Vertrau der Stimme deines Herzens!
Erkrankung erfahren musste. Lucia würde ihm dabei helfen.
„Von mir aus“, sagte er zu seiner Haushälterin. „Bring sie in einem der Gästezimmer im anderen Flügel der Villa unter. So weit weg von mir wie möglich.“ Nach einer kurzen Pause fragte er: „Braucht sie einen Arzt?“
„Ich glaube nicht. Sie braucht nur viel Flüssigkeit und ein leichtes Essen. Und Ruhe. Der Jetlag und die Hitze waren offensichtlich zu viel für sie.“
„Du bist zu gutmütig, Lucia“, brummte er. „Vielleicht hat sie den Schwächeanfall nur vorgetäuscht.“
„Das hat sie ganz sicher nicht“, entgegnete Lucia vehement. „Ich musste sie förmlich zur Villa schleppen, so schwindelig war ihr.“
„Und du bist sicher, dass sie keinen Arzt braucht?“, fragte Alessandro.
„Sollte es ihr im Laufe des Tages nicht besser gehen, werde ich ihn natürlich anrufen. Aber wahrscheinlich wird sich die Signorina erst einmal richtig ausschlafen.“
Alessandro lehnte sich nachdenklich in seinem Stuhl zurück. Bedeutete Rachels Anwesenheit nicht vielleicht doch ein zu großes Risiko? Durchaus möglich. Aber waren nicht viele Sachen riskant, die das Leben erst richtig lebenswert machten? Der Gedanke ließ ein kurzes Schmunzeln über seine Lippen huschen. Er würde auf seine Kosten kommen.
Allein zu sehen, wie Rachel um mehr Geld betteln würde, war das Wagnis wert. Wer wusste schon, was sie noch für Tricks aus dem Ärmel ziehen würde, um seine Schutzmauer zu durchbrechen. Und er würde gute Miene zum bösen Spiel machen – und ihr dann den Teppich unter den Füßen wegziehen.
Das würde der unterhaltsamste Teil des Ganzen sein.
Rachel erwachte aus einem tiefen und erholsamen Schlaf. Als ihr Blick auf die Wanduhr fiel, stellte sie entsetzt fest, dass sie fast zwanzig Stunden geschlafen hatte. Zumindest waren die Kopfschmerzen und der Schwindel verschwunden. Und ein Sprung unter die Dusche bewirkte den Rest. Sie fühlte sich – zumindest körperlich – fast wie neugeboren. Der einzige Wermutstropfen war, dass ihr keine andere Wahl blieb, als die Kleider vom Vortag anzuziehen.
Zu ihrer großen Freude entdeckte sie jedoch, dass die Haushälterin so aufmerksam und freundlich gewesen war, die Sachen zu waschen und zu bügeln. Ich muss heute unbedingt den Koffer ausfindig machen, dachte Rachel, während sie sich anzog. Auf ihrem Handy hatte sie nämlich weder einen Anruf noch eine Nachricht von dem Busunternehmen gefunden.
Genau in diesem Moment vibrierte das Handy, das auf dem Nachttisch lag.
„Hallo?“, sagte sie erwartungsvoll.
„Wo hast du denn gesteckt?“, fragte ihre Geschäftspartnerin Caitlyn besorgt. „Ich habe die ganze Zeit auf deinen Anruf gewartet. Und hat alles wie geplant geklappt?“
„Nein, nicht ganz“, erwiderte Rachel betreten und unterrichtete Caitlyn schnell vom Stand der Dinge.
„Was für eine Enttäuschung. Meinst du nicht, dass du noch einmal mit Alessandro reden kannst, um ihn von unserem Projekt zu überzeugen?“
„Das bezweifle ich stark“, seufzte Rachel. „Er hat mir nur erlaubt, eine Nacht zu bleiben, weil ich mich gestern unwohl gefühlt habe. Und weil seine Haushälterin ein gutes Wort für mich eingelegt hat. Ansonsten behandelt er mich mit Hohn und Verachtung.“
„Das ist verständlich“, wandte Caitlyn ein. „Es muss nicht leicht für einen Mann sein, wenn eine Frau seinen Heiratsantrag ablehnt.“
„Ich war mir damals einfach nicht sicher, ob ich ihn liebe“, verteidigte Rachel sich.
„Aber in Craig warst du auch nicht verliebt, soweit ich mich erinnere.“
„Ich weiß“, gab sie beschämt zu. Wie konnte ich mich nur dermaßen vom Willen meines Vaters beeinflussen lassen?
Noch dazu konnte Rachel nicht einmal sagen, dass ihr Vater aus Liebe zu ihr für diese Heirat plädiert hatte. Inzwischen wusste sie, dass Status und Geld für ihn wichtiger waren als Liebe. Der einzige Mann, der ihr je seine Liebe gestanden und gezeigt hatte, war Alessandro. Craig hatte die berühmten drei Worte nie ausgesprochen. Er hatte nicht einmal richtig um sie geworben.
Rückblickend war die zweijährige Verlobungszeit mit Craig die reine Hölle gewesen. Zum Glück war sie gerade noch rechtzeitig hinter sein Doppelleben gekommen und hatte die Hochzeit abgesagt. Wie habe ich nur so naiv sein können, ihm blind zu vertrauen, ohne sein Tun je kritisch zu hinterfragen? Selbst jetzt, nach drei Jahren, verfolgte sein dunkler Schatten sie noch immer, wie die Sperrung der Kreditkarte bewies.
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