Vertrau der Stimme deines Herzens!
mit dir verbringen. Nicht einmal einen Tag oder eine Stunde.“
Sein Gesichtsausdruck war wie versteinert. „Du wirst mit den Konsequenzen leben müssen, wenn du dich jetzt aus dem Staub machst“, sagte er trocken.
„Wenn du meinst, mich ruinieren zu müssen – dann kann ich das auch nicht ändern“, erwiderte sie mit tonloser Stimme und wandte sich ab, damit er die Tränen in ihren Augen nicht sah.
Als Rachel mit ihrer gepackten Tasche in den Wohnbereich der Suite kam, saß Alessandro mit einem halb geleerten Whiskeyglas in der Hand auf dem Sofa.
„Ich gehe dann jetzt“, erklärte sie heiser.
„Okay.“ Er trank den restlichen Whiskey mit einem Schluck aus und stellte das Glas auf den Tisch.
„Es muss nicht so enden, wenn du nicht willst …“, unternahm sie den letzten verzweifelten Versuch.
„Doch, das muss es“, sagte er und füllte sich das Glas nach.
„… du brauchst nur ein Wort zu sagen, und ich bleibe“, wisperte sie.
„Ich will aber nicht, dass du bleibst“, erwiderte er und trank den Whiskey in einem Zug aus. „Wir hätten gar nicht erst etwas miteinander anfangen sollen. Es war von vornherein ein Wahnsinn.“
Das sekundenlange Schweigen, das folgte, hing wie ein bleierner Vorhang zwischen ihnen.
„Dann mach es gut“, sagte Rachel schließlich. „Ich glaube nicht, dass wir uns noch einmal wiedersehen werden.“
„Ja, das ist ziemlich unwahrscheinlich“, stimmte er ihr zu, ohne sie anzusehen, und griff erneut zur Whiskeyflasche.
Alessandro wartete wie erstarrt, dass die Tür hinter ihr zufiel. Wie gern hätte er sie festgehalten und gebeten zu bleiben. Aber er hatte seine Entscheidung getroffen – und würde sie nicht mehr rückgängig machen, auch wenn es wehtat. Angewidert stellte er das noch volle Whiskeyglas auf den Tisch zurück und ließ frustriert den Kopf in seine Hände sinken. „Verdammt“, sagte er leise. „Verdammt, verdammt.“
Es dauerte vier Wochen, bis Alessandro das Krankenhaus wieder verlassen durfte. Zwar auf seinen eigenen Beinen – aber mit einem deutlichen Hinken. Das, so hatte sein Arzt vorsichtig durchblicken lassen, würde er wahrscheinlich für immer behalten. Obwohl er von Anfang an darüber informiert worden war, dass beim Guillain-Barré-Syndrom mit bleibenden Schäden zu rechnen war, hatte Alessandro diese Eventualität die ganze Zeit über völlig ausgeschlossen.
Er hatte sich der täglichen anstrengenden Physiotherapie mit der Gewissheit unterzogen, dass er seine volle Mobilität wiedererlangen würde – selbst als er nach der Woche in Paris einen Rückfall erlitten hatte und wieder von vorn mit der Therapie anfangen musste. Doch der Monat in der Klinik hatte ihm seine Grenzen aufgewiesen und ihm deutlich gemacht, was wirklich wichtig für ihn war.
Rachel hatte während ihres Aufenthalts in Positano einmal gesagt, dass es nicht der Sinn des Lebens sein konnte, nur an die Arbeit und die Karriere zu denken. Dass sie sich nichts Schöneres vorstellen konnte, als ihr Glück und ihre Freude mit jemandem zu teilen. Sie hatte sich ihm bedingungslos hingegeben und es gewagt, sich auf die Liebe einzulassen – und er hatte sich aus Angst, verletzt zu werden, hinter seiner einsamen Schutzmauer versteckt.
Den langen Flug nach Melbourne verbrachte er in einem Wechselbad der Gefühle. Wie würde Rachel auf sein plötzliches Auftauchen reagieren? Konnte sie ihm sein Verhalten verzeihen? Aber vor allem – war sie noch in ihn verliebt?
Alessandro parkte den Mietwagen vor einem eher unscheinbaren Gebäude, das der Adresse zufolge der Sitz ihrer Modefirma sein musste. Eines konnte er sich zumindest zugutehalten – er hatte ihr Label gerettet. Die neue Kollektion war bereits auf großes Interesse gestoßen, und eine renommierte Kaufhauskette wollte sie auf einer exklusiven Modenschau präsentieren, was Rachel sowohl in Europa als auch weltweit zum Durchbruch verhelfen würde.
Eine modisch gekleidete junge Frau saß hinter einem chaotischen Schreibtisch und lächelte ihn freundlich an, als er rein kam.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie.
„Ich suche Rachel“, sagte Alessandro. „Ich bin … ein alter Freund von ihr.“
„Es tut mir leid. Aber Rachel ist nicht hier. Sie fühlte sich nicht gut und ist nach Hause gegangen.“
Alessandro runzelte besorgt die Stirn. „Ich hoffe, es ist nichts Ernstes.“
„Das weiß ich nicht. Es ist schon der dritte Tag in Folge, dass sie früher geht. Wahrscheinlich eine Magenverstimmung oder
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