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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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Reis, Kleider und Beutel mit Elektrolytlösung mit schnellen Klippern quer über den Pol zu schicken. Reich genug, um sich in Dinge einzumischen, die sie nichts angingen.
    Mahlia vermied es, Tani anzusehen, während sie die Medizintasche schloss. Sie hätte die Leiche gern mit einem Laken abgedeckt, aber sie hatten sämtliches Bettzeug gebraucht, um das Neugeborene darin einzuwickeln.
    Mahlia fragte sich, ob sie beim Anblick der Toten nicht irgendetwas empfinden müsste. Sie hatte schon viele Leichen gesehen, aber Tani war anders. Ihr Tod war einfach nur Pech gewesen. Sonst starben die Leute, weil einem der Soldaten nicht passte, was man sagte, oder weil er etwas haben wollte, was einem gehörte, oder ihm schlicht die Augen von jemandem nicht gefielen.
    Der Arzt unterbrach ihre Gedanken. » Mahlia, bring das Kind doch bitte zu Amayas Hütte, während ich mit Mr. Salvatore rede. Sie wird es stillen können. «
    Mahlia musterte Salvatore unschlüssig. Er sah aus, als würde er das Kind nicht hergeben wollen. » Mr. Salvatore will sicher nicht, dass ich in seine Nähe komme. «
    Doktor Mahfouz wandte sich an Salvatore. » Sie stehen unter Schock. Geben Sie Mahlia das Kind. Zumindest für eine Weile. Wir müssen uns noch um Ihre Tochter kümmern und sie ins Jenseits geleiten. Ich kenne die Gebete der Hochwasserchristen nicht. «
    Mr. Salvatore blickte Mahlia immer noch finster an, aber seine Wut schien nachgelassen zu haben. Im Moment wirkte er einfach nur traurig.
    Â» Hier. «
    Mahlia trat einen Schritt vor und nahm Mr. Salvatore das Neugeborene ab, ohne ihm dabei in die Augen zu sehen. Sie wollte ihn nicht unnötig provozieren. Sie zog das Laken fest, mit dem das Neugeborene eingewickelt war, und mit einem letzten Blick auf die Tote kletterte sie durch die Bodenluke nach unten.
    Am Fuß der Bambusleiter wartete eine Menschenmenge.
    Die Leute machten Mahlia Platz, als sie die Leiter herunterkam, wobei sie sich mit der Linken festhielt und in der Beuge des rechten Arms das Neugeborene trug. Minsok und Tante Selima standen da, Reg und Tua und Betty Fan, Delilah und Bobby Cross und noch ein paar andere. Sie hatten sich hier versammelt und der Tragödie gelauscht, die sich über ihnen abspielte.
    Â» Tani ist tot « , sagte Mahlia, als sie unten angekommen war. » Falls ihr euch das gefragt habt. «
    Außer Tante Selima sahen alle Mahlia so an, als sei das ihre Schuld. Viele machten Gesten zur Abwehr des Bösen, berührten das blaue Glasauge der Parzen an ihren Hälsen oder küssten grüne Gebetsketten. Mahlia gab vor, es nicht zu bemerken. Sie zog einen Zipfel des Lakens schützend über das Gesicht des Neugeborenen und bahnte sich einen Weg durch die Menge.
    Als sie den Schatten der Hütte verlassen hatte, brannte die Sonne unbarmherzig auf sie nieder. Mahlia lief über einen überwucherten Pfad zu Amayas Behausung. Zu beiden Seiten ragten eingefallene Gebäude auf, altersschwache Wachposten, gekleidet in das Grün des Dschungels. Aus ihren Köpfen wuchsen Bäume, und Kudzu wucherte auf den müden Schultern. In den oberen Stockwerken hatten Vögel Nester aus Lehm gebaut. Sie kamen zwitschernd aus leeren Fensteraugen herausgeflogen, und wenn man nicht vorsichtig war, bekam man ihren Kot ab.
    Auch Menschen schauten zwischen den grünen Blättern hervor und beobachteten, wie Mahlia vorbeiging. Familien, die in den oberen Stockwerken der alten Häuser wohnten und die Untergeschosse als Ställe für ihre Hühner, Enten und Ziegen nutzten. Tagsüber liefen die Tiere frei herum, abends wurden sie eingesperrt, damit sie nicht den Kojwölfen oder Panthern zum Opfer fielen.
    Unten zierten die vielfarbigen Zeichen und Embleme der verschiedenen Milizen die Mauern der Häuser. Übereinandergekritzelte Schriftzüge– die Gottesarmee, die Tulane-Kompanie, die Freiheitsmiliz–, Zeugnisse der vielen Armeen, die im Laufe der Jahre über Banyan Town geherrscht, hier ihre Steuern erhoben und neue Soldaten rekrutiert hatten.
    Mahlia hatte für keine von ihnen etwas übrig, aber da die meisten der jungen Soldaten sie sofort abgeknallt hätten, war die Abneigung wohl beiderseitig. Die Dorfbewohner gaben sich dagegen immer noch der Illusion hin, die Soldaten, die sich um sie herum bekriegten, irgendwie besänftigen zu können, indem sie die patriotischen Flaggen derjenigen Fraktion hissten, die gerade das

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