Vertrau mir! - Thriller
brauchst mich nie wiederzusehen.«
»So leicht kommst du nicht davon, Dad. Du hast das getan, damit du deinen geheimen Krieg führen kannst, Menschenleben retten, deine Theorien in die Tat umsetzen. Ich muss wissen, dass ich dir genauso wichtig bin wie deine Arbeit. Ich habe diesen Krieg gekämpft, als du es nicht konntest, ohne dass ich darauf vorbereitet gewesen wäre. Aber der Kampf muss sich auch aus einem persönlichen Grund lohnen: Ich muss dir wichtig sein. Warum bist du nicht in New York geblieben? Warum hast du dich nicht mit mir getroffen, anstatt es Drummond zu überlassen? Wenn ich bereit gewesen wäre, mich unter einem falschen Namen zu verstecken, wie Drummond es mir angeboten hat - wärst du dann überhaupt auf mich zugegangen und hättest mich wissen lassen, dass du lebst?«
»Es wäre nicht notwendig gewesen.«
Luke schüttelte den Kopf. »Sogar als ich in Gefahr war, hast du die Interessen von Quicksilver an die erste Stelle gesetzt.«
»Nein, das stimmt nicht.« Warren zögerte, so als suche er nach den richtigen Worten.
»Sag einfach, was du sagen willst, Dad.«
»Ich hab mich vor deinem Hass gefürchtet. Ich konnte es ertragen, von dir getrennt zu sein, aber ich könnte es nicht ertragen zu wissen, dass du mich hasst.«
Erneut lag eine bleierne Stille zwischen ihnen. »Ich hasse dich nicht. Ich weiß nicht, ob ich dich schon verstehen kann. Vielleicht schaffe ich es nie. Aber ich werde es versuchen. Ich weiß nur nicht, was ich jetzt tun soll.«
Warren räusperte sich. »Du kannst zurückgehen und versuchen, ein normales Leben zu führen, oder …«
»Das kann ich nicht. Ich kann mich entweder verstecken oder etwas tun, um mitzuhelfen. Verstecken will ich mich
nicht, aber die Vorstellung, mich von Quicksilver anheuern zu lassen, gefällt mir auch nicht besonders. Ich bin mir nicht sicher, ob ich schon bereit bin, dir zu verzeihen - wie soll ich da für dich arbeiten?«
»Ich verdiene jedes bisschen Zorn, das du mich spüren lässt. Und ich werde dir nicht widersprechen, wenn du sagst, dass ich es hätte besser machen können. Aber du sollst eins wissen - was du geleistet hast, die Menschenleben, die du gerettet hast … du machst mich so stolz.«
Luke blickte auf den See hinaus. Er hatte die Denkweise von Leuten studiert, die von zerstörerischen Zielen geleitet waren. Und jetzt hatte er das Gefühl, sie noch weniger zu verstehen als vorher. Seine ganzen Studien hatten ihn nicht auf das vorbereitet, was ihm durch Henry oder Mouser oder Snow widerfahren war. Doch er hatte überlebt.
Hatte er vorher irgendetwas von dem geahnt, was sich da zusammenbraute? Hatte er als Junge irgendwie gespürt, dass sein Vater so viele Geheimnisse barg? Seine Suche nach seinem Vater, seine Beschäftigung mit der Denkweise von Terroristen, seine ihn selbst überraschende Entschlossenheit, diesen Kampf weiterzuführen, als er einmal mittendrin steckte - was in ihm hatte ihn dazu veranlasst? Dieser ganze Horror hatte den alten Luke verschwinden lassen und einen neuen Menschen zum Vorschein gebracht.
Wenn er jetzt versuchte, ein normales Leben zu führen, dann würde er sich immer nach einer drohenden Gefahr umblicken. Kriege dauerten nicht ewig. Vielleicht hatte man mit Quicksilver eine echte Chance, diesen Kampf zu beenden. Sollte er sich ihnen anschließen? Sollte er seinen Beitrag leisten? Seinem Vater helfen? Vielleicht konnte er etwas dafür tun, dass Henry das Handwerk gelegt wurde und er für das, was er getan hatte, bezahlen musste. Nach unseren Erkenntnissen
muss er sie daraufhin umgebracht haben. Ja, so musste es gewesen sein. Luke dachte an die Zeit, als er Henry getröstet hatte. Eine kalte Wut stieg in ihm hoch.
»Was hättest du für mich zu tun?«
»Ich denke, du könntest durchaus irgendwann draußen im Feld arbeiten.« Warren räusperte sich und riskierte ein Lächeln. »Aber wirklich brillant wärst du als Terrorismus-Profiler. Du hast dir Tausende Leute angesehen und aus ihnen die Night Road herausgesiebt. Das könntest du wieder machen. Du könntest die nächste Generation von Terroristen finden, lange bevor sie zuschlagen. Vielleicht gibt es sogar eine Möglichkeit, sie von der Gewalt abzubringen.«
Henry hatte ihm einreden wollen, dass die Welt nicht gefährlich war. Dass die gefährlichsten Leute auf dieser Welt auf der anderen Seite des Bildschirms saßen, in ihrem selbst erschaffenen Märchenland - und jetzt wusste er: Sie waren überall und lauerten auf ihre Chance zum
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