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Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Titel: Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Jötten
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Patienten keinen Schmelz mehr auf der Kaufläche haben. Säure und mechanische Belastung können die Zähne ebenfalls angreifen – aber das sieht dann anders aus, der Zahnarzt kann das gut unterscheiden.
    Die Kaumuskeln sind die stärksten Muskeln im menschlichen Körper. Ich habe das einmal bei mir gemessen – ich könnte mit meiner Kaumuskulatur bis zu 200 Kilogramm heben. Wenn diese Kraft sich nachts unkontrolliert austobt, ist das eine Gefahr nicht nur für die Zähne, sondern auch für das Kiefergelenk.
    Knirschen ist weit verbreitet. Die Frage ist, wie ausgeprägt es ist. Wie viel Zahnsubstanz geht verloren, werden die Kiefergelenke geschädigt? Es gibt Patienten, bei denen ist das Knirschen so extrem, dass sie mit Rückenverspannungen aufwachen, weil es sich über die Muskelketten fortpflanzt. Bei anderen ist es relativ milde, dann muss man natürlich fragen, ob wirklich eine Schiene nötig ist. Andererseits schadet sie ja auch nicht – sie schützt die Zähne in jedem Fall und fängt Kräfte ab. Im Übrigen muss sich niemand grämen, weil er mit den Zähnen knirscht. Mir ist es lieber, jemand arbeitet seinen Stress an den Zähnen ab, als dass er alles in sich hineinfrisst und ein Magengeschwür bekommt.

JENS LUBBADEH

Freibad mit Einlage
    Je heißer der Sommer, desto erfrischender der Sprung ins Freibadbecken. Doch im Wasser lauern unerfreuliche Überraschungen.
    Eigentlich gehe ich gerne ins Freibad, ich muss mich nur jedes Jahr aufs Neue an den Anblick von Körperteilen im grellen Sonnenlicht gewöhnen, die normalerweise niemals einen Strahl abbekommen. Körperwelten, unplastiniert.
    Es fängt schon an Land mit Tattoos an, die jetzt in vollem Umfang präsentiert werden können. Die in den 1990 ern noch relativ abstrakte Körperkunst hat mittlerweile kunsthistorisch gesehen den Rolle-rückwärts-Sprung zum Barock und zur Renaissance vollzogen. Sie wollten schon immer die Sixtinische Kapelle sehen? Dann gehen Sie ins Freibad!
    Weitere Herausforderung: Im Freibad gehen Dinge verloren, die man für gewöhnlich nicht mal zu Gesicht bekommt – und vor allem: eigentlich auch nicht zu sehen bekommen möchte. Die horizontale Fortbewegungsweise und die allgegenwärtige Gravitation bewirken, dass im Freibad früher oder später alles vom oder aus dem menschlichen Körper fällt, was abfallen kann: Pflaster, Tampons, Damenbinden, Piercings, Schnuller, Bade- und, ja, auch Unterhosen.
    Schnuller und Unterhosen – geschenkt. Auch bei Piercings kann man mal ein Auge zudrücken. Aber Pflaster, Tampons und Damenbinden werfen Fragen auf:
    1 ) Warum blutend schwimmen gehen? Im Meer würde das abgestraft werden (Hai).
    2 ) Auch wenn die Hersteller es immer wieder behaupten: Wieso sollte man ihnen glauben, dass wasserfeste Pflaster, Tampons und Damenbinden existieren?
    3 ) Was ist mit Kants kategorischem Imperativ: «Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde»?
    Unbeantwortete Fragen, die leichter zu ignorieren wären, wenn man nicht als Schwimmbrillenträger zum unfreiwilligen Beobachter des Unterwasser-Treibens würde. Recht auf Nichtwissen? Kann man geltend machen, aber nur mit roten Augen infolge des Brillenverzichts. Zudem kann Nichtwissen noch schlimmer sein als Wissen, wie jeder gute Horrorfilm-Regisseur einkalkuliert. Denn irgendwo ganz tief drinnen wissen wir, dass die mit Blut vollgesogenen Pflaster, Tampons und Binden nicht nur in unserer Phantasie existieren.
    Besonders paranoide Zeitgenossen assoziieren mit Blut schnell die ultimative Gefahr HIV . Zunächst: Das ist einer dieser Gedanken vom gleichen Schlage wie der, den Generationen von Mädchen dem Dr. Sommer-Team der
Bravo
gestellt haben: «Kann ich im Schwimmbecken schwanger werden?»
    Aber wagen wir das Gedankenexperiment doch mal, das sich sonst nur unausgesprochen in unseren politisch korrekten Hirnwindungen vollzieht, aber regelmäßig anonym im Internet geäußert wird: Kann man sich im Schwimmbad mit HIV infizieren? Ich habe eine gute Nachricht für Sie: Aids hält die Menschheit zwar seit 30 Jahren auf Trab. Aber gegen die Chlor-Plörre hat selbst dieses gemeine Virus keine Chance (Spermien übrigens auch nicht). Wunde müsste sich schon direkt an Wunde pressen. Nun, theoretisch nicht unmöglich, aber so wahrscheinlich wie ein Comeback von Christian Wulff als Bundeskanzler.
    Dem menschlichen Auge zum Glück verborgen bleibt der Klassiker: Urin. Freibadbecken sind einfach zu groß,

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