens auf dem Pla­ne­ten ei­ner fer­nen Son­ne zu be­keh­ren, ih­nen Er­leuch­tung und uni­ver­sel­le Wahr­heit zu brin­gen. Sie be­ab­sich­tig­ten schlicht und ein­fach, ei­ne Ge­sell­schaft zu grün­den, die ei­ner­seits die Vor­tei­le der Im­mor­ta­li­tät auf­wies, an­de­rer­seits aber auch die Tat­kraft und den Un­ter­neh­mungs­geist der Men­schen vor der Großen For­mung. Ich war wie sie der Über­zeu­gung, daß es für die Ge­sell­schaft, die ih­nen vor­schweb­te, auf Ter­ra kei­nen Platz gab. Ir­gend­wel­che Ma­rot­ten tra­fen bei den Un­s­terb­li­chen so­fort auf lei­den­schaft­li­che Zu­stim­mung. War der Reiz des Neu­en je­doch ver­flo­gen, stie­ßen sie auf eben­so hef­ti­ge Ab­leh­nung. Und selbst ei­ne Ge­mein­schaft mit be­son­ders stark aus­ge­präg­tem Zu­sam­men­ge­hö­rig­keits­ge­fühl konn­te an­ge­sichts der be­stän­di­gen Neu­gier und Ein­mi­schung der sie um­ge­be­nen Kul­tur nicht lan­ge Be­stand ha­ben. Ich lehn­te auch kei­ne be­stimm­ten Mit­glie­der der Grup­pe ab. Ich war si­cher, daß ich auch wei­ter­hin Ge­fal­len fin­den wür­de an der Ge­sell­schaft von Kai-Yu, Na­j­la, Jai­me und den an­de­ren, die ich noch nicht ken­nen­ge­lernt hat­te und die über die Er­de und ih­re bei­den Au­ßen­pos­ten ver­streut wa­ren und dort der Ver­wirk­li­chung ih­res Traums ent­ge­gen­fie­ber­ten. Und am al­ler­we­nigs­ten wür­de ich der Ge­sell­schaft Gregs über­drüs­sig wer­den. Doch ich lieb­te ihn, und es war die­se Lie­be, die mich da­von ab­hielt, der Rei­se zu den Ster­nen aus ei­ner ers­ten Be­geis­te­rung her­aus zu­zu­stim­men.
    Ich war jetzt ein­und­zwan­zig. Ich stand in der Blü­te mei­ner Ju­gend, und mein gan­zer Kör­per ent­sprach dem üb­li­chen Er­schei­nungs­bild der Im­mor­ta­li­tät. Wä­ren die Be­hand­lun­gen

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