Verteidigung
Verhandlung kommt.«
»Das ist schon mal nach hinten losgegangen«, sagte Massey. »Vergessen Sie Klyvale nicht. Das hat uns zwei Milliarden gekostet.« Die Wunderpille gegen Bluthochdruck hatte Großes versprochen, bis die Anwender fürchterliche Migräneanfälle bekamen. Massey und die Anwälte glaubten an das Medikament und gingen das Risiko eines Geschworenenprozesses ein, weil sie dachten, dass sie ihn mit Sicherheit gewinnen würden. Ein überwältigender Sieg sollte dem Enthusiasmus der Klägeranwälte einen Dämpfer verpassen und Varrick viel Geld sparen. Die Geschworenen waren allerdings anderer Meinung und sprachen dem Kläger zwanzig Millionen Dollar zu.
»Wir haben es hier nicht mit Klyvale zu tun«, sagte Walker. »Krayoxx ist viel besser, und die Klagen sind viel schwächer.«
»Der Meinung bin ich auch«, sagte Massey. »Ihr Plan gefällt mir.«
15
Mindestens zweimal im Jahr, falls möglich aber öfter, fuhren der Ehrenwerte Richter Anderson Zinc und seine Frau Caroline von St. Paul nach Chicago, um ihren einzigen Sohn und dessen Frau Helen zu besuchen. Anderson Zinc war Vorsitzender Richter am Obersten Gerichtshof von Minnesota, und das bereits seit vierzehn Jahren. Caroline Zinc unterrichtete Kunst und Fotografie an einer Privatschule in St. Paul. Ihre beiden jüngeren Töchter waren noch auf dem College.
Richter Zincs Vater, Davids Großvater, war eine Legende namens Woodrow Zinc, der noch mit zweiundachtzig Jahren seiner Kanzlei mit zweihundert Anwälten vorstand, die er fünfzig Jahre zuvor in Kansas City gegründet hatte. Die Zincs waren tief in dieser Stadt verwurzelt, was für Anderson Zinc und dessen Sohn jedoch nicht als Grund genügte, für den alten Woodrow zu arbeiten. Sie wollten nichts mit der Kanzlei zu tun haben und flüchteten praktisch aus Kansas City, was zu einem tiefen Zerwürfnis mit Woodrow Zinc geführt hatte. Das Verhältnis zu ihm hatte sich gerade erst wieder gebessert.
Jetzt drohte ein neues Zerwürfnis. Richter Zinc verstand nicht, warum David so plötzlich bei Rogan Rothberg gekündigt hatte, und wollte der Sache auf den Grund gehen. Er und Caroline kamen am Samstagnachmittag an, gerade noch rechtzeitig für ein spätes Mittagessen, und waren angenehm überrascht, ihren Sohn zu Hause anzutreffen. Normalerweise war er um diese Zeit im Büro. Bei einem Besuch im vorigen Jahr hatten sie ihn kein einziges Mal zu Gesicht bekommen. Er war an einem Samstag um Mitternacht nach Hause gekommen und fünf Stunden später wieder ins Büro gefahren.
Heute jedoch stand er auf einer Leiter und machte die Regenrinnen sauber. Er sprang hinunter und lief zu ihnen. »Mom, du siehst großartig aus«, sagte er, während er sie hochhob und sich mit ihr im Kreis drehte.
»Lass mich runter«, sagte sie.
Seinem Vater schüttelte David die Hand, aber eine Umarmung gab es nicht. Die Männer der Familie Zinc umarmten einander nicht. Helen kam und begrüßte ihre Schwiegereltern. Sie und David grinsten wie Honigkuchenpferde. »Es gibt Neuigkeiten«, sagte er schließlich.
»Ich bin schwanger!«, platzte Helen heraus.
»Ihr werdet Großeltern auf eure alten Tage.«
Anderson und Caroline Zinc nahmen die Nachricht gefasst auf. Schließlich waren sie Ende fünfzig, und viele ihrer Freunde waren bereits Großeltern. Helen war dreiunddreißig, zwei Jahre älter als David, und da wurde es ja langsam Zeit, oder? Sie erholten sich schnell von ihrem Schock, gratulierten und wollten Details haben. Helen quasselte munter drauflos, während David das Gepäck auslud und alle ins Haus gingen.
Beim Essen ging es noch eine Weile um das Baby, dann kam Richter Zinc zur Sache. »David, erzähl mir was über deine neue Kanzlei.« David wusste natürlich, dass sein Vater nach Informationen gegraben und das wenige gefunden hatte, was es über Finley & Figg zu finden gab.
»Oh, Andy, jetzt fang doch nicht damit an«, sagte Caroline, als wäre »damit« ein heikles Thema, das es unbedingt zu meiden galt. Caroline war sich mit ihrem Mann einig und glaubte ebenfalls, dass David einen Riesenfehler machte, doch die Nachricht von Helens Schwangerschaft änderte alles, jedenfalls für die zukünftige Großmutter.
»Ich hab dir doch schon am Telefon von der Kanzlei erzählt«, beeilte sich David zu sagen, der diese Diskussion so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte. Wenn es sein musste, würde er seine Entscheidung verteidigen und einen Streit riskieren. Sein Vater hatte sich für eine Karriere
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