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Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Titel: Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Jötten
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einzusteigen, merkte ich, dass mir übel wurde. Die fünftägige Tour samt Guide war aber bezahlt, also riss ich mich zusammen und dachte: Es wird schon gleich besser werden. Leider war das ein Irrtum. Es wurde schlimmer, viel schlimmer.
    Mit Schweißausbrüchen krümmte ich mich auf dem Sitz, warf mich hin und her. Ich wusste nicht, wohin mit mir, ich konnte nicht schlafen, dabei wäre mir nichts lieber gewesen, als das Bewusstsein zu verlieren. Der Bus sollte acht Stunden unterwegs sein! Eine Toilette gab es nicht. Als der Brechreiz kam, musste ich eine andere Lösung finden. Zum Glück brauchte man zum Öffnen der Fenster nicht wie in den Bussen hierzulande einen Nothammer, sie ließen sich aufschieben, und so konnte ich mich im Viertelstundentakt nach draußen lehnen und abladen. Der Durchfall begann zum Glück erst nach unserer Ankunft.
    Am Zielort besorgte meine Freundin dann ein Hotelzimmer und Zwieback. Sie hat sich rührend gekümmert, nach zwei Tagen ging es mir wieder besser. Also, ich berichtige: Wenn mich auf Reisen irgendwo ein Brechdurchfall erwischen sollte, dann lasst mich nicht alleine liegen, helft mir bitte, tut alles für mich!
    Mit Noroviren infiziert man sich eher zur kalten Jahreszeit, mit einer Lebensmittelvergiftung, die von Bakterien verursacht wird, eher bei warmen Temperaturen. Wahrscheinlich hatte ich damals wohl eher eine Lebensmittelvergiftung, aber die Symptome sind ähnlich, und ich will so etwas Grässliches auf keinen Fall noch einmal erleben.
    Ich habe extremes Glück gehabt – bis jetzt. An Silvester sah ich den besagten Freund am U-Bahnsteig etwa eine Stunde, bevor er sich das erste Mal übergab. Nur, weil ich sehr in Eile war, winkte ich von weitem, anstatt ihn zu umarmen, und vermied so wahrscheinlich die Infektion! Denn alle anderen Menschen, die an Silvester auch nur in einem Raum waren mit dem Freund, haben sich angesteckt (mit Ausnahme einer Himalaya-erprobten Ethnologin, die wahrscheinlich sogar gegen Hepatitis, Cholera und Malaria immun wäre).
    Als ich den Freund das nächste Mal traf (da war die Attacke zwei Tage her), hielt ich einen Sicherheitsabstand von zwei Metern ein. So standen wir auf dem Bürgersteig, von weitem muss es ausgesehen haben, als tauschten wir Unfreundlichkeiten aus. Dabei sah ich nur so angewidert aus, weil ich schockiert war von dem Virus. Ich fragte, wo er sich infiziert haben könnte. Eine Lebensmittelvergiftung schied aus, weil der Freund das gleiche gegessen hatte wie seine Familie und aus dem Rest der Sippe niemand krank geworden war.
    Die einzige Spur: Der Bruder einer Freundin hatte die gleichen Symptome gehabt. Mein Freund und ihr Bruder hatten sich aber gar nicht getroffen! Die Freundin hatte nur eine Gitarre und Bücher mitgebracht, die erst ihr infizierter Bruder und dann mein Freund berührt hatten. Waren darauf die Viren gewesen? Oder hatte mein Freund sie einfach an irgendeiner Türklinke mitgenommen, die ein anderer Virenträger angefasst hatte? Ich finde es schrecklich, wenn man nicht weiß, woher die Gefahr kommt. Nur eines wurde mir dabei wieder klar: wie verdammt infektiös dieses Virus ist.
    Als ich mich winkend von dem Freund verabschiedet hatte, ging ich sofort in die nächste Apotheke und kaufte mir ein Handdesinfektionsmittel, mit extra großem Virenvernichtungspotenzial. Großzügig träufelte ich es auf meine Hände. Trotzdem lebe ich seitdem in Angst. Inzwischen sind noch mehr Menschen aus meinem Umfeld erkrankt. Ich meide sie und versuche außerdem, mich mit extensivem Händewaschen und -desinfizieren zu schützen. Bis jetzt noch mit Erfolg. Das einzig Positive an der Sache ist: Die Symptome einer Noroviren-Infektion sind so klar und heftig, dass ich sie mir bestimmt nicht einbilden werde.
    «Der perfekte Erreger.»
    Ernst Tabori, Ärztlicher Direktor des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene in Freiburg, erklärt, wie man sich vor Noroviren schützt.

    Schon 10 bis 100 Norovirus-Partikel reichen aus, um sich zu infizieren, und bei jedem Durchfall oder Erbrechen eines Erkrankten werden Billionen ausgeschieden. Viren gelangen durch das Erbrechen oder den Durchfall auf Oberflächen, und von dort u.U. auf die Hände eines bisher Gesunden, der sie sich dann, z.B. beim Essen, in den Mund schmiert. Es gibt Hinweise, dass Noroviren sogar über die Luft übertragen werden – wenn beim Erbrechen virushaltige Aerosole, also kleinste Tröpfchen, in die Luft geschleudert werden. Die können dann Oberflächen kontaminieren

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