Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
Schlafzimmern, einem riesigen Wohnbereich, diversen Arbeitszimmern, Abstellkammern und Bädern. Es gab sogar ein eigenes Heimkino. Seit meiner gestrigen Anreise hatte ich es noch nicht einmal geschafft, mir alle Zimmer anzusehen. Die meisten von ihnen standen leer und ich beabsichtigte auch nicht, sie je einzurichten. Nur das Schlafzimmer, in dem ich übernachtet hatte, und die ultramoderne Wohnküche enthielten bislang überhaupt persönliche Gegenstände.
Das Trocknen meiner widerspenstigen langen Haare dauerte mal wieder eine halbe Ewigkeit. Während ich sie föhnte und dabei versuchte, aus den Korkenzieherlocken sanfte Wellen zu machen, bereitete ich mir einen Milchkaffee mit der vollautomatischen Kaffeemaschine zu.
Dieses Wunderwerk der Technik machte den wohl besten Kaffee, den ich je getrunken hatte und ich war jetzt schon süchtig danach. Es war gleichzeitig auch das einzige Gerät in meiner neuen Küche, dass ich bedienen konnte. Meine Kochkünste waren nämlich nur rudimentär entwickelt und beschränkten sich neben dem Kaffeekochen auf einfachste Gerichte. Ich hatte es bisher nie nötig gehabt, mir selbst Essen zuzubereiten, denn seit ich mein Zuhause mit achtzehn Jahren verlassen hatte, hatte ich ausschließlich in Hotels gelebt.
Mein Handy klingelte schon wieder, ich schaltete den Föhn aus und antwortete.
»Juliet, wie geht es dir, hast du dich schon gut eingelebt in Boston?«, erklang die melodiöse Stimme meiner Mutter aus dem Hörer. Trotz der Freude über meine Rückkehr konnte sie nicht verstehen, dass ich meine Karriere als Tänzerin nicht konsequenter fortsetzte. Sie selbst war als junge Frau eine erfolgreiche Balletttänzerin gewesen und hatte in zahlreichen Hollywoodfilmen und Musikproduktionen mitgewirkt.
Bis heute wünschte sie sich für ihre drei Töchter, dass sie einen ähnlichen Weg einschlugen. Meine zwei Jahre ältere Schwester Corinne tanzte tatsächlich am Broadway, wohingegen sich unsere jüngere Schwester Kathlyn überhaupt nicht für Musik oder Sport begeistern konnte. Sie studierte Zahnmedizin in Denver und war auf dem besten Weg, einmal ein gutbürgerliches, langweiliges Leben zu führen.
»Ja, Mama. Ich bin dabei, mich an einen selbstbestimmten Tagesablauf zu gewöhnen und nicht mehr nur aus dem Koffer zu leben. Ich habe es ein bisschen eilig, Garry wartet schon auf mich.« Mit diesen Worten setzte ich mich auf einen Küchenstuhl und begann, mit vorsichtigen Schlucken den heißen Kaffee zu trinken.
»Hast du dich schon nach einem Wagen umgesehen? Mr. Burton wird auch dein Chauffeur sein. Falls nicht, dann lass mich das doch bitte für dich regeln?«
Wie übertrieben! Meine Mutter war schon wieder drauf und dran, mein Leben unter ihre Kontrolle zu bringen. Aber ich wusste, sie meinte es gut und wollte mir nur die Umstellung erleichtern. Darum antwortete ich vorsichtig: »Danke für dein Angebot, aber lass es mich bitte allein versuchen. Ich habe noch nie ein eigenes Auto besessen und ich freue mich schon seit Jahren darauf, eines auszusuchen.«
»Du kannst dein Geld doch sicher für andere Dinge besser verwenden. Sag mir einfach, was für einen Wagen du magst, und ich regle den Rest.«
Ich hasste es, wenn sie so angeberisch mit ihrem Geld um sich warf. »Das geht wirklich zu weit. Ich kann gut für mich alleine sorgen. Ich habe übrigens heute ein Vorstellungsgespräch im Ritzman Hotel.«
Meine Mutter klang wenig begeistert, sie hatte sich für ihre Töchter eine andere Zukunft vorgestellt und ließ auch keine Gelegenheit aus, dies zu artikulieren. »Juliet, warum nimmst du nicht eine Stelle im Unternehmen deines Vaters an, du könntest dir sogar etwas aussuchen, was dich interessiert. Du musst doch mehr aus dir machen, als Zimmer zu putzen. Du schmeißt dein ganzes Talent einfach achtlos weg, andere wären dankbar, wenn sie solche Möglichkeiten hätten, wie du.«
Ich schluckte. Diese Unterhaltung hatten wir in den letzten Wochen schon häufiger geführt. Für meine Eltern war es eine riesige Enttäuschung, dass eine ihrer Töchter als einfache Angestellte arbeitete und andere Menschen bediente. Ich aber wollte aus eigener Kraft mein Leben gestalten und nicht ständig auf die Hilfe meiner Eltern angewiesen sein.
»Das ist doch nur vorübergehend und hilft mir bestimmt, ein paar nette Leute kennenzulernen und mich in der Stadt zurechtzufinden. Sobald das nächste Semester anfängt, werde ich sowieso studieren, dann werde ich eure Hilfe noch oft genug beanspruchen
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