Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition)
und drehte sich ächzend im Bett herum. "Ich will nichts mehr davon hören. Und jetzt geh endlich, damit ich schlafen kann. Wo ist die Tablette?"
"Sie liegt auf deinen Nachttisch, wie immer. Bitte nimm sie nur, wenn es nicht anders geht. Du weißt, dass man sich sehr leicht daran gewöhnt, und dann muss man die Dosis immer mehr steigern."
"Spar dir deine guten Ratschläge für jemanden, der sie braucht. Ich bin zwar gelähmt, aber nicht beklopft. Und jetzt geh, ich bin müde." Er war offensichtlich zu keiner weiteren Äußerung mehr bereit.
Stefanie erhob sich, die kleine Freude, die sie aus einem ihr unbekannten Grund heute den ganzen Nachmittag empfunden hatte, war mit einem Mal wieder verschwunden. Dafür breitete sich in ihrem Herzen eine Leere aus, die sie kaum mehr ertragen konnte.
Vor dem großen Spiegel im Flur blieb sie stehen. Das De-ckenlicht war gnadenlos. Es zeigte ein trauriges, verhärmtes Gesicht, in dem die großen Augen besonders auffielen. In ihnen lagen die Träume eines jungen Mädchens begraben.
Geblieben war die Resignation einer Frau von gerade sie-benundzwanzig Jahren, die sich bereits an der Endstation ih-res Lebens glaubte.
Dabei sollte dieses Leben erst anfangen. Ein bisschen Glück hielt das Schicksal auch für Stefanie bereit. Es be-gann damit, dass der Vater heftig mit der Glocke bimmelte, die er für den Notfall auf seinem Nachttisch stehen hatte.
* * *
Müde betrat Dr. Michael Horbach seine kleine Wohnung. Er war erst spät am Abend von zuhause weggekommen, denn nach einer Woche Abwesenheit gab es immer ziemlich viel zu erzählen. Dann hatten sie noch zusammen zu Abend gegessen, denn die Mutter konnte es natürlich nicht haben, wenn ihr Bub, ohne etwas Gescheites im Magen, so eine weite Strecke fuhr.
Der Anrufbeantworter blinkte. Michael drückte auf den Knopf. Es war aber nur Simone, seine Helferin, die ihn daran erinnerte, dass am Montag ein sehr früher Termin noch vor der Sprechstunde anstand.
Michael lächelte. Simone war eine Perle, das stellte er immer wieder fest. Mit so einer Sprechstundenhelferin konnte eine Praxis nur funktionieren. Fast schon tat es ihm Leid, wenn er daran dachte, dass seine Zeit hier nur begrenzt war. Es gefiel ihm ausgesprochen gut in Auenfelde.
Der junge Arzt ging in die Küche, holte aus dem Kühl-schrank eine neue Flasche Mineralwasser und stellte sie neben sein Bett. Dann wusch er sich im angrenzenden kleinen Badezimmer und zog seinen Schlafanzug an. Endlich war er soweit, dass er ins Bett gehen konnte. Ein Blick auf den Wecker am Nachttisch sagte ihm, dass es sich eigentlich kaum mehr lohnte, jetzt noch einzuschlafen. Doch was sollte er mit der restlichen Nacht anfangen?
Das Telefon nahm ihm diese Entscheidung ab, es läutete. Michael verzog das Gesicht und ging rasch ins Wohnzimmer, das er auch zum Essen benützte, wenn er schon mal zuhause war, was selten genug der Fall war. Er nahm ab und meldete sich. Eine aufgeregte Frauenstimme erzählte etwas von unerträglichen Schmerzen, und dass der Vater ein Patient von Doktor Authenried war. Sie bat ihn, rasch zu kommen.
Also war die Entscheidung über die letzten Nachtstunden jetzt getroffen. Michael zog sich eilig wieder an, nahm sei-nen Notfallkoffer und verließ eilig das Haus. Die Straße zog sich wie ein langes, dunkles Band zwischen den endlos schei-nenden Wiesen hindurch. Zum Glück war eine klare Nacht und der Himmel voller Sterne.
Kaum eine Viertelstunde später hielt Michaels Wagen vor der angegebenen Adresse. Es war eine hübsche Siedlung mit schönen Häusern, denen man ansehen konnte, dass deren Bewoh-ner nicht unbedingt jeden Cent umdrehen mussten. Viel war allerdings bei der Dunkelheit trotz der Straßenlaternen nicht zu erkennen.
Michael wollte gerade läuten, da wurde die Haustüre hastig aufgemacht. "Ich bin so froh, dass Sie da sind, Herr Doktor. Meinem Vater geht es auf einmal sehr schlecht, er hat unerträgliche Schmerzen. Bitte kommen Sie."
Verblüfft schaute Michael in ein hübsches Frauengesicht, das ihm irgendwie bekannt vorkam. Er hatte es erst vor kurzem schon einmal gesehen und seitdem nicht mehr vergessen. "Kennen wir uns?", fragte er freundlich, während er der Frau ins obere Stockwerk folgte.
"Ich weiß nicht", antwortete die Frau. "Mein Name ist Stefanie Guske. Eigentlich gehe ich nur zum Einkaufen aus dem Haus. Es könnte
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