Verteidigung
entschieden, die nicht das war, was der alte Woodrow für ihn geplant hatte. Jetzt hatte David das Gleiche getan.
»Es ist eine kleine Allgemeinkanzlei mit zwei Partnern. Fünfzig Stunden die Woche, was mir Zeit genug gelassen hat, mit meiner Frau an einem Baby zu arbeiten und für den Erhalt des Familiennamens zu sorgen. Ihr solltet stolz auf mich sein.«
»Ich freue mich, dass Helen schwanger ist, aber ich bin mir nicht so sicher, ob ich deine Entscheidung verstehe. Rogan Rothberg ist eine der renommiertesten Kanzleien der Welt. Diese Kanzlei hat Richter, Rechtswissenschaftler, Diplomaten und hochrangige Politiker und Wirtschaftsführer hervorgebracht. Wie kannst du da einfach weggehen?«
»Ich bin nicht gegangen, Dad, ich bin gerannt. Und ich werde nicht zurückkehren. Ich habe keine schönen Erinnerungen an Rogan Rothberg, und von den Leuten dort halte ich sehr wenig.«
Sie aßen weiter, während sie sich unterhielten. Es war alles sehr herzlich und freundlich. Der Richter hatte seiner Frau versprochen, dass er keinen Streit vom Zaun brechen würde. David hatte Helen versprochen, dass er sich auf keinen Streit einlassen würde.
»Dann gibt es in der neuen Kanzlei also zwei Partner?«, fragte der Richter.
»Zwei Partner, und mit mir sind es jetzt drei Anwälte. Plus Rochelle, Sekretärin, Empfangsdame, Büroleiterin und noch einiges mehr.«
»Hilfskräfte? Sachbearbeiter, Assistenten, Praktikanten?«
»Das übernimmt alles Rochelle. Die Kanzlei ist klein, und Korrespondenz und Recherche machen wir zum größten Teil selbst.«
»Er ist tatsächlich zum Abendessen zu Hause«, fügte Helen hinzu. »Ich habe ihn noch nie so glücklich gesehen.«
»Ihr seht richtig gut aus«, sagte Caroline. »Beide.«
So viel demonstrative Einigkeit war der Richter nicht gewohnt. »Die beiden Partner, sind das Prozessanwälte?«
»Sie behaupten es, aber ich habe so meine Zweifel. Im Grunde genommen sind es zwei Anwälte, die hinter Rettungswagen herrennen, eine Menge Werbung machen und ihr Geld mit Autounfällen verdienen.«
»Und warum hast du dir ausgerechnet diese Kanzlei ausgesucht?«
David sah Helen an, die zu lächeln begann und seinem Blick auswich. »Das, Dad, ist eine lange Geschichte, mit der ich dich nicht langweilen möchte.«
»Ich finde sie alles andere als langweilig.« Helen musste sich beherrschen, um nicht laut loszuprusten.
»Was verdienst du?«, fragte der Richter.
»Ich bin seit drei Wochen dort. Die Bücher haben sie mir noch nicht gezeigt, aber reich werden sie mit der Kanzlei sicher nicht. Du willst wissen, was ich verdiene? Gleiche Antwort. Ich weiß es nicht. Ich bekomme einen Anteil an den Honoraren der von mir beschafften Mandate, und ich habe keine Ahnung, wer morgen zur Tür reinkommen wird.«
»Und in so einer Situation gründest du eine Familie?«
»Ja, und ich werde rechtzeitig zum Abendessen mit meiner Familie zu Hause sein. Und zum T-Ball und zu den Wölflingen und den Schulaufführungen und all den anderen wunderbaren Dingen, die Eltern mit ihren Kindern tun sollten.«
»Ich war da, David, ich habe nur sehr wenig verpasst.«
»Ja, du warst da, aber du hast auch nie für einen Ausbeuter wie Rogan Rothberg gearbeitet.«
Während alle tief Luft holten, entstand eine Pause. Schließlich sagte David: »Wir haben eine Menge gespart. Keine Angst, das schaffen wir schon.«
»Ich bin sicher, dass ihr das schaffen werdet«, sagte seine Mutter, die damit endgültig die Seiten wechselte und sich gegen ihren Mann stellte.
»Mit dem Kinderzimmer habe ich noch nicht angefangen«, sagte Helen zu Caroline. »Wenn du Lust hast, können wir zu einem schönen Geschäft hier in der Nähe gehen und uns Tapeten ansehen.«
»Großartig!«
Der Richter tupfte sich mit seiner Serviette die Mundwinkel ab. »Trainingslager für Junganwälte sind heutzutage Routine, David. Du stehst das durch, wirst Partner, und dann ist das Leben wieder schön.«
»Ich habe mich nicht zu den Marines gemeldet, Dad, und in einer Großkanzlei wie Rogan ist das Leben nie schön, weil die Partner nie genug Geld verdienen. Ich kenne die Partner. Ich habe für sie gearbeitet. Fast immer sind das großartige Anwälte und zutiefst unglückliche Menschen. Ich habe gekündigt. Ich werde nicht zurückgehen. Ende der Diskussion.« Es war das erste Aufblitzen eines Wutausbruchs während des Essens, und David war enttäuscht von sich. Er trank einen Schluck Mineralwasser und steckte sich eine Gabel Geflügelsalat in den Mund.
Sein
Weitere Kostenlose Bücher