Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)
muss aufstehen und laut in die Runde fragen: «Ist jemand von Ihnen Arzt?» Panik wird ausbrechen, es wird kein Mediziner da sein, besorgte Omis werden mich bemitleiden, Kinder mich anstarren und Männer über meine Panik lachen. Am Ende wird der Schaffner den Zug anhalten, ein Arzt wird mit dem Hubschrauber landen und mich untersuchen. Ich werde gesund sein, und alle Fahrgäste werden mich verfluchen.
Aber ich kann jetzt nicht einfach paddeln gehen, wenn ich mich so stark bewege, wird sich der Thrombus mit Sicherheit lösen! Ich werde sterben, weil ich zu feige war, in einem Zug nach einem Arzt zu fragen oder einer Freundin eine Fahrt ins Krankenhaus zuzumuten! Das wäre reif für eine Darwin-Award-Nominierung, den Preis für den dümmsten Tod der Erde. In diese Rangliste will ich nicht aufgenommen werden. Mein Herz rast, gleich werde ich aufstehen und den Satz sagen, den Stewardessen in Katastrophenfilmen sagen, wenn ein Pilot tot ist und der Co-Pilot einen Herzinfarkt hat. Nein, bevor ich diese Verzweiflungstat begehe, habe ich noch eine letzte Chance. Ich drehe mich zu meiner Nachbarin und frage: «Sind Sie zufällig Ärztin?» Sie guckt mich ungläubig an: «Woran sieht man das?» Warmes Glück steigt in mir hoch, direkt neben mir eine Medizinerin, ich bin gerettet! So ein Glück hatte ich noch nie.
«Äh, ich habe ein medizinisches Problem», sage ich. «Mein Arm, sehen Sie das? Hier sitzt, glaube ich, ein Thrombus, und wenn ich mich jetzt arg bewege, dann löst er sich, und ich bekomme einen Hirnschlag.» Die Ärztin schaut mich skeptisch an. «Erst mal ist das der Arm, und wenn sich dort ein Thrombus löst, dann bekommen Sie keinen Schlaganfall, sondern eine Lungenembolie.» – «Daran kann man aber auch sterben!», sage ich. «Ganz ruhig», sagt sie und tastet auf meinem Arm herum. «Das ist einfach eine harmlose Gefäßaussackung, ein Thrombus wäre viel fester, keine Sorge!»
Ich bin sehr erleichtert – meine Freundin Steffi übrigens auch, als ich ihr die Geschichte im Auto erzähle. «Na, da bist du ja gerade noch mal mit dem Leben davongekommen», sagt sie. Und ja, genauso fühle ich mich.
Gefährliche Blutgerinnsel – so entstehen Thrombosen
Eine Thrombose ist ein Blutgerinnsel. Blutplättchen, sogenannte Thrombozyten, lagern sich zusammen und lösen die Blutgerinnung aus – eigentlich der Prozess, mit dem Wunden verschlossen werden. Im Blutgefäß führt das jedoch dazu, dass die Vene oder Arterie sich verengt bzw. verstopft. Meistens bildet sich eine Thrombose in den Venen, selten in Arterien.
Auslöser sind Gerinnungsstörungen (etwa durch Erbkrankheiten oder Medikamente), Änderungen der Flussgeschwindigkeit (durch Bettlägerigkeit, Schwangerschaft, Sitzen mit übergeschlagenen Beinen) oder Schäden in der Gefäßwand (durch Verletzungen, Entzündungen oder Krebserkrankungen). Als weitere wichtige Risikofaktoren gelten Rauchen, Schwangerschaft, die Anti-Baby-Pille, Tumorerkrankungen, Übergewicht und Bewegungsmangel etwa bei Krankheit oder bei Flugreisen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Je nachdem, wo die Thrombose entsteht, unterscheiden sich die Folgen. Bei der tiefen Venenthrombose, die häufig in den tiefen Bein- oder Beckenvenen lokalisiert ist, droht die Gefahr einer Lungenembolie. Dabei löst sich das Blutgerinnsel von der Venenwand, gelangt mit dem sauerstoffarmen Körperblut in die rechte Herzkammer – und von dort in die Lunge. Dort behindert es die Durchblutung und damit die Aufnahme von Sauerstoff. Atemnot und Herzversagen können die Folge sein. Arterielle Thrombosen entstehen dort, wo die Gefäßwand geschädigt ist oder sich arteriosklerotische Plaques bilden. Sie können ein Gefäß komplett verschließen und damit die Organdurchblutung unterbinden. Passiert das etwa in einer Halsschlagader, droht ein ausgedehnter Schlaganfall. Bewegung und Kompressionsstrümpfe beugen einer Thrombose am besten vor.
JENS LUBBADEH
Lass knacken, Alter!
Es ist nicht schön, wenn der Körper regelmäßig unheimliche Geräusche macht.
«Hören Sie jetzt mal genau hin», sage ich, auf allen vieren, in Unterhose. Ich strecke gleichzeitig den rechten Arm und das linke Bein von mir. Langsam. Es knackt einmal, ich strecke weiter, knack, ein zweites Mal. Dann ein drittes Mal: knack. Mein Physiotherapeut runzelt die Stirn. «Machen Sie das noch mal», fordert er mich auf. Dieses Mal strecke ich den linken Arm und das rechte Bein aus. Wieder beginnt es zu knacken. Nur lauter. «Diese
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