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Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition)

Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition)

Titel: Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bjenlund
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also nur entweder im Supermarkt oder auf dem Weg dahin gewesen sein."
       "Jetzt weiß ich es wieder. Wir haben uns im Parkhaus ge-troffen, im Fahrstuhl", verkündete Michael erleichtert. Er wollte noch etwas sagen, aber inzwischen standen sie bereits vor der Schlafzimmertür, aus der man leises Stöhnen hören konnte. "So schlimm?", fragte er mit einem Seitenblick auf Stefanie.
       "Muss wohl", antwortete die junge Frau unglücklich. "Sonst hätte mein Vater nicht so gejammert. Ich hab mich richtig erschreckt, als er plötzlich mit seiner Glocke läutete und mich aus dem ersten Schlaf holte. Allerdings wird er Sie nicht gerade freundlich begrüßen, befürchte ich", fügte sie verlegen hinzu. "Er wollte nämlich nicht, dass ich den Arzt verständige."
       Irgendetwas kam Michael an dieser Geschichte seltsam vor.
    Der Patient hatte schlimme Schmerzen, doch die Tochter holte
    gegen seinen Willen den Arzt. Was hatte das zu bedeuten? Er
    konnte sich keinen Reim drauf machen.
       "Wir werden sehen", sagte er nur, dann trat er ein. "Wie geht es Ihnen, Herr Guske? Ihre Tochter sagte, dass Sie starke Schmerzen haben." Er stellte seinen Koffer neben das Bett und reichte dem Patienten die Hand. "Ich bin die Vertretung von Doktor Authenried, der in Urlaub ist. Mein Name ist Doktor Michael Horbach. Ich hoffe, Sie nehmen vorläufig mit mir vorlieb."
       "Wenn man Schmerzen hat, kann man sich die Person nicht aussuchen, von der man Hilfe erwartet", knurrte der Mann. "Es ist auch nicht mehr ganz so schlimm wie vorhin. Stefanie hätte auf mich hören sollen. Ich brauche keinen Arzt. Diese Schmerzen kenne ich, sie kommen und gehen ganz von allein." Er wich dem forschenden Blick des Arztes aus.
       Vorsichtig untersuchte Michael den Mann, der sich unter seiner Berührung regelrecht verkrampfte. So etwas hatte er noch nie erlebt, doch er hatte schon darüber gelesen. Es gab Patienten, die wehrten sich dagegen, gesund zu werden, also wehrten sie auch jeden ärztlichen Hilfeversuch ab. "Sie haben eine leichte Prellung an der Wirbelsäule", stellte der Arzt nach kurzer Untersuchung fest. "Können Sie mir sagen, wie das passiert ist?"
       Stefanie schüttelte den Kopf. "Mir ist nichts bekannt", antwortete sie nach kurzer Überlegung. "Ich habe meinen Vater am Abend zu Bett gebracht, dann war ich gestern für drei Stunden bei einem Klassentreffen, und als ich gegen dreiundzwanzig Uhr wieder nach Hause kam, da war Vater noch wach. Wir haben kurz geredet und anschließend bin ich ins Bett gegangen." Die Auseinandersetzung, die sie zuvor noch gehabt hatten, verschwieg sie.
       "Wie könnte sich Ihr Vater die Prellung zugefügt haben, wenn er selbstständig nichts tun kann?" Zweifelnd untersuchte der Arzt noch einmal die rote Stelle am Rücken des Mannes. Es war eindeutig eine Prellung, Irrtum ausgeschlossen.
       "Ich weiß es wirklich nicht. Mein Vater ist seit sechs Jahren an den Rollstuhl gefesselt. Er kann sich selbst nicht helfen. Deshalb habe ich meine Arbeit aufgegeben, um ihm eine fremde Pflegerin zu ersparen. Wenn Vater gestürzt wäre, dann müsste ich davon wissen", sagte Stefanie bestimmt.
       "Was sagen Sie, Herr Guske? Immerhin ist es Ihre Verlet-zung. Sie müssen am besten wissen, wie das passiert ist." Michael war überzeugt davon, dass zumindest einer der beiden eine plausible Antwort für ihn hatte, sie nur nicht sagen wollte. Stefanie Guske machte nicht den Eindruck einer Lügnerin, die womöglich auch noch ihren Vater misshandelte. Aber das war nicht unbedingt ein Beweis für ihre Unschuld. Er musste der Sache auf den Grund gehen, dazu war er verpflichtet.
       "Ich werde Ihnen eine schmerzstillende Spritze geben und eine Salbe zum Einreiben. Dann werden die Schmerzen bald vergessen sein. Am Dienstag komme ich wieder, da geht es Ihnen sicher schon viel besser. Und  mit Ihnen", er wandte sich an Stefanie, "würde ich gern noch kurz sprechen, wenn das möglich ist."
       "Möchten Sie einen Kaffee?" Stefanie versuchte, ihre Auf-regung zu unterdrücken. "Die Nacht ist ohnehin schon vorbei, ich kann Ihnen einen kleinen Imbiss richten, wenn Sie möch-ten." Auf einmal hatte sie das Gefühl, als dürfe sie Dr. Horbach noch  nicht gehen lassen, so groß war ihre Furcht vor der Einsamkeit, die inzwischen in jeder Zimmerecke auf sie lauerte wie eine Spinne.
       Michael überlegte einen Moment, doch dann nickte er, ob-wohl er sonst nie etwas von Patienten annahm. In dem Fall machte er eine Ausnahme.

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