Vertrau mir! - Thriller
brauste mit seiner ramponierten Limousine in die Nacht hinein. Bei der nächsten Ausfahrt fuhr er vom Highway ab.
Luke fühlte den Puls seines Vaters. Schwach. Unregelmäßig. Er sah eine Ruftaste im Navigator und drückte sie.
Statt einer Notrufzentrale meldete sich Frankie Wu. »Wo zum Teufel seid ihr?«
»Dad braucht einen Arzt, er hat eine Schusswunde. Wo liegt hier das nächste Krankenhaus?«
»Wir haben einen Arzt.«
»Er ist schwer verletzt. Er muss operiert werden.«
»Er kann nicht in ein Krankenhaus«, erwiderte Wu. »Zu viele Fragen. Diesmal musst du auf mich hören, Luke. Ich sag dir jetzt, wohin es geht.«
Und Luke Dantry, nun nicht mehr der gefährlichste Mann der Welt, hörte auf Wu und fuhr durch die dunkle Nacht. Er hielt die Hand seines Vaters und flehte ihn an, ihn nicht wieder zu verlassen.
59
Eine Woche später
Nordmichigan, fand Luke, war einer der schönsten Orte, die man sich vorstellen konnte, um still und leise verrückt zu werden. Er saß auf der Veranda und betrachtete das leichte Kräuseln des Wassers auf dem See, und er faltete die Zeitung zusammen und steckte sie an einen Platz, wo sein Vater sie nicht sehen würde.
Die Geschichte hatte die Schlagzeilen beherrscht, aber nicht so wie erwartet. Eine Gruppe von mutmaßlichen Extremisten war nach einer Serie von Explosionen tot aufgefunden worden. Zwei konnten identifiziert werden - ein Zahnarzt aus Milwaukee, der zuvor Drohbriefe an Ölgesellschaften geschrieben hatte, und ein Apotheker aus einer kleinen Stadt in Tennessee, in der bereits die Bakterienverseuchung für Schlagzeilen gesorgt hatte. Ein anderer Mann, ein Neonazi aus Kansas City, war nicht weit entfernt gefunden worden, mit zwei Dutzend Bomben, die in Erste-Hilfe-Kästen versteckt waren. In seinem Wagen fanden sich außerdem Arbeitsanzüge und Ausweise, mit denen er sich Zugang zum Bahnsystem von Atlanta hätte verschaffen können. Ein Mann, der unehrenhaft aus der Army entlassen worden war, lag tot auf dem Bürgersteig. Er war kurz zuvor durch einen anonymen Hinweis mit dem Angriff auf ein Bürogebäude in New York in Zusammenhang gebracht worden. Vertreter
des FBI äußerten den Verdacht, dass diese Gruppe einen Anschlag in Atlanta geplant hatte, und wahrscheinlich auch in anderen Städten, doch der Plan war nicht aufgegangen. Man hörte jede Menge Vermutungen zu den Motiven. In verschiedenen Kommentaren wurde ein düsteres Bild gezeichnet - von einheimischen Gruppen, die ihre gewalttätigen Absichten mit Waffen aus dem Ausland in die Tat umzusetzen versuchten. Kein Wort von den fünfzig Millionen Dollar, die die Terroristen für weitere Anschläge hätten bekommen sollen. Ebenso wenig von einem Zusammenhang mit dem gewaltsamen Tod eines verrückten Malers und eines Polizisten in Chicago, oder von Eric Lindoe. Und niemand erwähnte Netzwerke namens Night Road oder Quicksilver.
Aubrey Perrault wurde in der Stille eines anonymen Grabes hier im Norden von Michigan begraben, einer Stille, die sie, so vermutete Luke, in ihrem Leben nie gekannt hatte. Alles, was sie getan hatte, sollte sie ihrem Ziel näherbringen; dass sie Eric gedrängt hatte, mit ihnen zu flüchten, dass sie bei Luke geblieben war - alles nur, um an das Geld heranzukommen. Die FBI-Ermittler fanden die fünfzig Millionen auf ihren Konten. Sie schlossen daraus, dass Aubrey in die geplanten Terroranschläge verwickelt war. Nun versuchten Spezialisten, das Geld zu seinem Ursprung zurückzuverfolgen. Anonyme Hinweise deuteten auf einen prominenten arabischen Fürsten hin.
Luke verfolgte das Spiel des Lichts auf dem Wasser. Wie viele Namen hatte Aubrey gehabt? Wie viele Lügen hatte sie gelebt?, fragte sich Luke. Er war schlau genug gewesen, um sich gegen die Night Road zu behaupten, aber nicht schlau genug, um zu erkennen, dass sie nicht das arme Opfer war. Sie gehörte selbst zu den Urhebern dieses Blutbads. Es war
ein eigenartiges Gefühl, zu wissen, dass sie ihn nur begleitet und unterstützt hatte, damit er sie zum Geld führte. Wenn er den verborgenen Speicherstick in ihrer Gegenwart gefunden hätte, dann hätte sie ihn einfach umgebracht und wäre mit den Informationen zu Jane gegangen. Genauso, wenn sie ihre Konten überprüft und das Geld bemerkt hätte. Dann wäre ihr Plan aufgegangen.
Er beobachtete Frankie Wu am Angelpier, wie er die leere Angelschnur einzog. Die vergangenen Tage hatte Luke in der Sorge um seinen Vater verbracht, der sich jetzt erholte nach der Operation in einer privaten
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