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Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Titel: Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Jötten
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oder direkt über den Mund in den Verdauungstrakt gelangen – die weitaus meisten Infektionen erfolgen aber nicht durch die Luft.
    Das Norovirus ist sehr stabil. Es kann sich selbst auf trockenen Oberflächen bis zu zwei Wochen halten. Es übersteht Temperaturen von minus 20 bis nahezu 60 °C – man nennt das Virus auch den perfekten Erreger. Für denjenigen, der mit Infizierten Kontakt hat oder sogar im gleichen Haushalt lebt, ist das gründliche Händewaschen mit Wasser und Seife ganz wichtig. In der Akutphase ist es sinnvoll, zusätzlich ein alkoholhaltiges Hände-Desinfektionsmittel zu benutzen. Ebenso der Erkrankte, auch noch zwei Wochen nach der Erkrankung, weil er so lange Erreger ausscheidet. Wenn möglich, sollte er in der Akutphase eine separate Toilette benutzen. Die Ansteckungsgefahr sinkt deutlich, wenn der Brechdurchfall vorbei ist – sofern die Hygieneregeln konsequent eingehalten werden. Viren an der Kleidung und Wäschestücken werden durch einen Waschgang mit einem Vollwaschmittel bei 60 °C ausreichend inaktiviert. Das Geschirr kann wie üblich im Geschirrspüler gereinigt werden. Mit Stuhl oder Erbrochenem verschmutzte Oberflächen sollten am besten mit Einweghandschuhen und mit Einwegtüchern gereinigt werden.

HALBGÖTTERDÄMMERUNG
    Berichte aus der Praxis
    Die Backe war knallrot, noch Stunden später. Die Ohrfeige der Kinderärztin hatte wirklich wehgetan. Unglaublich, aber wahr – diese Episode ist mir wirklich passiert. Dabei sollte mich diese Person doch eigentlich gesund machen! Stattdessen hatte sie Unmengen von Zellen in meinem Backengewebe zerstört und jede Menge Vertrauen obendrein. Warum die Handgreiflichkeit, fragen Sie? Ich war ein dickes Kind, das nicht dünner wurde – trotz all ihrer Schokoladenverbote. Da ist sie, die Halbgöttin, mit ihrem Latein offenbar am Ende gewesen und hatte zugeschlagen.
    Umgekehrt galt das nicht, mein Latein fing gerade erst an: Alea iacta est, der Würfel ist gefallen, beschloss ich. Seit diesem Kindheitstrauma ist mein Vertrauen in und mein Respekt vor Ärzten nachhaltig untergraben. Damit stehe ich nicht allein, sondern pars pro toto. Und das Internet hat den Autoritätsverlust beschleunigt. Der foren- und ratgeberkundige Patient nimmt die Therapie-Entscheidung seines Arztes nicht mehr unwidersprochen hin. Und eine ohrfeigende Kinderärztin schon gar nicht – heute wäre die Dame wahrscheinlich in einem ordentlichen Shitstorm von Tausenden Usern gegrillt worden.
    So schön die Entzauberung des Arzt-Mythos sein mag – wenn es um Orientierung und Einordnung geht, ist Dr. Google nur eine begrenzte Hilfe. Welche Quelle ist glaubwürdig? Und welche Berichte in den Patientenforen soll man ernst nehmen? Denn, seien wir ehrlich: Foren sind der beste Weg, vollends zum Hypochonder zu werden. Fängt man einmal mit dem Lesen an, hört man meistens nicht auf, ohne mindestens die Diagnose Krebs bei sich selbst gestellt zu haben. Die Weisheit der Massen – sie endet genau da, wo die Angst beginnt.
    Das Netz kann den Arzt nicht ersetzen. Es horcht einen nicht ab, hört einem nicht zu, beruhigt einen nicht. Studien belegen, dass das Verhalten des Arztes wie Medizin wirken kann. Schade, dass heutzutage leider die wenigsten Ärzte einen abhorchen, einem zuhören, einen beruhigen. Wir alle haben das schon erlebt: stundenlang gewartet, dann wie am Fließband abgefertigt und mit einem Rezept in der Hand zur Tür hinausgeschoben. Rund acht Minuten dauert die durchschnittliche Behandlungszeit in deutschen Sprechzimmern – nirgendwo sonst in Europa haben es Ärzte so eilig. 18 Sekunden darf der Patient im Durchschnitt reden, dann fällt ihm der hastige Heiler schon ins Wort.
    Also, liebe Ärzte – einfach mal zuhören! Und wenn’s nur vier Minuten sind. Dann habt ihr immer noch vier, um auch was zu sagen.

    Jens Lubbadeh

JENS LUBBADEH

Der verratene Daumen
    Drei Monate habe ich auf einen Termin gewartet. Dann musste ich Reise nach Jerusalem mit meinen Organen spielen.
    «In zehn Minuten kommt der nächste Patient», sagte der Orthopäde. «Ich kann Sie maximal wegen zwei Angelegenheiten behandeln. Suchen Sie es sich aus.» Ich war fassungslos. Hatte mich dieser Arzt wirklich gerade dazu aufgefordert, mich zwischen der Behandlung verschiedener Körperteile zu entscheiden?
    Drei Monate hatte ich auf den Termin gewartet. Seit rund einem Jahr plagten mich übelste Rückenschmerzen. Rechts unten, über dem Becken. Teilweise derart schlimm, dass ich nicht mehr liegen

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