Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
krank oder hatte Urlaub, so genau wusste das
keiner.
Sascha und
Sylvia waren ein eingespieltes Team und übernahmen es, die Abreisen
abzufertigen und Rechnungen auszustellen. Mir blieben damit sämtliche Ankünfte,
ich musste dafür sorgen, dass jeder Gast registriert wurde, bevor er einen elektronischen
Schlüssel für sein Zimmer erhielt. Die Reisegruppe zehrte an meinen Nerven,
denn ständig gab es neue Diskussionen über die Zimmeraufteilung, wer neben wem
wohnen wollte und wieso nicht alle Zimmer identisch waren.
»Juliet, das
musst du dem Reiseleiter überlassen, wir haben keine Zeit, uns weiter mit der
Gruppe zu beschäftigen. Die ersten Medizintechniker sind gerade angekommen,
jetzt wird es gleich richtig hektisch. Also sieh zu, dass du die Gruppe aus der
Lobby bekommst!«
Ms. Bingham blickte
alarmiert auf, als die dunkelhaarige Schönheit, die Daniel ins Theater
begleitet hatte, um kurz vor halb eins wieder vor unserem Tresen auftauchte.
»Miss Shinsen,
schön, Sie wiederzusehen. Kann ich Ihnen helfen? Es ist hier im Moment ziemlich
viel los, also falls die Angelegenheit noch etwas Zeit hat, wäre ich Ihnen sehr
verbunden.«
Es war offensichtlich,
dass meine Abteilungsleiterin die Frau nicht leiden konnte. Und das beruhte
anscheinend auf Gegenseitigkeit, denn die elegante Miss Shinsen beachtete meine
Chefin gar nicht, sondern kam direkt auf mich zu.
»Miss Walles?«
Ich nickte
unbehaglich. »Kann ich heute etwas für Sie tun?«
»Nein, aber ich
habe eine Nachricht für Sie.« Sie übergab mir einen Umschlag, drehte sich auf
dem Absatz um und verschwand ohne ein weiteres Wort wieder in Richtung der
Aufzüge. Ich drehte den weißen Umschlag aus schwerem Papier in der Hand, weder
ein Absender noch irgend ein Vermerk waren darauf zu sehen. Doch auch so konnte
ich mir denken, von wem diese Nachricht stammte. Ich öffnete den Umschlag und
klappte das zusammengefaltete Blatt Papier auseinander. Darauf standen nur
wenige Worte, doch sie reichten aus, um das herrliche Ziehen in meinen
Unterleib neu zu entfachen.
Unsere
heutige Lektion ist noch nicht beendet. Komm um 13.00 Uhr in mein Büro. Sei pünktlich.
Daniel Stone
Ms. Bingham
stand in einiger Entfernung und runzelte die Stirn. »Juliet, was auch immer das
für eine Nachricht ist, es muss jetzt warten.« Sie erhielt einen Anruf auf
ihrem Headset und ging zurück ins Büro.
Ich sah auf
meine Armbanduhr und atmete tief durch. Ich hatte mich auf meinen Job zu konzentrieren,
Daniel musste warten.
Letztendlich
gestaltete sich die Reisegruppe noch als leichteste Übung. Der Reiseleiter war
erleichtert, als ich ihm mitteilte, er könne die Zimmervergabe alleine regeln
und solle uns später Bescheid geben.
Als schon die
ersten Medizintechniker an der Rezeption die Registrierungskarten ausfüllten, wählte
ich kurz entschlossen die Nummer von Daniels Büros mit unserem Haustelefon.
Eine sympathisch klingende, ältere Frau namens Phyllis antwortete am anderen
Ende. »Hallo, hier ist Juliet Walles. Ich möchte bitte mit Mr. Stone sprechen.«
Mrs. Phyllis
klang erstaunt über meinen Wunsch, blieb aber höflich. »Mr. Stone befindet sich
im Augenblick in einer wichtigen Besprechung. Kann ich ihm eine Nachricht
zustellen?«
Ich überlegte
kurz. »Ja, gern. Bitte sagen Sie ihm doch, dass ich ihn an unsere
Vertragsklausel bezüglich der gemeinsamen Absprache von Verfügungszeitraum und
-rahmen erinnern wollte. Einseitige Entscheidungen sind gemäß des Vertrags
nichtig. Das gilt auch für seine heutige Einladung.«
Mrs. Phyllis
wiederholte meine Nachricht und versprach, sie sofort an Daniel weiterzuleiten.
Dann legte ich auf.
Während der
nächsten halben Stunde bemühte ich mich verbissen darum, die genaue Zahl der
bereits gesäuberten Zimmer zu ermitteln und diese auf die vor mir wartenden Gäste
aufzuteilen. Doch die Schlange schien überhaupt nicht kürzer zu werden, eher im
Gegenteil. Die gesamte Lobby war angefüllt mit Gepäckstücken und unsere Türsteher
und Kofferträger hatten es fast aufgegeben, die stetig wechselnden
Zimmernummern auf den kleinen Schildchen zu vermerken. Alles schien langsam im
Chaos zu versinken und noch immer war niemand von meinen Kollegen frei, um mir
zu helfen.
Um fünfzehn
Minuten nach eins erschien Daniel zusammen mit meiner Chefin vor dem
Empfangsschalter. Sein ausdrucksloses Gesicht gab keine Emotionen preis. »Miss
Walles, Mr. Stone hat mich gebeten, ihm eine fließend deutsch sprechende
Schreibkraft zu überlassen,
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