Vertrau mir! - Thriller
kennst«, rief Henry. »Lass mich frei, dann sag ich’s dir.«
»Sag’s mir.«
»Es ist ›Entschlossenheit‹.«
Luke drehte sich um und ging weg.
»Du hast gesagt, du lässt mich frei«, wimmerte Henry und hob seinen Arm; der Arm des Toten ging ebenfalls in die Höhe, wie zu einer letzten verzweifelten Bitte um Gnade.
»Ich hab gelogen.« Er starrte seinen Stiefvater an. »Wenn ich dich je wiedersehe, bring ich dich um.«
Luke ging nach oben und wusch sich das Blut aus dem Gesicht und den Haaren.
»Luke?«
In einem Schrank fand er ein sauberes Hemd und eine saubere Hose, die fast passten. Seine blutigen Kleider warf er auf den Boden.
»Luke? Bitte. Lass mich nicht hier.«
Er durchsuchte eine Aktentasche, die, wie er erkannte, Henry gehörte. Drinnen fand er eine elektronische Schlüsselkarte mit der Aufschrift PERRAULT IMPORTS. Aubreys Firma. Als er die Treppe hinunterstieg, hielt er die Karte hoch, damit Henry sie sehen konnte.
»Eric hat sie mir geschickt. So kommen wir ins Haus.«
Luke sagte kein Wort; er ging an Henry vorbei, der mit Handschellen an den toten Mann gefesselt war, und er sah sich nicht mehr nach seinem Stiefvater um.
»Luke! Luke! Bitte lass mich nicht so liegen.«
Luke schloss die Tür hinter sich.
Er nahm Henrys Wagen und fuhr zum Flughafen Charles de Gaulle. Als er dort war, buchte er sein Rückflugticket um. Sein neues Ziel lautete Chicago. Er musste eine Weile warten und ging in eine Telefonzelle, um die Polizei anzurufen. In gebrochenem Französisch teilte er dem Beamten mit, wo sie einen der Männer finden würden, die für den Bombenanschlag in Paris verantwortlich waren, an einen Toten gefesselt. Dann legte er auf.
Seinem Stiefvater würde es nicht gutgehen im Gefängnis.
54
Während des langen Fluges nach Chicago saß Luke Dantry auf seinem Platz, das zerschundene Gesicht hinter einer dunklen Sonnenbrille verborgen, und überlegte, wie er weiter vorgehen sollte. Er kritzelte seine Gedanken in ein kleines Notizbuch, das er am Flughafen gekauft hatte - Dinge, die er seinem Vater sagen oder ihn fragen wollte, falls sie lebend aus diesem Wahnsinn herauskamen. Aber er dachte auch darüber nach, wie die Night Road ihre vielen Bomben einsetzen könnte.
Unterwegs gab der Pilot die frustrierende Nachricht durch, dass das Flugzeug wegen Schlechtwetters in Chicago zunächst in New York landen musste. Sechs Stunden standen sie auf der Rollbahn, und das Warten zerrte an seinen Nerven. Schließlich startete der Flieger wieder, doch er kreiste noch einmal eine Stunde über Chicago, bis sich die Gewitterzelle endgültig verzogen hatte.
Als er aus dem Flugzeug in die dunkle Nacht von Chicago hinaustrat, war ihm klar, dass die Gefahr draußen auf ihn lauerte, sobald er den Zoll passiert hatte und zum Mietwagen ging. Dort konnte die Night Road schon auf ihn warten.
Er musste an Henry denken. Jetzt spürte sein Stiefvater am eigenen Leib, wie es war, völlig allein und verlassen zu sein, ohne Aussicht, jemals wieder ins gewohnte Leben zurückkehren zu können.
Er ging zur Autovermietung hinüber. Ständig blickte er
sich um, denn Quicksilver und die Night Road hatten ihn bis jetzt immer gefunden, egal wohin er gegangen oder geflogen war. Diesmal durfte er nicht wieder in eine Falle tappen. Er füllte das Formular für den Mietwagen aus und benutzte den falschen Pass und die Kreditkarte, die Drummond ihm hinterlassen hatte. Dann ging er in das Parkhaus hinaus und fand seinen Wagen auf der obersten Ebene. Der Parkwächter ließ ihn den Wagen auf eventuelle Schäden begutachten und das Formular unterschreiben. Luke sah das Auto, einen Lincoln Navigator SUV, kaum an und kritzelte den falschen Namen auf das Papier.
»Einen Moment, ich hole den Schlüssel«, sagte der Mann und verschwand im Büro, und als die Tür wieder aufging, erschien nicht der Parkwächter, sondern Frankie Wu.
Luke erstarrte und blickte sich um. Die anderen Parkwächter schienen plötzlich verschwunden zu sein.
»Sind Sie okay?«, fragte Frankie Wu.
»Ja.« Er gehört zu Quicksilver, er wird mir helfen, dachte Luke. Er würde das alles nicht allein machen müssen.
»Steigen wir ein«, sagte Frankie freundlich. »Wir können über Ihren Dad reden.«
Wu setzte sich ans Lenkrad. Der Beifahrersitz war voll mit irgendwelchen Ausrüstungsgegenständen, und so nahm Luke den Rücksitz.
Sie stiegen in den Navigator ein und fuhren aus dem Parkhaus in die Dunkelheit hinaus. Luke fiel auf, dass der Wächter Frankie Wu
Weitere Kostenlose Bücher