Vertrau der Stimme deines Herzens!
meine Geschäftspartnerin hat, genau wie ich, ihre gesamten Ersparnisse in das Projekt gesteckt. Ich kann all diese Menschen nicht im Stich lassen.“
Alessandro trommelte langsam mit den Fingern auf den Schreibtisch und beobachtete, wie Rachel nervös von einem Fuß auf den anderen trat. Wie lange hatte er darauf gewartet, diese Entschuldigung zu hören? Damals hatte Rachel sich für Craigs Geld und Status entschieden – und gegen seine Liebe. Entschuldigte sie sich jetzt, weil sie es wirklich bereute oder weil die Verzweiflung sie dazu zwang?
Obwohl ihr Gesicht in all den Jahren unauslöschlich in seinem Gedächtnis verankert gewesen war, betrachtete er sie jetzt, als müsste er sich ihr Bild für immer einprägen. Wie oft hatte er in diese geheimnisvollen graugrünen Augen geblickt? Oder über ihr schulterlanges hellbraunes Haar gestreichelt, das so samtweich war und das golden schimmerte, wenn die Sonne darauf schien? Die hohen Wangenknochen gaben ihr ein vornehmes Aussehen, während die fast kindlich anmutende Stupsnase in einem reizvollen Gegensatz zu ihrem femininen herzförmigen Gesicht stand. Äußerlich mochte sie zwar wie die Personifikation der Unschuld erscheinen, aber Alessandro wusste, dass sie in ihrem Inneren eine kleine, gewissenlose Opportunistin war, die stets ihren Vorteil suchte.
Auch ihren Mund hatte er nie vergessen können. Er spürte die unglaubliche Zartheit und den süßen Geschmack noch heute auf seinen Lippen. Ihr sinnlicher Mund hatte sich damals seinen Küsse hingegeben, wie eine exotische Blüte, die sich dem Licht entgegenstreckt und sich langsam öffnet. Sie hatte mit ihm ein subtiles Spiel der Verlockung und Verführung getrieben – bis ihr das kurze Intermezzo mit dem armen Hausangestellten zu langweilig geworden war und sie ihr Augenmerk auf den rentableren Verehrer gerichtet hatte.
„Ich kann dir zehntausend Euro geben“, durchbrach er das bleierne Schweigen.
„Aber ich brauche mehr“, protestierte Rachel, biss sich aber umgehend auf die Lippen.
„Zehntausend Euro und keinen Cent mehr.“
„Ich verstehe immer noch nicht, warum du mir das Geld geben willst, obwohl du an meinem Projekt nicht interessiert bist.“
Sein Mund verzog sich zu einem leicht angedeuteten, spöttischen Lächeln. „Weil es mir das Geld wert ist, wenn du meine Bedingung akzeptierst.“
Alessandro sah, wie Rachels Kehlkopf sich auf und ab bewegte, während sie sichtlich angespannt schluckte.
„U…und was ist die Bedingung?“, fragte sie schließlich mit belegter Stimme.
„Du kannst das Geld in einer halben Stunde auf deinem Bankkonto haben“, erklärte er cool und machte eine kurze Pause. „Aber nur, wenn du mir versprichst, hier sofort zu verschwinden und dich nie wieder bei mir blicken zu lassen.“
2. KAPITEL
Rachel öffnete und schloss fassungslos den Mund, ohne ein Wort hervorzubringen. Ihr Gesicht wurde erst bleich, dann rot vor Zorn, und aus ihren Augen schossen wütende Blitze.
„Du gibst mir das Geld … damit ich verschwinde?“, brachte sie schließlich hervor.
Alessandro lehnte sich lässig in seinem Stuhl zurück. „Entweder du akzeptierst es, oder du lässt es bleiben. Du hast eine Minute, um zu entscheiden, ob du mein Angebot annimmst. Und ich werde dir ganz sicher kein weiteres machen.“
Am ganzen Körper bebend ließ Rachel ihre zu Fäusten geballten Hände sinken, wobei ihr fast die Handtasche von der Schulter rutschte. Ihre zierliche Hand zitterte sichtlich, als sie den Trageriemen zurück an seinen Platz schob. „Das ist ungeheuerlich!“
„Das ist Business.“
„Business?“, wiederholte sie ungläubig. „Was für ein Geschäftsmann ist das, der jemanden bezahlen muss, damit er weggeht?“
„Du bist hier nicht willkommen, Rachel“, sagte er schroff. „Du willst Geld, und du scheinst ziemlich entschlossen, mir so lange auf die Nerven zu gehen, bis du bekommst, was du willst. Betrachte es als eine Art Kompromiss. Mit jeder Minute, die du länger bleibst, sinkt die Summe, die ich bereit bin, dir zu geben.“
Rachel konnte ihre Verwirrung nicht verbergen. Verschwunden war ihr blasiertes Ich-bin-ein-Mädchen-aus-guter-Familie-Gehabe. Sie wirkte jetzt wie ein naives kleines Dummchen, das nicht wusste, wie ihm geschieht. „Also … ich weiß nicht, ob ich dich richtig verstanden habe …“, sagte sie stockend und fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. „Du gibst mir zehntausend Euro, und das Einzige, was du dafür willst, ist, dass ich
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