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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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über dieses Feld läufst, werden sie dich sofort entdecken. Zur Linken und zur Rechten befinden sich Truppen mit Gewehren, die den Dschungel durchsuchen und auch die Felder im Auge behalten. Das dort « , er deutete auf die freie Fläche, » ist ein Schlachtfeld. «
    Mahlia warf ihm einen finsteren Blick zu. » Hast du denn gar keine Gefühle? «
    Tool knurrte. Zu Mahlias Überraschung ließ er sie plötzlich los. » Wenn du deine Gefühle für diesen Jungen unter Beweis stellen willst, nur zu. « Er schubste sie grob nach vorn. » Lauf los. Greif sie an. Zück dein kleines Messer und stürz dich auf sie. Zeig deine Liebe und deinen Mut, Mädchen. «
    Mahlia funkelte ihn böse an. » Ich bin kein Halbmensch « , sagte sie.
    Â» Und ich bin nicht dein Hund. «
    Mahlia sah wieder zum Dorf hinüber. Die Soldaten hatten Mouse zu den niedergebrannten Häusern gezerrt und ihn auf die Knie gezwungen. Zwischen den angekohlten Ruinen trat eine Gestalt hervor…
    Sayle.
    Er hielt eine Pistole in den Händen. Mahlia sah zu, wie der Leutnant um Mouse herumging und dann nahe an ihn herantrat. Sie kniff die Augen leicht zusammen, um besser sehen zu können, obwohl sie eigentlich gar nicht hinschauen wollte. Aber sie konnte den Blick nicht abwenden.
    Sayle steckte Mouse die Pistole in den Mund.
    Tool spitzte die Ohren.
    Â» Er will wissen, wo wir sind « , sagte der Halbmensch. » Sie drohen ihm. Bald werden sie Bescheid wissen, und dann werden sie uns verfolgen. «
    Die Hand des Halbmenschen legte sich schwer auf Mahlias Schulter, seine tiefe Stimme klang weich. » Komm « , sagte er. » Solche Dinge sollte man sich besser nicht anschauen. «
    Mahlia schüttelte seine Hand ab, den Blick immer noch auf Mouse gerichtet. Der Halbmensch ließ ein frustriertes Knurren hören. Es erstaunte sie, dass er sie nicht einfach packte und wegschleppte. Stattdessen wartete er.
    Â» Sie werden ihn umbringen « , sagte sie. Ihr war übel.
    Als sie Hilfe gebraucht hatte, war Mouse für sie da gewesen. Er hatte Steine geworfen, verdammt noch mal. Er hatte etwas unglaublich Dummes und Mutiges getan und sie damit gerettet. Und sie hockte hier feige zwischen den Kudzuranken und konnte sich vor Furcht nicht rühren.
    Â» Sie werden ihn umbringen « , flüsterte sie noch einmal.
    Â» Das liegt in ihrer Natur « , sagte Tool. » Komm mit. Davon bekommst du nur noch schlimmere Albträume. «

2 2
    Sayle schob dem Gefangenen die Pistole in den Mund. » Du bist tot, Läusefresser. « Der Junge versuchte, etwas zu sagen, aber es gelang ihm nicht, mit Sayles 9mm im Mund. Der Wicht war ganz blass, er heulte und bettelte.
    Ocho stand daneben, den Blick auf den Dschungel gerichtet, und wartete auf den Schuss.
    Der Junge bettelte und wimmerte immer noch, und Ocho gab sich Mühe, nicht hinzuhören. Wenn man Kriegsmaden wie Menschen behandelte, ging einem das zu sehr an die Nieren. Das hatte er bald gelernt. Es machte einen schwach, wenn man eigentlich stark sein musste.
    Der Junge jammerte weiter und pisste sich vor Angst in die Hosen.
    Jetzt mach schon, dachte Ocho.
    Aber Sayle mochte es, wenn die Maden um Gnade winselten.
    Das war eine weitere Sache, die Ocho an dem Leutnant nicht leiden konnte. Der Typ war verrückt. Er war einer von den Schweinehunden, denen der Krieg Spaß machte. Er ergötzte sich am Leid anderer.
    Sayle befragte den Gefangenen weiter und gaukelte ihm dabei vor, dass er eine Chance hätte. Als würde er einen Hund mit Fleisch locken und es dann immer wieder aus seiner Reichweite ziehen. Und der armselige kleine Läusefresser machte mit hängender Zunge Männchen.
    Sayle bot in solchen Fällen scheinbar die Freiheit an. Er brachte Leute dazu, ihre Verwandten zu verraten oder den Ort, wo sie ihre Essensvorräte versteckten. Er war geübt darin, Gefangenen etwas vorzuspielen. Aber Ocho wurde übel, wenn er dabei zusah, und er versuchte meist, es zu vermeiden. Das klappte aber nicht immer. Wenn der Leutnant einen für schwach hielt, konnte das schlimme Konsequenzen haben. Deshalb musste man manchmal daneben stehen und sich das Betteln einer Kriegsmade anhören.
    Â» Sie ist weggelaufen! Zusammen mit dem Halbmenschen. Sie sind in die Sümpfe geflohen, um nach Norden zu gehen. «
    In Ochos Ohren klang das glaubhaft. Diese Gehilfin des Arztes hatte bestimmt einen Plan. Sie war der Typ dafür. Aus

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