Vertrau der Stimme deines Herzens!
für immer verschwinde?“
Alessandros Antwort bestand in einem kurzen Nicken.
„Tut mir leid, aber ich begreife dich nicht. Warum solltest du mir das Geld schenken … und von mir im Gegenzug praktisch nichts dafür bekommen?“
„Ich bin ein reicher Mann. Und das gibt mir die Freiheit, zu tun, was mir in den Sinn kommt“, erwiderte er selbstsicher.
Nachdenklich presste sie die Lippen zusammen. Es war offensichtlich, dass sie abwog, ob sein absurd klingendes Angebot ernst gemeint war – und ob sie es annehmen sollte. Für ihren Standard war es sicher ein lächerlicher Betrag. Aber wenn die Dinge momentan wirklich so schlecht für sie standen, wie sie vorgab, dann würde das Geld zumindest reichen, um ihr für die restliche Zeit ihres Aufenthalts in Italien ein Bett und eine tägliche Mahlzeit zu gewährleisten. Würde sie sein Angebot akzeptieren und gehen, oder würde sie versuchen, noch mehr Geld aus ihm herauszupressen?
Demonstrativ warf Alessandro einen Blick auf seine Uhr. „Mittlerweile ist die Summe auf neuntausend Euro gesunken, Rachel. Hast du dich endlich entschieden?“
„Du musst verstehen, dass es nicht nur um mich geht“, kam es kleinlaut zurück. „Genau genommen wäre ich niemals hier, wenn du mir nicht einen Knüppel zwischen die Beine geworf…“
„Du verlierst gerade weitere tausend Euro“, unterbrach er sie barsch.
„Kannst du mir nicht etwas mehr Zeit geben, um darüber nachzudenken?“
„Nein.“
„Aber das ist doch verrückt!“
Seine Miene war undurchdringlich, eisern und emotionslos. „Du musst das Angebot ja nicht annehmen“, sagte er lapidar.
„Ich brauche aber viel mehr als zehntausend Euro“, antwortete sie beschämt.
„Ich bin aber nicht bereit, dir mehr zu geben. Und wenn du jetzt bitte so gnädig wärst, mir deine Entscheidung mitzuteilen.“
Sie verzog gequält den Mund, als wäre sie nicht in der Lage, die fatalen Worte auszusprechen. „Ich nehme dein Angebot an“, presste sie schließlich mit erstickter Stimme hervor.
„Gut“, erwiderte er tonlos. „Gib mir deine Bankdaten, und ich werde das Geld auf dein Konto überweisen, sobald du mein Grundstück verlassen hast.“
Mit bebender Hand kritzelte sie ihre Kontonummer auf den Notizblock, den er ihr über den Schreibtisch entgegenschob. „Willst du mir nicht einmal eine Erfrischung oder etwas zu essen anbieten?“
„Nein, das kannst du auch im Hotel bekommen.“
„Aber ich habe kein Hotel reserviert. Jedenfalls noch nicht. Und mein Gepäck ist auf der Reise hierher abhandengekommen.“
„Hotels gibt es in Positano zur Genüge. Alles andere ist nicht mein Problem.“
„Du herzloser Mistkerl“, brach es ungestüm aus ihr heraus. „Bist du eigentlich nur an dir selbst interessiert?“
Alessandro hob spöttisch eine Augenbraue. „Ich nehme mir nur ein Beispiel an dir. Auch ich denke jetzt zuallererst an mich.“
„Musst du für deine kurzlebigen Romanzen auch bezahlen?“, fragte sie bissig. „Du scheinst ja einen ziemlichen Verschleiß an Frauen zu haben.“
„Und du scheinst ein großes Interesse für den Gesellschaftsklatsch aus der Boulevardpresse zu haben“, erwiderte er. „Es muss dir doch wie die Ironie des Schicksals vorkommen, dass der Mann, den du vor nicht einmal fünf Jahren abgewiesen hast, jetzt reicher und einflussreicher ist als dein ach-so-überlegener Vater und dein wichtigtuerischer Exverlobter. Und wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest“, fuhr er fort, bevor sie etwas sagen konnte. „Ich würde mich nun gern wichtigeren Dingen zuwenden.“
„Willst du mich nicht zu den Toren deiner Festung begleiten, um sicherzustellen, dass ich auf dem Weg nach draußen keine wertvollen Silbergegenstände mitgehen lasse?“, fragte sie zynisch.
„Ich werde Lucia bitten, dich von meinem Grundstück zu geleiten.“
„Sie scheint eine sehr nette Person zu sein. Deine Haushälterin, meine ich.“ Unschlüssig blieb sie vor Alessandros Schreibtisch stehen und warf sich selbst vor, dass sie das Gespräch mit ihm unnötig in die Länge zog.
„Sie arbeitet für mich, seit ich hier in Italien lebe. Sie ist fast wie eine Mutter für mich“, antwortete er zu ihrer Überraschung.
Bei seinen Worten musste sie unwillkürlich an ihre eigene Mutter denken. Rachel hatte nur noch schleierhafte Erinnerungen an sie. Die Bilder, die meist unbewusst in ihr aufstiegen, schienen mit der Zeit immer mehr zu verblassen. Doch obwohl Rachel erst drei Jahre alt gewesen war, als
Weitere Kostenlose Bücher