Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
grinste. »Zum Einkaufen kannst du immer auf mich zählen. Wir können gleich nach dem Essen los, hier gibt es jede Menge Geschäfte, dein Appartment liegt im größten Shoppingcenter der Stadt!«
Seufzend trank ich einen kleinen Schluck Cappuccino und schloss die Augen, um den Geschmack einen Moment auf mich wirken zu lassen. Lecker!
»Zum Glück bin ich nicht kaufsüchtig. Aber ich muss mir ein Bewerbungsoutfit zulegen.« Mir kam plötzlich wieder meine Begegnung mit dem Fremden im Fahrstuhl in den Sinn. »Und vielleicht zwei, drei andere Teile. Irgendwas Modernes, vielleicht ein Sommerkleid.«
Mein Freund nahm meine Hand in seine Hände, sah mich aufmerksam an. »Du willst ein Kleid? Du hast dich doch noch nie für Klamotten interessiert. Gibt es da etwa jemanden in deinem Leben, von dem ich nichts weiß?«
Ich errötete, schüttelte aber den Kopf. Wenn ich ihm jetzt von meiner Fahrstuhlbegegnung berichtete, würde er den ganzen Tag keine Ruhe mehr geben. »Erzähl mir lieber von den Proben. Die Premiere ist also schon am Samstag?«
»Ja, im Moment sind wir alle total im Stress, heute ist eigentlich ein Ruhetag, aber Robson lässt uns trotzdem antreten. Und die beiden nächsten Tage können wir wohl im Theater übernachten, sechszehn Stunden Proben sind das Mindeste.«
Ich kannte den Stress vor einer Premiere aus früheren Produktionen, aber was Garry beschrieb, überstieg meine Erfahrungen bei Weitem. »Das hast du wohl vergessen zu erwähnen, als du mir stundenlang von der Arbeit mit dem großen Rob Robson vorgeschwärmt hast?«
Er versuchte gar nicht erst, seine Schadenfreude vor mir zu verstecken. »Als ob dich das abgeschreckt hätte. Du hättest doch so ziemlich Allem zugestimmt, nachdem du zurückgekommen bist. Warum bist du eigentlich so Hals über Kopf aus Thailand abgehauen?«
Obwohl seine Frage nicht unerwartet kam, hatte ich trotzdem keine Antwort parat. Nach ein paar Sekunden des Schweigens erwiderte ich leise: »Darüber sprechen wir ein anderes Mal, ja?«
Garry nickte verstehend. Auch in seinem Leben gab es eine Menge Dinge, über die er mit niemandem reden wollte.
Mein Vorstellungsgespräch im Ritzman Park Hotel & Spa verlief gut und man bot mir eine Stelle als Empfangsdame ab Montag nächster Woche an. Das Gehalt war erwartungsgemäß niedrig, aber ich durfte in der Frühschicht arbeiten. So hatte ich den gesamten Nachmittag und Abend frei und konnte die Proben und Musicalaufführungen problemlos in meine Tagesplanung integrieren. Das Hotel war von meinem Appartment auch nur wenige Häuserblocks entfernt, wenn ich früh genug aufstand, schaffte ich es vielleicht morgens sogar zu Fuß zur Arbeit.
Dann arbeitete ich den nächsten Punkt auf meiner ambitionierten Liste ab. Der Kauf meines ersten eigenen Autos war auf den ersten Blick die vielleicht erfreulicheste Aufgabe überhaupt. Aber irgendwie hatte ich mir alles glamouröser vorgestellt, vielleicht mit einem Glas Sekt in einem schicken Verkaufsraum. Stattdessen stand ich als einziger Kunde auf dem zugigen Parkplatz eines Gebrauchtwagenhändlers und besah die ausgestellten Fahrzeuge. Garry hatte leider noch eine andere Verabredung und würde mich später beim Training wieder treffen.
Ich wählte schließlich nach langem Abwägen einen halbwegs ansprechenden dunklen Toyota aus, von dem ich glaubte, dass Mr. Burton ihn nicht sofort ablehnen würde. Auch wenn er es natürlich gewohnt war, weitaus komfortablere Fahrzeuge für meine Familie zu fahren. Ich bestand auf eine Probefahrt, damit der Autohändler mich nicht für komplett inkompetent hielt, doch da ich mich auf Bostons Straßen nicht auskannte, war diese Fahrt bereits nach wenigen Minuten beendet.
»Okay, ich nehme ihn«, teilte ich dem Verkäufer mit, der mich sprachlos anstarrte.
»Wie? Wollen Sie keinen Nachlass aushandeln oder vielleicht eine Zusatzausstattung? Für hundert Dollar Aufpreis installieren wir Ihnen noch ein Navigationssystem.«
Doch ich schüttelte energisch den Kopf. Trotz all den Jahren in Asien fiel es mir schwer zu verhandeln und außerdem wollte ich hier endlich weg. »Nein, ich nehme ihn so. Und ich bezahle mit meiner Kreditkarte.«
Der Mann zuckte mit den Schultern. »Wie Sie wollen, Lady. Ich wollte nur nett sein.« Er drehte meine Plastikkarte in den Händen hin und her. »Sagen Sie, kann es zufällig sein, dass Isabella Walles mit Ihnen verwandt ist? Sie wissen schon, die Tänzerin?«
Es erstaunte mich immer wieder, wie bekannt meine Mutter auch
Weitere Kostenlose Bücher