Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
müssen.« Dabei stand noch keineswegs fest, ob ich studieren wollte, aber es war zumindest eine Aussicht, die meine Eltern etwas beruhigte.
»Na gut, aber übernimm dich nicht, Kleines. Wenn du etwas brauchst, wir sind immer für dich da. Übrigens, dein Vater und ich möchten dich so bald wie möglich besuchen kommen. Wie wäre es am Sonntag in zwei Wochen?«
Ich dachte rasch nach. Die Premiere des Musicals fand leider schon am kommenden Samstag statt, aber am darauffolgenden Wochenende gab es eine weitere Aufführung. Ich wusste, wie sehr sich meine Mutter darauf freute, mich tanzen zu sehen. Mein Vater hatte stets viel Arbeit und es war eine Seltenheit, dass er sich ein paar Tage frei nehmen konnte.
»Das wäre toll! Du, ich muss jetzt dringend los, Garry wartet bestimmt schon. Wir sprechen uns am Sonntag, okay?«
Nachdem meine Haare endlich trocken waren, band ich sie zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen. Die dunkelbraunen Locken kringelten sich noch immer in alle Richtungen, doch ich hatte jetzt keine Zeit, mehr Aufwand damit zu betreiben.
Hastig streifte ich eines meiner Tourneeshirts über und zog eine hautenge lange Sporthose an. Danach putzte ich die Zähne, trug einen Hauch rosaroten Lipgloss auf meine Lippen auf. In meiner Freizeit schminkte ich mich nur ungern, die unzähligen Stunden in der Maske des Theaters reichten für ein ganzes Leben.
Das Handy und die Schlüsselkarte für das Appartment packte ich in meine alte Umhängetasche, dann suchte ich kurz nach dem kleinen Zettel mit den Zugangscodes für den Triumph Tower und meine Wohnung. Insgesamt hatte ich drei verschiedene sechsstellige Zahlencodes einzugeben, am Haupteingang, an meiner Wohnungstür und in der Tiefgarage. Bis ich die alle auswendig kannte, war ich hier wahrscheinlich schon wieder ausgezogen. Sorgfältig steckte ich den Zettel in ein Seitenfach. Bloß nicht verlieren!
Erwartungsvoll und bestens gelaunt schlüpfte ich in die weißen Flip-Flops, Andenken an meine Zeit in Asien. Dann verließ ich das Appartment und wartete auf den Fahrstuhl. Die Aufzugtür öffnete sich und mein Blick fiel auf einen großen, elegant gekleideten Mann. Er schien nur wenig älter als ich zu sein, seine Erscheinung jedoch war selbstbewusst, kraftvoll und gepflegt, dagegen kam ich mir wie ein kleines Kind vor. Wohnte der etwa hier?
Beinahe hätten sich die Türen des Fahrstuhls wieder geschlossen, aber der Fremde drückte schnell auf eine Taste am Bedienpult des Aufzugs und die Türen fuhren zurück. »Wollen Sie nicht mitfahren? Ich muss nach unten«, fragte er mich mit dunkler, sinnlicher Stimme. Ich nickte nur und trat in den Fahrstuhl, bemüht, einen möglichst großen Abstand zwischen uns zu halten.
Im spiegelnden Bedienpult konnte ich ein Lächeln in seinem markanten Gesicht ausmachen. Er beobachtete mich während sich der Aufzug langsam nach unten bewegte. Ich kontrollierte verstohlen mein Spiegelbild, kam mir plötzlich völlig fehl am Platz vor, in dem ausgewaschenen T-Shirt und so nachlässig zurechtgemacht. Er hingegen trug einen teuren dreiteiligen Anzug, der aussah, als wäre er für ihn maßgeschneidert worden.
»Sind Sie neu hier? Ich habe Sie noch nie hier gesehen«, versuchte er ein Gespräch mit mir zu beginnen. Mit viel zu hoher Stimme antwortete ich: »Ja, aber ich wohne hier nur vorübergehend.« Dann starrte ich wieder auf die Aufzugtür. Wann waren wir endlich im Erdgeschoss?
Er lächelte und antwortete sanft: »Wie schade, ich hätte Sie gern näher kennengelernt. Sie tragen ein interessantes T-Shirt.« In meinem Unterleib zogen sich plötzlich unbekannte Muskeln zusammen. Was lief denn hier ab? Dieser attraktive Typ wollte mich näher kennenlernen? Wahrscheinlich machte er sich nur lustig über mich. Er sah nicht so aus, als hätte er in seinem Leben je ein T-Shirt angezogen. Ich errötete prompt und flüsterte: »Ja, das ist wirklich schade.«
Im verzweifelten Versuch, mich abzulenken und dem intensiven Blick aus seinen Augen zu entgehen, die geradewegs durch mich hindurchzusehen schienen, öffnete ich meine Umhängetasche und durchwühlte sie so, als suche ich etwas.
In meinem Leben hatte ich nie Zeit für Männer oder Beziehungen verschwendet. Ich war zwar ständig umgeben von Kollegen, Tänzern und Produktionshelfern, und während des Tanzens kamen wir uns berufsbedingt körperlich sehr nahe. Doch meine Tanzpartner waren entweder schwul, so wie Garry, oder einfach gute Freunde, die mich wie einen Kumpel
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