Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition)
lustigen Gesellschaft, die bestimmt noch im goldenen Adler zusammenfasst. "Willst du noch etwas essen, Vater?" Sie merkte selbst, wie banal ihre Worte klan-gen.
Der Mann schüttelte heftig den Kopf. "Mein Magen ist vol-ler Ärger! Ich will nur noch meine Ruhe. Geh endlich ins Bett, damit ich dich nicht mehr sehen muss. Am liebsten möchtest du mich doch ins Heim abschieben. Hab ich recht? Wenn man stundenlang allein im Bett liegt, hat man Zeit zum Nachdenken. Mir ist vieles klar geworden."
"Ich werde dir darauf nicht antworten, Vater. Mein ganzes Leben habe ich darauf eingerichtet, dich zu versorgen. Ich verzichte auf eine eigene Familie, ich habe mich selbst auf-gegeben. Du merkst das gar nicht, denn es interessierte dich nicht. Du siehst dich am liebsten leiden. Nichts ist wichtig, nur deine eigene Person."
"Was ist daran so verwerflich? Immerhin bin ich derjeni-ge, der um sein Leben betrogen wurde. Du bist gesund und kannst laufen. Ich muss hier sitzen und warten, dass jemand etwas für mich tut. Glaubst du, dass ist so erstrebenswert? Ich hatte den ganzen Abend Panik, dass dir etwas zustößt und ich mir selbst nicht mehr helfen kann. Was hätte ich denn getan, wenn man dich ins Krankenhaus gebracht hätte?"
"Das ist deine einzige Sorge? Dann weiß ich ja, was ich dir Wert bin, nicht mehr als eine schlecht bezahlte Pflege-rin. Aber als solche habe ich Anspruch auf Urlaub." Stefanie wusste selbst nicht, wo her sie plötzlich den Mut nahm, ihrem Vater contra zu geben. Vielleicht war es wirklich nur die Verzweiflung, die sie diesen Schritt tun ließ.
"Lass mich zufrieden!", erklärte der Behinderte unfreund-lich. "Undank ist der Welt Lohn. Ich hätte es wissen müssen. Warum nur bin ich damals nicht gleich in ein Pflegeheim ge-gangen, als der Arzt sagte, dass ich nie wieder laufen kann? Uns beiden wäre eine Menge erspart geblieben."
"Wenn du es mit mir nicht mehr aushältst, kannst du dich noch immer dafür entscheiden. Ich bin es jedenfalls Leid, ständig mit dir dasselbe Thema zu diskutieren." Die junge Frau schämte sich für ihre Worte doch sie merkte langsam, wie ihren Nerven schon morgens beim Aufstehen zum Zerreißen gespannt waren. Bis zum Abend war sie nur noch ein Bündel Verzweiflung.
"Das würde dir so passen!", giftete Martin Guske. "Ich habe mir das Haus und den Garten vom Mund abgespart, und du würdest es dir hier mit deinem Liebhaber gemütlich machen, der es ohnehin nur auf dein Erbe abgesehen hätte."
Der Satz hatte getroffen. "Du glaubst also, ein Mann könnte mich gar nicht meiner Selbst willen lieben, sondern nur deshalb, weil ich einmal dieses Haus hier bekomme? Das ist aber wenig schmeichelhaft für mich." Stefanie baute sich vor ihrem Vater auf und lächelte verächtlich.
"Es ist die Wahrheit. Schau nur in den Spiegel, Stefanie. Eine alte Jungfer bist du, und das sieht man dir auch an. Dein verkniffener Mund, die glanzlosen Augen zeugen von we-nig Lebensfreude. "
"Wenn du das alles weißt, dann kannst du mir wohl auch sagen, wem ich das zu verdanken habe." Die junge Frau biss sich auf die Lippen, um nicht zu diesem ungünstigen Zeitpunkt in Tränen auszubrechen. "Würdest du nicht jede mögliche Freundschaft vereiteln, gleichgültig, ob mit einer Frau oder einem Mann, dann hätte ich heute mit Sicherheit mehr Lebensfreude. "
"Fang nur nicht wieder an zu heulen." Der Mann war offen-sichtlich sehr zufrieden mit dem Erfolg seiner Sticheleien. "Du hast dir dein Leben selbst eingerichtet. Schickt mich ins Heim, meine liebe Tochter. Mehr bin ich ohnehin nicht Wert, als dass man mich abschiebt. Wozu tauge ich denn noch? Ich sitze nur in diesem verdammten Rollstuhl, bewege mit letzter Kraft die Räder ein Stückchen vorwärts oder rückwärts. Ich bin nur noch eine Belastung für uns alle, am meisten für dich." Er legte es jetzt regelrecht darauf an, eine Entscheidung herbei zu führen.
Jetzt taten Stefanie ihre heftigen Worte von vorhin schon wieder Leid. Sie wusste ja, dass der Vater verbittert war, dass er es nicht so meinte, wie er es sagte. Es war die reine Verzweiflung, die er mit seiner Heftigkeit zum Ausdruck brachte. "Schlaf gut, Vater. Morgen sieht die Welt bestimmt wieder ein bisschen rosiger aus. Wir dürfen nur den Mut nicht verlieren. Es war nicht in Ordnung, dass ich auf diese Weise mit dir geredet habe. Aber deine Worte haben mich genau dort getroffen, wo es weh tut."
"Ach was, Unsinn", schimpfte der Mann
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